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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch
Autoren: Michael Ridpath
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Minuten.«
    Baldur lächelte immer noch nicht, der Polizeichef schon. »Danke« war alles, was der Inspektor hervorbrachte.
    »Fußspuren?«, fragte Magnus und schaute auf den Boden. Auf lackiertem Holz wären Fußspuren besonders gut zu erkennen.
    »Ja«, sagte Baldur. »Von einer Person, Größe fünfundvierzig. Was seltsam ist.«
    Jetzt stand Magnus eine Frage ins Gesicht geschrieben. »Warum?«
    »Isländer ziehen normalerweise ihre Schuhe aus, wenn sie ein Haus betreten. Es sei denn, sie sind bei Fremden zu Besuch. Wir forschen immer genauso gründlich nach Fasern von Socken wie nach Fußspuren.«
    »Aha«, meinte Magnus. »Ist bei den Papieren auf dem Schreib tisch etwas Interessantes dabei?«
    »Das ist hauptsächlich Universitätskram, Aufsätze von Studenten, Entwürfe für Artikel über isländische Literatur, solche Sachen. Wir müssen das noch mal gründlicher durchgehen. Da stand ein fartölva , den die Techniker zur Analyse mitgenommen haben.«
    »Entschuldigung, was ist ein fartölva ?«, fragte Magnus. Er kannte zwar den Unterschied zwischen einer Hellebarde und einer Streitaxt, doch bei moderneren isländischen Ausdrücken war er aufgeschmissen.
    »Ein kleiner Computer, den man herumtragen kann«, erklärte Baldur. »Es gibt auch ein Tagebuch mit einem Eintrag, der uns verrät, wer gestern Abend hier war.«
    »Der Polizeichef sprach von einem Amerikaner«, sagte Magnus. »Wohl mit Schuhgröße fünfundvierzig, was?« Er hatte keine Ahnung, was das umgerechnet in eine amerikanische Größe war, vermutete aber, es sei ziemlich groß.
    »Ein Amerikaner. Oder Brite. Er heißt Steve Jubb und war gestern Abend um halb acht hier. Wir haben auch eine Telefonnummer. Sie ist vom Hótel Borg , dem besten Hotel in Reykjavík. Wir holen ihn gerade ab. Wenn du mich bitte entschuldigst, Snorri, aber ich muss jetzt zurück zur Zentrale und ihn befragen.«
    »Vergiss bitte nicht, Magnus bei der Befragung hinzuzuziehen«, sagte der Polizeichef.
    Baldurs Gesicht blieb ausdruckslos, aber Magnus spürte, dass er innerlich kochte. Das konnte Magnus ihm nicht zum Vorwurf machen. Wahrscheinlich war dies hier einer der größten Fälle des Jahres für Baldur, da würde er nicht viel Lust haben, ihn unter den Augen eines Ausländers zu bearbeiten. Magnus mochte mehr Erfahrung mit Mordfällen haben als Baldur, aber er war mindestenszehn Jahre jünger und rangniedriger. Diese Kombination musste den Älteren wurmen.
    »Natürlich«, sagte er. »Ich hole Árni, der kümmert sich um dich. Er fährt mit dir aufs Polizeipräsidium und zeigt dir dort alles. Und ja, komm später auf jeden Fall vorbei, dann sprechen wir über Steve Jubb.«
    »Danke, Inspektor«, sagte Magnus, bevor er sich auf die Zunge beißen konnte.
    Baldurs Blick huschte zu Magnus hinüber. Der Fauxpas verriet ihm, dass Magnus doch kein echter Isländer war. Baldur rief einen Beamten herbei, der Magnus begleiten sollte, und fuhr dann mit dem Polizeichef zurück nach Reykjavík.
    »Hi, wie geht’s?«, sagte der Kollege in flüssigem Englisch mit amerikanischem Einschlag. »Ich heiße Árni. Árni Holm. Wie der Terminator, okay?«
    Árni war groß und erschreckend dünn, hatte kurzes helles Haar und einen Adamsapfel, der beim Sprechen unkontrolliert hüpfte. Árni grinste breit und freundlich.
    »Komdusæll« , sagte Magnus. »Ich freue mich, dass du meine Sprache sprichst, aber ich muss wirklich mein Isländisch verbessern.«
    »In Ordnung«, sagte Árni auf Isländisch. Er war enttäuscht, seine Englischkenntnisse nicht unter Beweis stellen zu können.
    »Obwohl ich keine Ahnung habe, was ›Terminator‹ auf Isländisch heißt.«
    »Tortímandinn« , übersetzte Árni. »Manche nennen mich auch so.« Magnus konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Árnis dürrer Körper ließ keinerlei Ähnlichkeit mit dem kalifornischen Gouverneur erkennen. »Gut, nicht viele, das gebe ich zu«, sagte Árni.
    »Du sprichst sehr gut Englisch.«
    »Ich habe in den Staaten Kriminologie studiert«, erwiderte er stolz.
    »Aha, wo denn?«
    »Am Kunzelberg College in Indiana. Ist eine kleine Schule, abersie hat einen sehr guten Ruf. Vermutlich hast du noch nicht davon gehört.«
    »Hm, das stimmt«, erwiderte Magnus. »Wo geht’s jetzt hin? Ich würde Baldur gern bei der Befragung dieses Steve Jubb Gesellschaft leisten.«

Als Erstes stellte Magnus fest, dass Steve Jubb kein Amerikaner war. Er hatte einen britischen Akzent und kam aus Yorkshire, wie sich zeigte. Jubb arbeitete als
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