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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
Autoren: Tonino Benacquista
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der Wahrheit. Niemand würde irgendetwas bemerken oder ahnen, ich würde keine Lawine lostreten, der Leser würde sagen: » Ach, ein Roman « , das Buch zuklappen und den Inhalt bald wieder vergessen. Mir selbst ist es inzwischen egal, ob man mir glaubt oder nicht. Ich will einfach nur Geschichten erzählen, eine nach der anderen; ich will mir am Ende einer Seite überlegen, wie es auf der nächsten weitergehen soll, und dann auf der übernächsten und so weiter und so fort bis zum Schluss. Nur ein Roman, zum Teufel noch mal! Mit guten und bösen Figuren, mal lustig, mal traurig. Ich muss nicht krampfhaft den Seriösen mimen, noch muss ich einen bleibenden Eindruck hinterlassen, noch muss ich besonders clever sein. Ich erzähle einfach, wie es weitergeht. Das Leben hat mich gelehrt, dass man manchmal auf die Fortsetzung warten muss. Aber sie kommt. Was kann von einem zum anderen Jahr alles passieren, manchmal sogar von einer Stunde zur nächsten. Und bis du schließlich das Wort » Ende « darunterschreibst, kann sich so viel verändern. Da hast du dir ein paar gute Sachen ausgedacht, die sich aber als äußerst kompliziert erweisen. Andere, die dich in die Verzweiflung getrieben haben, sind plötzlich die Lösung! Man muss eben Geduld haben.
    Quint und ich hatten beschlossen, uns diese Vollstrecker aus Newark vorzunehmen. Newark? Welcher Teufel hatte sie geritten, dieses Paradies für Taugenichtse zu verlassen ... Dort war doch alles erlaubt. Gut, es gab nur endlos lange graue Straßen und Häuserreihen, in denen sich wie beim Gebiss eines alten Mannes seltsame Lücken auftaten. Und man musste schon sehr früh aufstehen, um der Stadt irgendetwas abgewinnen zu können, selbst wenn man hier geboren war. Und dennoch war das Leben hier viel intensiver als anderswo. Der Geschmack der Pasta, die hinterlistigen Bemerkungen, die Frauen waren leidenschaftlicher, Freunde waren Freunde bis in den Tod, selbst das Blut war röter als anderswo. Wer Newark nie kennengelernt hat, muss sich fühlen wie ein wildes Tier, das im Zoo geboren wurde.
    Gott hat die Versuchung geschaffen, der Teufel die Hölle und der Mensch Newark. Wenn du von da vertrieben wirst, kommt dir der Rest der Welt vor wie eine öde Wüste.
    Wie bescheuert also von ihnen, von dort wegzugehen , um mich zu erledigen. Don Mimino, ihr heiliger Schutzpatron, der in Rikers Island verrottet, hatte sie beauftragt, mich in kleine Stücke zu zerschneiden und aus meiner Schwarte ein hübsches Reiseköfferchen zu basteln. Aber da der Alte derzeit reiseunfähig ist, hat er seine Meinung im letzten Moment geändert. Er liest ja eine Menge, vor allem altes Zeug, und so kam er auf die Idee, aus meiner Haut neue Einbände für seine alten Schmöker zu machen. (Anscheinend will Don Mimino seine Zeit im Knast nutzen, um den ganzen Shakespeare rauf- und runterzulesen, bis er die Schönheit jedes Verses bis aufs Letzte ausgekostet und seinen tieferen Sinn voll und ganz verstanden hat. An Zeit dazu mangelt es ihm ja nicht.) Gibt es etwas Herrlicheres, als Hamlet zu lesen und dabei unter deinen Fingern die gegerbte Haut des Typen zu spüren, dem du deinen Niedergang verdankst? Don hat keine Kosten gescheut, die fünf Familien haben ihre besten Männer geschickt, alle handverlesen und Meister ihres Fachs. Ich fühlte mich natürlich geschmeichelt. Schließlich war ich der Grund für dieses Elite-Treffen.
    » Wie viele, denkst du, sind es? « , hat mich Quint gefragt.
    » Irgendwas zwischen den Glorreichen Sieben und dem Dreckigen Dutzend. «
    Und so marschierten er und ich Arm in Arm durch die Straßen von Cholong. Um das wirklich zu glauben, musste man es einfach gesehen haben. (Hier möchte ich einen kleinen Einschub machen. Vor allem für einen Amerikaner ist der Name » Cholong « kaum aussprechbar. Deshalb taufe ich die Stadt hiermit um auf » So Long « .) Tom versteckte sein Waffenarsenal unter einem langen Regenmantel, dessen Gürtel er wegen einer MPi, das auf seinen Bauch geschnallt war, nicht festziehen konnte. Ihr hättet seinen coolen Gesichtsausdruck sehen sollen. Er gab den braven Bürger, dabei trug er über der Schulter noch ein Langstreckengewehr von sechseinhalb Kilo, eine Waffe, wie sie jeder Scharfschütze liebt, und die auch in ihrer Schutzhülle schwerlich an etwas anderes erinnerte als an ein Langstreckengewehr von sechseinhalb Kilo.
    » Wir sollten einen Plan machen, Fred. «
    » Einen Plan? Wir schießen auf jeden, der uns vor die Flinte kommt. Das ist der Plan
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