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Man Down

Man Down

Titel: Man Down
Autoren: André Pilz
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helfe Ihnen, die Kerle zu kriegen.“
    Der Bulle strich sich mit der Hand über den Mund.
    „Ich kann ein gutes Wort für Sie einlegen“, sagte er und musterte mich. „Aber dann will ich etwas Handfestes. Kein Junkie-Bla-Bla.“ Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Also. Was haben Sie zu bieten?“
    „Max Schmeling.“
    „Max Schmeling?“
    „Mein Vorgänger. Die haben den vor ein Auto geschmissen. Alle dachten, das wäre ein Unfall mit Fahrerflucht gewesen. Aber das war kein Unfall.“
    „So?“, sagte der Bulle und lehnte sich zurück. Er tat so, als ginge ihm das am Arsch vorbei, aber ich merkte, dass ihn die Meldung interessierte. Der wollte nur nicht zeigen, dass meine Aussagen was wert waren. „Kein Unfall?“
    Ich glotzte aus dem vergitterten Fenster, ein Lindenbaum blühte draußen, ein Vogel zwitscherte, ein Rasenmäher röhrte, ich wollte raus, raus in den Frühling, ich wollte mich mit Marion im Englischen Garten treffen, ich wollte die Zeit zurückdrehen. Alles anders machen. Alles besser machen.
    „Nein, das war kein Unfall“, wiederholte ich.
    „Die Aydins haben den Klausrath also vor ein Auto geschubst?“
    „Klausrath?“
    „Na, diesen Max Schmeling.“
    „Ja“, sagte ich und zog meine Bomberjacke aus. Der Bulle staunte nicht schlecht, als er meinen frisch tätowierten Arm sah. Ich wollte dem zeigen, dass ich kein Weichei war. „Jeder verdammte Dealer in Giesing weiß, dass das die beiden waren.“
    Der Bulle tippte auf seinem Computer. Er suchte etwas und fand es scheinbar auch. Er strich sich über die Glatze und kratzte sich am Ohr.
    „Und wie sollen wir das den drei Aydins beweisen? Klausrath wird uns selbst bei einem optimalen Genesungsverlauf nie mehr Fragen beantworten können.“
    Ich saß da und glotzte auf meine Hände.
    „Senol war nicht dabei. Er hat nichts damit zu tun.“
    „Sie müssen Ihren Kumpel nicht in Schutz nehmen“, sagte der Bulle. „Im Gegenteil. Sie können ihn ohne schlechtes Gewissen verpfeifen.“
    „Er hat nichts damit zu tun.“
    „Senol Aydin war einer der Männer, die Sie verprügelt haben.“
    „Klar.“
    „Damals am Wettersteinplatz, da wurden drei junge Männer kurze Zeit später auf einer Überwachungskamera an einem Geldautomaten aufgenommen. Wollen Sie das Bild sehen?“
    Er drehte den Bildschirm zu mir. Da waren drei lachende Typen in Schwarz, und einer von den dreien war Shane.
    Fuck.
    Irgendwo in einem Raum nebenan sang Paul McCartney Yesterday all my troubles seemed so far away . Yesterday war so lange her. Eine ferne Zeit, ferne Welt.
    „Wenn Sie wissen, wer mich vermöbelt hat – warum haben Sie die drei dann nie verhaftet?“
    „Hätten wir können, wollten wir aber nicht. Dann hätte es Ärger zwischen Ihnen und Senol gegeben, aber wir wollten doch die ganze Bande bekommen, verstehen Sie?“
    Ich stand auf. Mir war schwindlig. Ich setzte mich wieder. Ich spürte den Schmerz tief in meinem Rücken. Ich hatte das Gefühl, nie wieder aufstehen zu können.
    Ich kramte in meiner Jackentasche. Ich zog den Handschuh hervor und warf ihn auf den Tisch.
    „Fordern Sie mich zum Duell?“
    „Lassen Sie ihn im Labor untersuchen.“
    „Und dann werde ich was finden?“
    „ DNA -Spuren von Schmeling.“
    „ …?“
    „Der Handschuh gehört Öcal oder Ugi, ich habe ihn gefunden, nachdem sie mich verprügelt hatten. Ich bin mir sicher, sie haben ihn auch in der Nacht getragen, als sie nach dem Unfall diesen Max an die Isar schleppten.“
    Der Bulle rümpfte die Nase.
    „Überprüfen Sie ihn“, sagte ich. „Dann haben Sie die Typen am Arsch.“
    Der Bulle öffnete eine Schublade, aus der er eine große Pinzette und einen durchsichtigen Nylonsack holte. Er griff mit der Pinzette nach dem Handschuh und warf ihn in die Tüte.
    „Sie schauen zu viel CSI .“
    „Ich habe keinen Fernseher.“
    „Sie haben keinen Fernseher?“
    „Ich höre die Kisten meiner Nachbarn, das reicht mir.“
    Der Bulle warf die Tüte in eine Ablage auf dem Schreibtisch.
    „Was tut man denn so den ganzen Tag, wenn man arbeitslos ist? Wie verbringt man da seine Zeit? Verstehen Sie mich nicht falsch, das soll keine Provokation sein. Ich möchte es wirklich wissen. Was macht man mit der Zeit, wenn man keinen Job und kein Geld hat?“
    „Auf ein Wunder hoffen. Oder verzweifeln. Je nachdem. Es gibt gute Tage und es gibt schlechte Tage. Manchmal hilft es, wenn man sich wegbeamt.“
    „Und irgenwann kommt man auf die Idee, Drogen zu schmuggeln.“
    „Ich
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