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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele
Autoren: Alex Kava
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erinnern, wie ihr Vater ausgesehen hatte, ehe er im Sarg lag, damit sein Aussehen in ihrer Erinnerung nicht auch zu Staub wurde.
    Sein Anblick hatte ihr damals schreckliche Angst gemacht. Sie erinnerte sich an die mumienartig verbundenen Hände an seinen Seiten. Sie war besorgt gewesen wegen der Blasen auf seinen Wangen.
    „Hat es wehgetan, Daddy?“ hatte sie ihm zugeflüstert.
    Sie hatte gewartet, bis sie sich von ihrer Mutter und der Trauergemeinde unbeobachtet fühlte. Dann hatte sie ihren kindlichen Mut zusammengenommen und mit ihrer kleinen Hand über den Rand des glatten, schimmernden Holzes und der Satinfütterung gelangt. Mit den Fingerspitzen hatte sie ihrem Vater die Haare aus der Stirn gestrichen, trotz der Frankensteinnarbe am Haaransatz und der plastikartigen Struktur seiner Haut. Trotz ihrer Angst hatte sie ihm die Haare richten müssen. Er sollte sie tragen wie immer, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Der letzte Eindruck von ihm sollte ihr vertraut sein. Es war eine kleine, alberne Geste gewesen, doch danach hatte sie sich besser gefühlt.
    Als sie nun in Delaneys friedliches graues Gesicht blickte, wusste sie, dass sie alles tun musste, damit zwei weitere kleine Mädchen nicht schockiert ein letztes Mal in das Gesicht ihres Daddys blickten.

5. KAPITEL
    Suffolk County, Massachusetts
    Eric Pratt starrte die beiden Männer an und fragte sich, welcher von beiden ihn töten würde. Sie saßen ihm so nah gegenüber, dass ihre Knie seine berührten und er die Kinnmuskeln des Alteren sich entspannen sah, sobald er zu kauen aufhörte. Spearmint. Es war zweifellos ein Spearmint-Kaugummi, den seine Zähne mahlten.
    Keiner von beiden sah wie Satan aus. Sie hatten sich als Tully und Cunningham vorgestellt. So viel hatte er durch seinen Nebel gehört. Beide sahen gepflegt aus - kurz geschnittene Haare, kein Schmutz unter den Fingernägeln. Der Altere trug eine spießige Brille mit Drahtgestell. Also sahen sie nicht mal entfernt so aus, wie er sich Satan vorstellte. Und genau wie die anderen, die jetzt rings um die Hütte krochen und die Wälder durchkämmten, trugen diese beiden die marineblaue Windjacke mit den gelben FBI-Buchstaben darauf. Der Jüngere hatte seine blaue Krawatte gelockert und den Hemdkragen geöffnet. Der andere hatte seine rote Krawatte unter dem Button-down-Kragen seines strahlend weißen Hemdes eng um den Hals gebunden. Rot, weiß und blau mit den Buchstaben der Regierung auf dem Rücken.
    Warum hatte er nicht früher daran gedacht? Natürlich kam Satan verkleidet, in symbolische Farben verpackt. Vater hatte Recht. Ja, natürlich, er hatte immer Recht. Warum hatte er an ihm gezweifelt? Er hätte gehorchen und nicht zweifeln sollen. Er hätte es nicht mit dem Feind aufnehmen sollen. Was für ein Narr er gewesen war.
    Eric kratzte sich wegen der vermeintlichen Läuse, die sich immer tiefer in seine Kopfhaut bohrten. Konnten Satans Soldaten das kratzende Geräusch ertragen? Aber vielleicht war es ihr Werk, dass sich die eingebildeten Läuse in seinen Schädel fraßen. Satan hatte schließlich Macht. Unglaubliche Macht sogar, und die konnte er durch seine Soldaten ausüben. Eric wusste, dass sie ihm Schmerzen zufügen konnten, ohne ihn zu berühren.
    Der mit Namen Tully sagte etwas zu ihm. Seine Lippen bewegten sich, der Blick war auf ihn gerichtet, doch Eric hatte schon vor Stunden den Ton abgestellt. Oder war es vor Tagen gewesen? Eric konnte sich nicht erinnern, wie lange er bereits in Handschellen in der Hütte auf dem Stuhl mit der geraden Lehne saß, die Füße gefesselt, und auf den unvermeidlichen Beginn der Folter wartete. Er hatte kein Zeitgefühl mehr, doch er kannte den genauen Moment, als sein Körper abgeschaltet hatte und sein Hirn betäubte. Es war die Sekunde gewesen, als David zu Boden fiel und der Aufprall ihn zwang, einen Blick zu riskieren. Da hatte er direkt in Davids Augen gesehen, ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt.
    Der Mund seines Freundes war offen gewesen. Er hatte geglaubt, ihn wenige Worte flüstern zu hören. Vielleicht hatte er sich das auch nur eingebildet, denn Davids Augen waren bereits leer gewesen, als ihm die Worte: „Er hat uns reingelegt“ über die Lippen gekommen waren. Er musste ihn falsch verstanden haben. Satan hatte sie überhaupt nicht hereingelegt. Vielmehr hatten sie ihn hereingelegt. Oder?
    Plötzlich sprangen die Männer auf. Eric wappnete sich, so gut er konnte, Hände geballt, Schultern eingezogen, Kopf gesenkt. Doch es
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