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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 05. Zaertliche Suenderin
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junge Mann mit seinem fas-zinierenden Aussehen daran bestimmt schon gewöhnt.
    »Ich kannte mal einen Earl auf Kettering, der Langton hieß«, sagte der andere Mann plötzlich. »Netter Kerl, hat aber wohl ein schlimmes Ende genommen, wie ich hörte. Natürlich sind Sie nicht mit ihm verwandt.«
    Gott sei Dank hatte er den Satz nicht als Frage, sondern als Feststellung formuliert, also mußte sie nicht lügen.
    Aber es war doch ein schrecklicher Moment, als er ihren Vater erwähnte. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, ihren richtigen Namen zu nennen? Anscheinend hatte sie überhaupt nicht nachgedacht, und jetzt war es zu spät.
    »Wenn sie nicht mit ihm verwandt ist, Percy, warum er-wähnst du es dann?« fragte Derek trocken.
    Percy zuckte mit den Schultern. »Das war damals eine interessante Geschichte, und ihr Name hat mich daran erinnert. Übrigens, ist dir der Ausdruck auf Ashfords Gesicht aufgefallen, als er an uns vorbeikam?«
    »Das war kaum zu übersehen, alter Junge.«
    »Glaubst du, wir bekommen noch Ärger deswegen?«
    »Der Kerl ist ein Widerling und ein Feigling. Ich wünsche mir wirklich, daß wir Ärger mit ihm bekommen.
    Ich brauche bloß einen Grund, um noch mal den Boden mit ihm aufzuwischen. Aber solche Kerle quälen nur die, die sich nicht wehren können.«
    Kelsey erschauerte, als sie die Wut in Dereks Tonfall spürte. Sie war sich nicht sicher, hatte aber das Gefühl, daß sie über den blauäugigen Mann sprachen, der auf sie geboten hatte und dann so wütend verschwunden war. Und wenn das so war, dann waren ihm diese Herren offenbar schon vorher begegnet.
    Sie wollte jedoch nicht fragen, ging statt dessen zum Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl, der ihr angeboten worden war, in der Hoffnung, dort unbemerkt zu bleiben. Das war jedoch ein Fehler, denn sofort richteten sich beider Blicke wieder auf sie. Sie rutschte unruhig hin und her, fühlte sich jedoch zu müde und erschöpft von dem nervösen, angstvollen Zustand, in dem sie den ganzen Tag gewesen war.
    Gleichzeitig verspürte sie leichten Zorn und sagte deshalb: »Achten Sie gar nicht auf mich, meine Herren.
    Fahren Sie nur mit Ihrer Unterhaltung fort.«
    Percy blinzelte sie verwirrt an. Dereks Augen verengten sich. Und sofort bemerkte sie, was sie falsch gemacht hatte – schon wieder. Sie mochte zwar in dem grellroten Kleid, das sie trug, nicht wie eine Dame aussehen, aber jetzt gerade hatte sie sicher genau wie eine geklungen. Aber daran konnte sie nun auch nichts mehr ändern. Sie konnte sich nicht anders geben, als sie war. Selbst wenn sie versuchte, sich weniger kultiviert auszudrücken, und selbst wenn ihr das auch eine gewisse Zeitlang gelänge, würde sie sich doch irgendwann verraten, und dann hätte sie um so mehr zu erklären.
    Deshalb beschloß sie, einfach zu lügen. Die Wahrheit konnte sie ihnen natürlich nicht sagen.
    Sie schenkte den beiden Männern einen unschuldigen Blick und fragte: »Habe ich etwas Unschickliches gesagt?«
    »Es geht nicht um das, was Sie gesagt haben, meine Liebe, sondern darum, wie Sie es gesagt haben«, erwiderte Derek.
    »Wie ich es gesagt habe? Oh, meinen Sie meine Ausdrucksweise? Ja, ich überrasche Menschen gelegentlich.
    Aber wissen Sie, meine Mutter war Gouvernante, und ich habe die gleichen Lehrer gehabt wie ihre Schützlinge. Eine sehr erhebende Erfahrung, wenn ich so sagen darf.«
    Sie mußte über den Seitenhieb lächeln, ob die beiden ihn nun verstanden oder nicht. Percy entspannte sich, weil er ihr sofort glaubte. Derek jedoch runzelte noch immer die Stirn.
    Nach einer Weile sagte er ihr auch den Grund. »Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß Ihnen dies ermög-licht wurde, wo doch die meisten Lords so den Tradi-tionen verhaftet sind, daß sie der Überzeugung sind, die niedrigeren Schichten sollten bei ihresgleichen bleiben und in Unwissenheit gehalten werden.«
    »Ach, es gab gar keinen Lord, der ja oder nein sagen konnte, nur die Witwe eines Lords, für die meine Mama arbeitete, und die hat sich wirklich überhaupt nicht darum gekümmert, was mit den Kindern ihrer lebenslänglichen Bediensteten passierte. Ja, sie hat es meiner Mutter sogar erlaubt. Meine Mama hat sich diese Frei-heiten nicht selbst herausgenommen. Und ich werde der Lady ewig dankbar sein — weil sie sich wirklich überhaupt nicht um uns gekümmert hat.«
    Percy hustete und kicherte leise.
    »Gib Ruhe, alter Knabe. Was du gedacht hast, ist nicht möglich, und das weißt du auch.«
    Derek schnaubte: »Als
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