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Maigret und Monsieur Charles

Maigret und Monsieur Charles

Titel: Maigret und Monsieur Charles
Autoren: Georges Simenon
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eine geschickte Schauspielerin, die sich, um den Journalisten und Fotografen gegenüberzutreten, binnen weniger Minuten in eine Dame der Gesellschaft verwandelt hatte.
    Maigret ging ein Stück über den Pont-Neuf und machte in der »Brasserie Dauphine« halt.
    »Einen Pastis, wie neulich?«
    »Nein. Einen Cognac...«
    Das war eine Herausforderung. Er machte es so wie sie. Er trank Cognac. Und der erste Schluck brannte ihm in der Kehle. Er nahm trotzdem ein zweites Glas, bevor er in Richtung Kriminalpolizei weiterging.
    Auf seinem Schreibtisch erwartete ihn eine Akte, dieselbe, die er mit seinem Kollegen von der Sitte durchgesehen hatte.
    Er nahm sie und brachte sie ins Büro der Inspektoren. Von denen waren in diesem Augenblick etwa zwanzig im Raum.
    »Ich brauche zehn von euch, diejenigen, die am wenigsten wie Polizisten aussehen...«
    Er erntete damit zum Teil pikiertes Grinsen.
    »Da ist eine Liste aller Nachtlokale und Nachtclubs von Paris... Saint-Germain-des-Prés und Montmartre könnt ihr außer Acht lassen. Nehmt euch nur das VIII. Arrondissement und Umgebung vor...«
    Er gab Lucas die Liste, ebenso ein Dutzend der Cannes-Fotografien.
    »Ihr braucht euren Beruf nicht zu verheimlichen, aber vermeidet es trotzdem, zu sehr aufzufallen... Jeder von euch bekommt ein Foto und eine bestimmte Anzahl Adressen... Die sucht ihr gegen Mitternacht auf... Ihr befragt den Barmann, eventuell auch den Besitzer, den Oberkellner und die Animierdamen... Merkt euch das Datum 18. Februar... Merkt euch auch den Namen Monsieur Charles... Ach, ich vergaß, da sind ja auch die Blumenhändlerinnen, die von Lokal zu Lokal gehen... Ich weiß, es wäre ein Wunder, aber ich möchte wissen, ob nicht irgendjemand Monsieur Charles am 18. Februar gesehen hat...«
    Er händigte Lucas die Akte aus und kehrte in sein Büro zurück, immer noch mit sorgenvoller Miene.
    Vielleicht war es ein Schlag ins Wasser, aber manchmal kam es ja vor, dass sich die Leute eines Geburtstags oder irgendeines zufälligen Ereignisses wegen an ein bestimmtes Datum erinnerten.
    Lapointe war ihm nachgelaufen.
    »Sie erlauben, Chef?... Ich möchte Ihnen einen Anruf melden, den ich mir während Ihrer Abwesenheit erlaubt habe, für Sie anzunehmen... Er kam von der Stadtpolizei. Aus Puteaux ist gemeldet worden, dass ein Schutzmann auf einen schwarzen Citroen DS aufmerksam geworden ist, der seit einigen Tagen in der Nähe eines unbebauten Geländes steht. Er hat einen Bericht verfasst. Es sollen Blutflecken auf dem Beifahrersitz, genauer gesagt, auf der Rückenlehne sein...«
    »Wem gehört der Wagen?«
    »Einem gewissen Dennery, Inspektor beim Straßenbauamt, er wohnt in der Rue La-Boetie.«
    »Wann ist ihm das Auto gestohlen worden?«
    »Das ist ja gerade das Interessante: am 18. Februar... Er hat den Diebstahl beim zuständigen Kommissariat gemeldet... Kein Mensch hat an diese verlassene Ecke in Puteaux gedacht...«
    »Sind die Kennzeichen ausgewechselt worden?«
    »Nicht mal das. Deshalb konnte der Eigentümer sofort ermittelt werden...«
    »Wo ist das Auto?«
    »Ich habe den Polizeikommissar von Puteaux gebeten, es stehenzulassen, unter der Bewachung eines Polizisten...«
    Endlich ein handfestes Indiz! Ein ganz kleines zwar nur, das aber möglicherweise zu etwas führen konnte.
    »Verbinde mich mit Doktor Grenier...«
    Sofern er nicht gerade mit einer Autopsie beschäftigt war!
    »Grenier? Hier ist Maigret. Ich brauche Sie.«
    »Jetzt gleich?«
    »Sobald wie möglich...«
    »Schon wieder eine Leiche?«
    »Nein. Aber das Auto, in dem wahrscheinlich eine Leiche transportiert wurde.«
    »Wohin soll ich kommen?«
    »Hierher. Ich weiß nicht genau, wo sich der Wagen befindet; wir fahren beim Kommissariat von Puteaux vorbei, dort wissen sie Bescheid.«
    »Einverstanden. Geben Sie mir eine Viertelstunde.«
    Danach rief Maigret Moers vom Erkennungsdienst an.
    »Ich brauche deine Spezialisten, die sich mit dem Notar befasst haben...«
    »Die sind hier. Wohin sollen sie kommen?«
    »Zum Kommissariat von Puteaux. Dort wird man ihnen sagen, wo sich das Auto befindet.«
    Maigret vergaß darüber ein wenig den unerfreulichen Nachmittag, den er hinter sich hatte. Er ließ Doktor Grenier einsteigen, und Lapointe setzte sich ans Steuer und fuhr sie nach Puteaux, was um diese Zeit gar nicht so einfach war.
    »Kommt selten vor, dass man Sie hier sieht, Herr Direktor ...«
    »Ich möchte, dass uns einer Ihrer Männer zu dem Auto bringt, das eben gefunden wurde.«
    »Das ist kein
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