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Magische Insel

Titel: Magische Insel
Autoren: L. E. Modesitt
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beinahe ausgelernt und baute sich ein eigenes Haus, wobei ihm eine Frau half, die Corso hieß. Sie war bei einem Steinmetz in der Lehre. Sie war größer als wir, lächelte aber viel. Sie und Koldar gaben ein gutes Paar ab. Er lebte in dem noch unfertigen Haus allein. Das hieß, dass ich abends in der Werkstatt allein war, allerdings auch die Verantwortung dafür trug, bis ein neuer Lehrling kam.
    Trotzdem war es für mich eine unangenehme Überraschung gewesen, dass ich nicht in Onkel Sardits Gästezimmer wohnen sollte, sondern in der viel kleineren und spartanisch ausgestatteten Lehrlingskammer. Dort gab es nur ein Bett, einen alten Webteppich und eine einzige Hängelampe. In der kahlen Täfelung aus roter Eiche sah man kaum die haarfeinen Fugen zwischen den Brettern. Der Fußboden war ebenfalls aus roter Eiche und zeigte die gleiche Sorgfalt und Kunstfertigkeit.
    »Du bist hier als Lehrling, Lerris. Wenn du genug gelernt hast, kannst du abends deine eigenen Tische, Bänke und Stühle schreinern. Du musst allerdings dein eigenes Holz fällen und dich mit Halprin in der Sägemühle einigen, um das gelagerte Holz durch frisches zu ersetzen. Es sei denn, du möchtest selbst die Stämme zersägen und einlegen. Das kann ich dir jedoch nicht empfehlen.«
    Sardit der Handwerksmeister war ganz anders als der liebe Onkel.
    Ich würde Schreinern lernen, den Umgang mit dem Werkzeug und wie man Wandschirme, Tische und Schränke baute, richtig? Nein, nicht ganz. Anfangs war es genauso wie in der Töpferei – nur schlimmer. Ich hatte seit Jahren etwas über Ton, Mischungen, Glasuren und Brenntemperaturen gehört. Ich hatte keine Ahnung, dass die Arbeit mit Holz ähnlich war – bis Onkel Sardit mir das gewaltsam klarmachte.
    »Wie willst du richtig mit dem Werkzeug umgehen, Junge, wenn du nichts über das Holz weißt, mit dem du arbeitest?«
    Dann gab er mir seine alten Aufzeichnungen über Holz aus der eigenen Lehrlingszeit. Jeden Tag, entweder nach der Arbeit oder ehe wir morgens die Werkstatt öffneten, musste ich ihm meine Abschriften über wenigstens zwei verschiedene Baumarten vorlegen. Für welchen Zweck sie geeignet waren, wie lange sie lagern mussten und allgemeine Bemerkungen über die jeweilige beste Verwendung. Ich musste alles auf Karten schreiben und diese in ein Kästchen legen; dieses Kästchen war das einzige Werkstück, das ich bisher bauen durfte – selbstverständlich mit Hilfe seiner Ratschläge. Er erwartete von mir, die Karten immer auf dem Laufenden zu halten, sobald ich tagsüber etwas Neues von Wichtigkeit über Holz gelernt hatte.
    »Was hast du über die schwarze Eiche geschrieben? Zeig mal her.« Er kratzte sich den Kopf. »Du hast mir den ganzen Tag lang geholfen, das Stück zu glätten, und das Holz hat dir nichts gesagt?«
    Ab und zu blickte Koldar von dem Werkstück auf, an dem er arbeitete, und lächelte mir mitfühlend zu. Aber wir unterhielten uns nicht viel, da Onkel Sardit mich auf Trab hielt und weil Koldar hauptsächlich allein arbeitete und Onkel Sardit nur gelegentlich um Rat bat.
    Nach einiger Zeit nickte Onkel Sardit sogar ein paar Mal, wenn er meine Karten prüfte. Doch Stirnrunzeln und Fragen waren immer noch häufiger. Sobald ich glaubte, etwas so gut zu verstehen, dass ich seine Fragen vermeiden konnte, teilte er mir eine Aufgabe zu, für die ich noch mehr über die Kunst der Holzverarbeitung lernen musste. Wenn es nicht die Bäume waren, war es die Borke. Wenn es nicht die Borke war, dann handelte es sich um die empfehlenswertesten Zeiten, um Bäume zu fällen, und um Sägemethoden. Hinzu kamen noch die verschiedenen Hölzer, die für Intarsien verwendet werden konnten, und deren unterschiedliche Maserungen. Einiges ergab Sinn, doch eine Menge schien mir nur dazu zu dienen, die Arbeit mit Holz so schwierig wie möglich zu machen.
    »Schwierig? Selbstverständlich ist es schwierig. Vollkommenheit ist immer schwierig. Möchtest du, dass deine Arbeit lange hält? Oder ist es dir lieber, wenn sie bei der ersten Berührung des Chaos auseinanderfällt?«
    »Aber wir haben doch gar keine Weißen Magier in Recluce.«
    »Ach, haben wir nicht? Bist du da sicher?«
    Dazu konnte ich nicht viel sagen. Die Meister missbilligten praktizierende Magier, zumindest die Weißen, die sich des Chaos bedienten. Und für gewöhnlich hielten sich alle von dem fern, was die Meister missbilligten. Allerdings schien es in sämtlichen Städten Recluces nur wenige Meister zu geben.
    Ich schätze, mein alter
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