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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)
Autoren: Peter Hohmann
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etwas wert, oder nicht? Er wollte ihr sagen, dass es ihm leidtat, sie so im Stich gelassen zu haben. Er wollte seinen Fehler eingestehen, nicht winselnd, sondern mit ehrlichem Bedauern, ohne dabei Mitleid zu erwecken. Sie sollte einfach wissen, dass er noch immer etwas für sie empfand.
    Plötzlich hörte er Schritte.
    Er sah zur Tür.
    Die Klinke bewegte sich.
    Kam Aluna zurück? Hoffentlich! Er wischte jeden Zweifel fort, jeden krummen Gedanken, der die Echtheit seines nun erblühenden Lächelns zunichtemachen würde.
    Die Tür schwang auf.
    Herein trat Burain, sein Gesicht ein Spiegelbild des draußen tobenden Sturms.
    »Ich muss Euch bitten, unser Haus zu verlassen«, sagte er ohne Umschweife.
    Lorgyn stand wie vom Donner gerührt.
    Der stämmige Pfleger wirkte wie ein Kerkerknecht, der einen Gefangenen zu dessen Hinrichtung führen sollte. Wortlos deutete er zur Tür, die Lippen in dem Vollbart zwei schmale Striche.
    »Ihr wollt mich wirklich bei diesem Wetter hinaus in die Nacht scheuchen?« Verzweifelt deutete Lorgyn zum Fenster.
    »Geht in ein anderes Haus und quartiert Euch für die Nacht ein.«
    »Ihr wollt nicht, dass ich Aluna treffe«, versuchte er es nun auf eine andere Art. »Aber sie ist gar nicht da, deswegen macht es doch nichts, wenn ich hier bin.«
    »Spart Euch die Spitzfindigkeiten«, sagte Burain. Es war kein Schwanken in seiner Stimme, nichts, was darauf hindeutete, dass er seine Meinung ändern würde.
    Lorgyns Zorn versickerte. Zurück blieb lediglich Resignation. Den Kopf gesenkt, verließ er den Raum. Als er Burain passierte, blickte er ihn flehend an. »Bitte sagt mir wenigstens, wo sie ist.«
    Burain presste die Lippen noch fester zusammen, was an sich kaum mehr möglich war.
    »Wie geht es ihr?«
    Kein Sterbenswörtchen.
    Lorgyn stieg die Treppen hinab, ging wie auf Watte, fiel mehr vorwärts, als dass er richtige Schritte machte. Als er die Eingangstür aufzog und der Wind ihm eine kalte Ohrfeige verpasste, sagte Burain: »In Zukunft haltet Euch fern von Iros’ Gnade . Das nächste Mal werde ich weniger Geduld mit Euch haben.« 
    In Lorgyn stieg das Verlangen hoch, den Pfleger so richtig zu beleidigen. Stattdessen knirschte er nur mit den Zähnen und trat hinaus in die Nacht. Den Körper gegen den tosenden Eiswind gebeugt, zog er von dannen.
    Schließlich stellte er sich unter dem Vordach einer anderen Herberge unter, von wo aus er sah, wie Burain einige Zeit in der Tür stehen blieb, ein breiter Schatten im Lichtschein, der sich aus Iros’ Gnade ein Stück weit in die Nacht ergoss. Dann schloss der Pfleger die Tür. 
    Lorgyn wartete mit grimmiger Entschlossenheit. So leicht gab er sich nicht geschlagen – und zu verlieren hatte er sowieso nichts mehr.
    Kälte fraß sich langsam durch seine Kleidung und legte sich auf seine Haut, biss in sein Gesicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit setzte er sich in Bewegung, näherte sich durchs Schneegestöber Iros’ Gnade in einem großen Bogen, gelangte auf die Rückseite: ein Schuppen, daneben Fässer und Kisten, vom Schnee geschützt durch ein langes Dach, das vom Schuppen bis zur Herberge reichte. 
    Wie erhofft gab es eine Hintertür. Vorsichtig rüttelte er daran. Zugeschlossen. Der Zauber, dessen er sich im Gruvaker Iros-Tempel bedient hatte, um das Schloss zu sprengen, wäre zu riskant. Den Krach, wenn er die Tür eintrat, würde man im ganzen Haus hören.
    »Dann eben anders«, grummelte er und schnürte an der Hauswand entlang zum Vordereingang. Die blonde Frau saß am Empfang und döste im Sitzen. Von Burain war nichts zu sehen. Sie würde bestimmt aufwachen, falls er einfach die Tür öffnete, begleitet vom Heulen des Windes.
    Lorgyn dachte nach. Ja, das könnte klappen …
    Fast war es wie eine getreuliche Wiederholung der einstigen Szene, als er gekommen war, um Niam …
    Er zerdrückte die Erinnerungsknospe, konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Einfacher wäre der Zauber, wenn er sich im Haus befände. Egal. Illusionsmagie, das war sein Metier. Da reichte ihm niemand das Wasser. Er rief sich den Laut ins Gedächtnis, den Niam bei seinem Anfall in der Heiltherme von sich gegeben hatte: ein Schrei, voller Angst, voller Schmerz. Er entließ seine Magie, imitierte das Geräusch. Gespannt lugte er durch das Fenster.
    Die Frau riss die Augen auf, sah zur Treppe, schnellte aus dem Stuhl und bewegte den Mund.
    Einen Moment später trat Burain aus einer Seitentür, rieb sich den Schlaf aus den Augen. Ein kurzer Wortwechsel, dann
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