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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel
Autoren: Sabine Städing
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umher.
    Hier waren offensichtlich härtere Geschütze nötig.
    »Nun, es scheint, mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm einen großen Schluck meiner Brechwurzessenz einzutrichtern«, überlegteLinette laut. »Es ist natürlich furchtbar unangenehm und ich tue es bestimmt nicht gerne, aber …«
    Der Truthahn horchte auf.
    »Jooojo, es hat sich schon mancher die Seele aus dem Leib gekotzt. Kein schöner Tod, aber was soll man machen?« Düster schüttelte Jacko den Kopf.
    Langsam wurde der Truthahn nervös, er tippelte auf der Stelle, sträubte sein Gefieder und kollerte beunruhigt.
    »Du hast recht«, erwiderte Linette, »doch was soll ich tun? Ich habe keine andere Wahl. Ich brauche den Sämling unbedingt.« Entschlossen stand sie auf.
    Offenbar hing der Truthahn an seinem Leben. Er kollerte einmal laut, dann rollte er mit den Augen und fing an, seinen Körper vor und zurück zu wiegen. Aus seinem Magen kamen bedrohlich gluckernde Geräusche. Lauter und lauter wurde das Gluckern, während der Hahn sich immer schneller vor und zurück bewegte.
    »Gleich spuckt er ihn aus«, sagte Jacko zufrieden.
    »Aber nicht in meiner Stube!« Blitzschnell öffnete Linette das Fenster, wuchtete den fetten Truthahn auf die Fensterbank und stieß ihn hinaus. Da würgte er auch schon einen schleimigen Körnerbrei hervor und rannte böse kollernd über ein Beet mit zarten Erdbeerpflänzchen davon.
    »Ist ja ekelhaft«, murrte Jacko, während er tief gebeugt über dem Körnerbrei kniete. »Hätte nicht gedacht, dass ich mal in Truthahnkotze stochern muss.«
    »Jacko!«, tadelte Linette milde. »Da ist er!« Mit spitzen Fingern pickte sie den Sämling heraus und eilte ins Haus, ohne sich um Jackos angeekeltes Gesicht zu kümmern. Schnell warf sie eine Handvoll Erde auf den Tisch, drückte den Sämling hinein und spuckte dreimal darauf. Anschließend deckte sie alles mit Jackos Zipfelmütze ab.
    Linette ließ die Mütze nicht aus den Augen, während ihreHände seltsame Zeichen in die Luft malten und ihre Lippen geheime Hexenworte formten:
    Samen der Erinnerung,
    gebe Preis den wahren Grund,
    weshalb du auf den Weg gebracht.
    Gehorche meiner Hexenmacht!
    Sofort begann die Mütze zu zucken. Sie beulte sich nach rechts und links und schoss dann einen halben Meter in die Höhe, um dort oben zu thronen.
    Linette zog die Mütze ab und griff nach dem Sämling, der sich inzwischen zu einer vergilbten Schriftrolle entwickelt hatte.
    »Was steht drin?«, fragte Jacko, der ihr ins Haus gefolgt war.
    »Moment«, murmelte Linette und überflog rasch den Inhalt der Rolle.
    »Pestilla ruft uns an Samhain auf den Blocksberg. Nach acht Jahren findet endlich wieder eine Hexenweihe statt.«
    »An Samhain sagst du? Feiern die Menschen da nicht ihr verrücktes Halloween?«
    »Du hast recht, Pestilla hatte schon immer Sinn für Humor«, seufzte Linette.

Drittes Kapitel
Was ’n das?

    »Ist Tante Linette eigentlich nett?«, fragte Magnolia, während sie die letzten Kilometer nach Rauschwald zurücklegten. Sie hatte beschlossen, nicht mehr an die Raben zu denken.
    »Nenn sie Tante Linny, dann ist sie nett«, gab ihre Mutter munter zur Antwort. Magnolia runzelte die Stirn. »Nein im Ernst«, fügte ihre Mutter hinzu, »sie ist ähmm … etwas verschroben, würde ich sagen. Eine alte Jungfer.«
    »Wieso verschroben?«, wollte Magnolia wissen und lehnte sich nach vorne, um besser zu hören.
    Ihre Mutter lachte und zwinkerte ihr im Rückspiegel zu.
    »Na ja, sie versteht sich auf Kräuterkunde und Liebeszauber. Manchmal steht die halbe Stadt bei ihr Schlange. Aber die Leute würden sich lieber die Zunge abbeißen als es zuzugeben.«
    »Zzzzzzzz«, Magnolia war sich nicht sicher, ob sie das nun witzig oder ätzend finden sollte.
    »Da unten ist es!«, rief ihre Mutter und deutete auf eine Ansammlung von Häusern, deren Dächer rot in der Sonne leuchteten.
    »Das ist Rauschwald!«
    »Scheint ein mieses kleines Dorf zu sein«, bemerkte Magnolia mürrisch.
    »Das ist kein Dorf, sondern eine kleine Stadt. In Rauschwald gibt es alles, was man zum Leben braucht. Sie haben sogar eine eigene Schule, die du auch bald besuchen wirst.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Tante Linny wohnt außerhalb, deshalb wirst du heute wohl noch nicht in den Genuss des aufregenden Stadtlebens kommen.«
    Magnolia zuckte die Schultern. Kein besonders schmerzlicher Verzicht, soweit sie die Sache beurteilen konnte.
    Die Straße machte einen Bogen um die Stadt und schlängelte sich durch grüne
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