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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)
Autoren: Peter Hohmann
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sehe dich, und doch sehe ich dich nicht mehr. Ich muss dich vergessen, Lorgyn. Je schneller, desto besser.«
    »Warum denn?«, begehrte er plötzlich auf. »Ist da denn nichts mehr? Wir haben so viel erlebt! So viel Schönes! Du selbst hast das gerade gesagt.«
    »Ich weiß. Aber ich habe gemerkt, dass das für mein altes Leben galt, als ich nicht dem Tode geweiht war.« Plötzlich schimmerten ihre Augen, und im nächsten Moment zogen Tränen eine glitzernde Spur über ihre Wangen wie Sternschnuppen. »Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich gebraucht hätte während der letzten Wochen? Selbst in Jalsur warst du nie bei mir. Dort deine Besessenheit mit den Heilzaubern, hier irgendein anderes Hirngespinst, dem du nachjagst! Du hast mich vergessen. Und ich werde dich vergessen.« 
    »Das … das stimmt nicht!«
    »Lorgyn!«, sagte sie scharf. »Ich hatte zwei Möglichkeiten: entweder durch meinen Kummer früher sterben – oder mich von dir lösen und irgendwie versuchen, meinen letzten Tagen noch etwas Lebenswertes abzuringen. Ich habe mich für Letzteres entschieden.« Sie wischte die Tränen weg. »An dieser Entscheidung hat sich seit unserem letzten Treffen nichts geändert.« Ihre Augen verwandelten sich, wurden hart, hart und kalt wie zwei neu geschmiedete Nagelköpfe. »Und an dieser Entscheidung wird sich auch nichts mehr ändern!« 
    Lorgyn nickte, brachte keinen Ton raus. Er wollte schnaufen, doch war ihm, als hätte er ein Pfund Schusternägel eingeatmet, die ihm nun in der Luftröhre steckten.
    »Geh einfach«, sagte sie. »Geh fort von Wintertal und lebe dein Leben weiter. Besiege deine Besessenheit. Finde Frieden und Glück.«
    »Wirst du mich begleiten?«, fragte er. Nun stiegen ihm doch die Tränen in die Augen. Sie runzelte die Stirn, so viel sah er gerade noch, ehe sein Blick verschwamm. »Ich meine, wirst du meinen Lebensweg weiterverfolgen? Von Iros’ Reich aus?«
    »Vielleicht, wer kann das wissen? Wahrscheinlicher ist, dass ich nach meinem Tod einfach nicht mehr da sein werde. Ein bisschen verfaulen, ein paar Maden und Würmer, dann weg. Ausgelöscht. Getilgt.« Ihre Brust hob und senkte sich in schnellem Takt, dann schnaufte sie ein paar Mal angestrengt. »Ich bin ohne dich geboren, Lorgyn. Und ich werde ohne dich sterben.« Sie sah ihn an, die Augen weiterhin kalt, wie von Raureif überhaucht. »Ich weiß, dass ich dir wehtue. Aber ich muss an mich denken. Muss mit mir und der Welt ins Reine kommen. Geh jetzt. Ich möchte dich nicht mehr sehen.«
    Er stand auf, langsam, hatte das Gefühl, als trüge er ein schweres Ochsenjoch um den Hals, dessen Gewicht ihn nach unten zerrte. »Ich werde dich vermissen – und immer lieben.«
    »Irgendwann«, sagte sie, »wird die Erinnerung an mich verblassen. Du wirst mich vergessen, noch viel stärker vergessen, als du es die vergangenen Wochen bereits getan hast. Es wird sich anfühlen, als wäre das Leben mit mir ein anderes Leben gewesen, ein kurzer, nebliger Traum.«
    Glühende Klauen rissen in seiner Brust. Es war der endgültige Abschied. Der bittere, niederschmetternde Abschied. Und das, obwohl er nicht einen Moment an Abschied dachte: Er würde sein Versprechen einlösen.
    Ich werde dich retten!
    Nur, wollte sie überhaupt gerettet werden? Was, wenn sie dereinst in einem anderen Körper erwachte und sich trotzdem das ewige Nichts wünschte?
    Nein, das würde nicht geschehen. Dankbar würde sie sein, genau, dankbar und überglücklich. Und dann würde sie erkennen, weswegen er sie scheinbar vergessen hatte. Er würde ihr erzählen von den Beschwerlichkeiten seiner Forschungen, von den zahllosen Rückschlägen. Würde ihr erzählen, dass er nie aufgegeben hatte kraft seiner Liebe zu ihr.
    Beim Hinaustreten, die zum Schließen gedrückte Klinge in der Hand, drehte er sich noch einmal herum. Sah sie an, wie sie im Stuhl saß, so zart und zerbrechlich. Das Licht eines neuen Morgens brachte ihr schwarzes Haar zum Leuchten, als umschlösse eine Korona ihr Haupt.
    »Wo warst du eigentlich die ganze Nacht?«, fragte er, einer plötzlichen Eingebung nachkommend.
    Ihr Blick flackerte keinen Moment. »Frag nicht. Geh einfach.«
    Wortlos schloss er die Tür und stieg die Stufen hinab. Er war leer. Fühlte nichts – bis auf das Pulsieren tiefster Schwärze in seiner Seele.
    Die blonde Frau wandte den Kopf in seine Richtung – und erstarrte.
    »Burain!«, rief sie erschrocken.
    Im nächsten Moment erschien der bärtige Pfleger. Als er Lorgyn erblickte, zog ein
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