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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele
Autoren: Alex Kava
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von Maschine hunderte Meter über dem Boden schwebte. Und etwas, das so laut war wie diese Dinger, konnte unmöglich sicher sein. Trotzdem war er dankbar, dass der Lärm eine Unterhaltung unmöglich machte. Cunningham war während der ganzen Reise aufgeregt und sichtbar erschüttert gewesen, was auch Tully nervös machte. Er kannte seinen Boss ein knappes Jahr, hatte jedoch nie erlebt, dass Cunningham mehr Emotionen zeigte als ein Runzeln der Stirn. Der Mann fluchte nicht mal.
    Cunningham hantierte mit dem Funkgerät der Maschine und versuchte, die neuesten Informationen von der Bodenmannschaft zu bekommen, die den Tatort untersuchte. Bisher hatte man ihnen nur mitgeteilt, dass die Leichen nach Washington geflogen worden waren. Da die Belagerung der Hütte als Bundesangelegenheit galt, würde die Untersuchung - einschließlich der Autopsien - unter Federführung der Bundesbehörden stattfinden und nicht beim Bezirk oder dem Bundesstaat liegen. Direktor Mueller hatte persönlich darauf bestanden, dass die Leichen nach Washington gebracht wurden, besonders die des toten Agenten.
    Bisher hatte man keine Identifizierungen herausgegeben. Tully wusste jedoch, dass es die Identität des getöteten Agenten war, die Cunningham so unruhig machte. Ständig betätigte er seine Hände oder richtete sich alle paar Sekunden den Kopfhörer, als könnte eine neue Funkfrequenz ihm neue Informationen bringen. Tully wünschte sich, sein Boss würde endlich stillsitzen. Er spürte, wie die zusätzliche Bewegung den Helikopter schüttelte, obwohl das wissenschaftlich betrachtet wohl unmöglich war. Oder doch nicht?
    Während der Pilot über die Baumwipfel steuernd nach einer Lichtung zum Landen suchte, versuchte Tully, nicht auf das Rattern unter seinem Sitz zu achten. Es klang verdächtig nach lockeren Nieten und Bolzen. Stattdessen versuchte er sich zu erinnern, ob er Emma genügend Geld auf dem Küchentisch zurückgelassen hatte. War heute nicht der Schulausflug? Oder war der am Wochenende? Warum schrieb er sich solche Sachen nicht auf? Andererseits müsste sie alt und verantwortungsvoll genug sein, selbst an solche Dinge zu denken. Er wunderte sich, dass die Vaterrolle mit der Zeit nicht einfacher wurde, wie er soeben auf die harte Tour lernte. Na ja, falls der Ausflug heute stattfand und Emma es vergessen hatte, schadete es ihr nichts, eine Lektion zu lernen. Wenn er sie knapp hielt, sah sie vielleicht irgendwann ein, stundenweise einen Job anzunehmen. Immerhin war sie fünfzehn. Mit fünfzehn hatte er nach der Schule und im Sommer für zwei Dollar pro Stunde an Ozzies 66 den Tankwart gespielt. Hatte sich das Leben seit damals so drastisch geändert? Das war immerhin dreißig Jahre her, also eine Ewigkeit. Konnten das wirklich schon dreißig Jahre sein?
    Der Helikopter begann den Sinkflug, Tallys Magen rutschte in die Brust, und das Unbehagen holte seine Gedanken in die Gegenwart zurück. Der Pilot hatte sich entschieden, auf einem Grasflecken von der Größe einer Türmatte zu landen. Tully wollte die Augen schließen, starrte aber stattdessen auf einen Riss im Leder der Rückenlehne des Pilotensessels. Nichts half. Der Blick auf hervorquellende Polsterfüllung und Federn erinnerte ihn nur an die losen unter ihm ratternden Nieten und Bolzen, die vermutlich das Landegestell abtrennten.
    Trotz seiner Bedenken war der Helikopter in Sekundenschnelle nach einem Hüpfer, einem Aufschlag und einem letzten Salto von Tullys Magen am Boden. Tully dachte an seine Partnerin Agentin O’Dell und überlegte, ob er lieber den Platz mit ihr getauscht hätte. Bei der Vorstellung, wie er Wenhoff beim Aufschneiden der Leichen zusehen müsste, fiel die Antwort eindeutig aus. Kein Tausch. Da flog er schon lieber mit dem Helikopter - klappernde Bolzen hin oder her.
    Ein uniformierter Soldat kam aus den Wäldern und nahm sie in Empfang. Tully hatte noch nicht darüber nachgedacht, doch es ergab Sinn, dass die Nationalgarde von Massachusetts hinzugezogen worden war, das ausgedehnte Waldgebiet zu sichern. Der Soldat wartete in militärischer Haltung ab, während Tully und Cunningham ihre Sachen - ein Sortiment aus Regenkleidung, einer Coleman Thermoskanne und zwei Aktentaschen - aus dem Helikopter zogen, wobei sie Köpfe und Nacken gesenkt hielten, um nicht in die kraftvollen Rotorblättern zu geraten. Als sie fertig waren, gab Cunningham dem Piloten ein Zeichen, der sofort abhob und einen plötzlichen Schauer rotgoldener Blätter herabregnen
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