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Magische Verführung

Magische Verführung

Titel: Magische Verführung
Autoren: Nalini Singh
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nicht so freundlich zu ihr war, wie ich es vielleicht hätte sein sollen.
    Aber es gefällt mir nicht, wie sie immer belästigt wird. Und auch noch von der Polizei!« Da war eine Spur Wut in der Stimme seiner Mutter, von der er wusste, dass sie meist Ärger bedeutete. »Ich weiß nicht, was sich ihre Eltern gedacht haben, sie hier in dieser Stadt zu lassen, wo sie so sehr heraussticht. Es wäre besser, sie auf ein Internat in einer großen Stadt zu schicken. Ich glaube, ich werde ihnen schreiben und ...«
    »Mom!«
    »Entschuldige, mein Schatz. Aber es macht mich so wütend. Ich denke, dass Cass kein Valentinsgeschenk bekommt, weil die Leute hier Angst vor ihr haben. Sie können keine Schönheit in dem sehen, was sie fürchten.«
    Mac dachte darüber nach. Er hatte keine Angst vor Cass.
    Das war das erste Jahr, in dem Mac Tanner Cass Hamilton eine Rose zum Valentinstag schenkte. »Ich habe sie im Garten meiner Mutter gepflückt«, flüsterte er ihr durch das offene Fenster zu. »Ich bin nur einen Tag zu spät.«
    Cass lächelte so breit und strahlend, dass er dachte, er würde in dem Glanz verbrennen. »Oh, Mac, du hast mir den Glauben an die Hoffnung wiedergegeben.«
    Er konnte sein Geheimnis nicht länger bewahren. »Ich werde dich heiraten, Cass.«
    »Ich weiß.« Dann lehnte sie sich aus dem Fenster und küsste ihn auf die Wange.
    Er wusch sein Gesicht eine Woche lang nicht.
    Im nächsten Jahr küsste sie ihn auf die andere Wange. »Wenn du nur älter wärst«, sagte sie mit einem Lachen.
    Aber ihm fiel auf, dass sie sich keine Valentinskarte mehr geträumt hatte. Sie hatte auf seine Rose gewartet.
    Im dritten Jahr bat er sie, ihn auf beide Wangen zu küssen. Sie tat es mit funkelnden Augen.
    Im vierten Jahr hatte sie etwas Wundervolles für ihn. Es war eine Briefmarke von der Raumstation. »Ich dachte, dass dir das besser gefallen würde als eine Rose. Meine Eltern haben mir einen Brief geschickt.«
    »Cass, das ist...« Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen, so sehr freute er sich. Aber selbst in seiner Begeisterung hörte er ihren Schmerz. »Du vermisst deine Mutter und deinen Vater, hm?«
    Sie saß auf dem Fensterbrett und zuckte mit den Schultern. »Eigentlich kenne ich sie gar nicht richtig. Ich liebe meine Großmutter und meinen Großvater, und ich weiß, dass sie mich auch lieben. Meine Eltern ... ich habe das Gefühl, dass sie nicht so richtig wissen, was sie von mir halten sollen.«
    Er wagte es, ihre Hand zu nehmen. Als sie sie nicht zurückzog, dachte er, sein Herz würde explodieren. »Nächstes Jahr werde ich zwölf sein, und dann kann ich dir sagen, dass ich dich auch liebe.«
    Sterne leuchteten in ihren Augen, als sie sich näher beugte. »Warum mit zwölf?«
    »Weil ich dann langsam ein Mann werde.« Er hatte keine Zeit zu verlieren. »Und wenn ich sechzehn bin, werden wir heiraten.«
    Eine lange Stille folgte, während sie ihn mit ihrem Träumer-Blick ansah. »Du bist schon mehr Mann als die meisten hier in der Stadt, Mac. Deine Frau zu sein, wird einfach wunderbar. Ich werde darauf warten, im nächsten Jahr von dir zu hören, dass du mich liebst, und ich werde dich nicht auf die Wange küssen.«
    Aber im nächsten Jahr, dem Jahr, als Mac zwölf wurde, war Cass nicht länger da, um seine Rose entgegenzunehmen und ihn endlich auf die Lippen zu küssen. Fünf Monate zuvor waren die Hüter gekommen und hatten sie mitgenommen. Sie war ihnen zu ähnlich, hatten sie gesagt. Die Erde war noch nicht bereit für die Schönheit und das Wunder von Cass' Träumen. Macs Mutter holte ihn an jenem Tag von der Schule ab, obwohl sie nur wenige Minuten entfernt wohnten. Sie nahm ihn mit zu einer Wiese voller Wildblumen, und dann erzählte sie ihm, dass Cass fort war.
    Sein Herz brach, aber er weinte nicht. »Dann muss ich eben Astronaut werden, Mom. Damit ich sie finden kann.«
    »Oh, Mac.« Tränen glänzten in den Augen seiner Mutter. »Ich habe immer gesagt, dass du alles tun kannst, was du dir vornimmst, aber, mein Liebling, du bist zu krank.«
    Seit Jahren schon fraß ihn die Leukämie bei lebendigem Leib auf. Es war ein Wettlauf mit der Zeit.
    Aber an jenem Tag, auf der Wiese, die vor Leben und Farbe nur so strotzte, wusste Mac, dass Cass ihm ein letztes Geschenk gemacht hatte. »Ich werde gesund werden, Mom. Das verspreche ich dir.«
    Seine Mutter glaubte ihm nicht, aber zwei Jahre später gab es keine Spur von Krebs mehr in seinem Körper. »Ich wette, Cass musste lange schlafen, um das zu schaffen.«
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