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Magische Insel

Titel: Magische Insel
Autoren: L. E. Modesitt
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der Verteidigung gefragt. Das kann ich dir beantworten.« Mein Vater blickte mich beinahe wütend an.
    Ich beachtete ihn nicht und spießte noch ein Stück Ente auf.
    »Die Bruderschaft bildet unser Heer und auch unsere Flotte. Bei deiner Ausbildung in der Gefahrenbrigade könntest du wählen, einen Teil deiner Zeit als Grenzwächter der Bruderschaft zu dienen – vorausgesetzt, die Meister stimmen zu. Die Meister unterhalten eine Art Wache gegen Chaos-Magie, selbst gegen unauffälligere Formen als die des Bäckers. Die Küstenschiffe gehören zur Bruderschaft, obgleich sie auch fischen und die Gewässer beobachten. Jedes Schiff, das unter der Flagge von Recluce fährt, hat immer einen jüngeren Meister und ein Mitglied der Bruderschaft an Bord.«
    »Wie viele gibt es?«
    »Genügend«, antwortete mein Vater. »Genügend.«
    Mir war klar, dass ich nicht mehr erführe. Das hörte ich am Ton. Und ich wollte am letzten Abend nicht wieder einen Kampf austragen, der für uns alle mit einer Enttäuschung enden würde. Daher nahm ich mir noch ein Stück Ente und bestrich eine Scheibe des dunklen Brots dick mit Kirschmarmelade.
    »Irgendwelche neuen Nachbarn?«
    »Ein junges Paar baut ein Haus an der leeren Gasse, von wo aus man auf Lerwins Obstgärten hinabblickt.« Meine Mutter war sichtlich froh, zu einem unverfänglichen Thema zu wechseln.
    Mein Vater zuckte mit den Schultern und griff nach der Kirschmarmelade.
    Vielleicht waren wir zu verschieden – oder zu ähnlich.
    Die Ente schmeckte vorzüglich, so dass ich ein drittes Mal zulangte. Auch die Limonentörtchen waren köstlich.
    So verlief das Abendessen, ehe ich mich auf den Weg nach Nylan machte.

 
IV
     
    B ei Sonnenaufgang war ich wach und wusch mich. Es war mir nie schwer gefallen, früh aufzustehen.
    Ich spritzte mir das kalte Wasser ins Gesicht, um die Seife und die abgeschnittenen Bartstoppeln abzuwaschen, die vom Rasieren übrig waren. Ich spürte, wie mich jemand beobachtete: mein Vater. Meine Mutter stand für gewöhnlich später auf als er, obgleich sie keineswegs eine Langschläferin war.
    Ich sagte nichts, während ich mich abtrocknete. Ich vergewisserte mich, dass das Rasiermesser trocken war, ehe ich es im Waschbeutel verstaute. Auch er sagte nichts.
    Ohne hinzuschauen, wusste ich, dass er lächelte. Ich weigerte mich jedoch, seine Gegenwart zu bestätigen.
    »Ich wünsche dir eine gute Reise, Lerris. Deine Mutter ebenfalls.« Seine Stimme klang ruhig – wie üblich –, und das verwirrte mich noch mehr. Er stand da und verabschiedete sich von mir so ruhig, als würde ich mit irgendeinem läppischen Auftrag zu Onkel Sardit zurückkehren. Dabei zog ich aus, um meine Ausbildung in der Gefahrenbrigade anzutreten, die keineswegs ungefährlich war.
    »Es wird schon gut gehen. Aber mir reicht es, wenn ich nur überlebe.«
    »Begnüge dich nie damit, einfach zu überleben, Sohn. Überleben ist nicht das Leben … aber ich wollte dir keine Predigt halten. Möchtest du noch etwas essen, ehe du gehst?«
    »Ich breche nicht gern mit leerem Magen auf«, gab ich zu und folgte ihm in die Küche. Dort hatte er bereits Obst, zwei große Brötchen, Käse und Wurst hergerichtet. Der viereckige, makellos geschreinerte Tisch aus roter Eiche war bis auf die aus Stroh gewebten Matten und das Essen leer.
    Vater nickte zu der gekachelten Anrichte unter dem offenen Fenster hinüber. Ein brauner Stoffbeutel lag dort. »Im Beutel ist noch etwas Proviant für unterwegs.«
    Der Beutel war bereits verschnürt, sah aber so prall aus, dass er mindestens soviel Essen enthalten musste, wie auf dem Tisch stand.
    Vater stellte den Krug mit frisch geschöpftem Wasser auf den Tisch, da er wusste, dass ich das vor allem morgens lieber trank als Tee oder Wein.
    Ich aß. Vater setzte sich auf einen Küchenhocker, sagte jedoch nichts, wofür ich dankbar war. Was gab es schon zu reden? Ich musste die Gefahrenbrigade auf mich nehmen, nicht er, ansonsten würde ich mit Verbannung bestraft.
    Lange brauchte ich nicht, um mich satt zu essen.
    »Danke.« Ich nahm den Beutel unter den Arm und ging nach unten, um den Tornister und den Stab zu holen.
    Wenn ich gegen Mittag in Nylan sein wollte, durfte ich keine Zeit mehr vertrödeln. Und was hätte ich noch sagen können?
    Dann stand ich auf dem Pflaster, bereit, meine Eltern zu verlassen. Meine Mutter war nicht einmal aufgestanden, um sich von mir zu verabschieden. Ich fragte mich, ob es ein endgültiges Lebewohl war oder nicht.
    »Sie ist wach,
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