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Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret
Autoren: Georges Simenon
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Maigret an seinen ›Mitschüler‹ richtete, und hätte gewiß am liebsten dagegen protestiert.
    »Gestehen Sie, Monsieur van Greef, es ist Ihnen gar nicht so unlieb, daß das ein großes Aufsehen erregen wird.«
    Und nun gar noch dieses ›Monsieur‹, das Moricourt in tiefster Seele verletzte.
    »Wenn man das alles nur allein weiß, macht es schließlich keinen Spaß mehr. Sie lieben Ihr jetziges Leben nicht, Monsieur van Greef.«
    »Ebensowenig das Ihre, noch das, das man mir aufzwingen wollte.«
    »Sie lieben nichts.«
    »Ich liebe mich nicht.«
    »Und Sie lieben auch nicht dieses kleine Mädchen, das Sie, um ihre Eltern zur Raserei zu bringen, so schnöde entführt haben? Seit wann verlangt es Sie, einen Ihresgleichen zu töten? Ich sage nicht: aus Notwendigkeit, um zu Geld zu kommen oder um einen lästigen Zeugen zu beseitigen. Ich meine das Töten um des Tötens willen. Man will nur sehen, wie das vor sich geht und welche Empfindungen man dabei hat. Und man schlägt dann sogar mit einem Hammer der Leiche den Schädel ein, um sich zu beweisen, daß man starke Nerven hat.«
    Die Lippen des Holländers verzogen sich zu einem leisen Lächeln. Philippe, der es zufällig bemerkte, verstand nicht, was es bedeuten sollte.
    »Soll ich euch beiden jetzt voraussagen, wie das weitergeht? Ihr seid zum Schweigen entschlossen, der eine wie der andere. Ihr seid überzeugt, daß es keine Beweise gegen euch gibt. Niemand hat den Tod Marcellins miterlebt. Niemand auf der Insel hat wegen des Mistral den Schuß gehört. Man hat die Waffe nicht aufgefunden, die wahrscheinlich auf dem Meeresgrund liegt. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, Nachforschungen anzustellen. Die Fingerabdrücke werden ebenfalls nichts ergeben. Es wird eine lange Untersuchung werden. Der Richter wird euch geduldig verhören, wird sich nach eurem Vorleben erkundigen, und die Zeitungen werden viel von euch reden. Man wird dabei besonders betonen, daß ihr beide aus guter Familie seid.
    Ihre Freunde vom Montparnasse, van Greef, werden mit Nachdruck erklären, Sie hätten Talent. Man wird Sie als einen Phantasten und unverstandenen Menschen hinstellen.
    Man wird auch von den beiden kleinen Versbänden sprechen, die Moricourt veröffentlicht hat.«
    Wie glücklich mußte dieser sein, endlich einen Punkt für sich buchen zu können!
    »Die Journalisten werden den Richter in Groningen und Madame de Moricourt in Saumur interviewen. In den kleinen Blättern wird man sich über Mrs. Wilcox weidlich lustig machen, und sicherlich wird ihre Botschaft Schritte unternehmen, um die Nennung ihres Namens soweit wie möglich zu verhindern.«
    Er trank mit einem Zug ein halbes Glas Bier aus und setzte sich dann auf die Fensterbank mit dem Rücken zu dem in der Sonne brütenden Platz. »Van Greef wird weiter schweigen, weil das in seiner Natur liegt, weil er keine Angst hat.«
    »Und ich werde den Mund aufmachen?« höhnte Philippe.
    »Ja, du wirst reden. Weil du ein Waschlappen bist, weil du alle am meisten anwidern wirst, weil du einigermaßen heil davonkommen willst, weil du feige bist und davon überzeugt, daß du nur durch Reden deine kostbare Haut retten kannst.«
    Van Greef blickte zu seinem Kameraden hin, und ein vieldeutiges Lächeln spielte dabei um seine Lippen.
    »Wahrscheinlich wirst du schon morgen aussagen, wenn in einem richtigen Polizeilokal handfeste Männer dich mit ihren Fäusten vernehmen werden. Du schätzt Schläge ja nicht sehr, Philippe.«
    »Man ist dazu nicht berechtigt.«
    »Man ist auch nicht dazu berechtigt, eine arme Frau auszunehmen, die nicht mehr weiß, was sie tut.«
    »Oder die es nur allzugut weiß. Bloß weil sie Geld hat, verteidigen Sie sie.«
    Maigret hatte nicht das Verlangen, auf ihn zuzugehen, um ihn von neuem beide Arme hochheben zu sehen.
    »Du wirst sprechen, vor allem wenn du siehst, daß van Greef mehr Chancen hat als du, davonzukommen.«
    »Er war auf der Insel.«
    »Er hatte ein Alibi, er auch. Du warst bei der Alten, und er war mit Anna zusammen.«
    »Anna wird sagen …«
    »Was wird sie sagen?«
    »Nichts.«
    In der ›Arche‹ aß man jetzt zu Mittag. Jojo schien nicht ganz den Mund gehalten zu haben, oder aber die Leute witterten etwas, denn man sah von Zeit zu Zeit ein paar Gestalten um die Bürgermeisterei herumstreichen.
    Gleich würde es einen großen Volksauflauf geben.
    »Ich hätte große Lust, euch beide jetzt allein zu lassen. Was halten Sie davon, Mr. Pyke? Natürlich müßte sie jemand bewachen, denn sonst
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