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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele
Autoren: Alex Kava
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über Funk. „Ihr seid alle Helden, tapfere Krieger! Ihr wisst, was zu tun ist!“
    David ging weiter zum Fenster, als würde oder könnte er nichts hören. Hypnotisiert vom blendenden Licht stand er da, eine große, schlanke Gestalt, wie von einem Heiligenschein umgeben. Eric fühlte sich an Heiligenbilder aus dem Katechismus erinnert.
    „Geben Sie uns eine Minute!“ rief David dem Agenten zu. „Dann kommen wir heraus, Mr. Delaney, und werden reden. Aber nur mit Ihnen. Mit niemandem sonst.“
    Eric sah die Lüge. Noch ehe David den Plastikbeutel aus der Jackentasche zog, wusste Eric, dass es kein Treffen und kein Gespräch geben würde. Beim Anblick der rot-weißen Kapseln fühlte er sich benommen und schwindelig. Nein, das konnte nicht angehen. Es musste einen anderen Ausweg geben. Er wollte nicht sterben, nicht hier und nicht auf diese Weise.
    „Denkt daran, im Tod liegt Ehre“, kam Vaters Stimme ruhig und deutlich über Funk, als stünde er bei ihnen im Raum. Das statische Knacken hatte aufgehört. Eric kam es vor, als antworte er auf seine Gedanken. „Ihr seid Helden, jeder Einzelne von euch. Satan wird euch nicht zerstören.“
    Die anderen stellten sich in einer Reihe auf wie Schafe, die zur Schlachtbank geführt werden. Jeder nahm die Todeskapsel ehrfürchtig wie die Hostie bei der Kommunion. Der Ausdruck in den Gesichtern reichte von Erleichterung über Erschöpfung zu Angst, die sie an diesen Punkt getrieben hatte.
    Eric konnte sich nicht bewegen. Panik machte ihn starr. Seine Knie waren zu schwach, ihn aufrecht zu halten. Er klammerte sich an sein Gewehr wie an eine Rettungsleine. David, dem Erics Zögern aufgefallen war, brachte ihm die letzte Kapsel und hielt sie ihm auf der ausgestreckten Handfläche hin.
    „Es ist okay, Eric. Schluck sie einfach. Du wirst nichts spüren.“ Davids Stimme war so ruhig und ausdruckslos wie sein Gesicht. Die Augen blickten leer, in ihnen war das Leben bereits erloschen.
    Eric saß nur da, starrte auf die kleine Kapsel, unfähig, sich zu bewegen. Die durchgeschwitzte Kleidung klebte ihm am Körper. Vom anderen Ende des Raumes dröhnte die Stimme aus dem Funk: „Euch alle erwartet ein besseres Leben. Habt keine Angst. Ihr seid mutige Krieger, die uns stolz machen. Euer Opfer wird Hunderte retten.“
    Eric nahm die Kapsel mit zitternden Fingern und zögerlich genug, dass David skeptisch bei ihm blieb, sich die eigene Kapsel in den Mund warf und kräftig schluckte. Dann wartete er, dass Eric und die anderen seinem Beispiel folgten. In ihrem Anführer breitete sich innere Ruhe aus. Eric erkannte es an Davids eingefallenem Gesicht. Oder war das eher die Folge des Zyanid, das sich bereits durch die Magenschleimhaut fraß?
    „Tut es!“ presste David hervor. Alle gehorchten, auch Eric.
    Zufrieden kehrte David zum Fenster zurück und rief: „Wir sind so weit, Mr. Delaney! Wir sind jetzt bereit, mit Ihnen zu reden.“ Dann nahm er das Gewehr an die Schulter zielte und wartete.
    An der Position des Gewehres erkannte Eric, dass es ein perfekter Kopfschuss werden würde, ohne das Risiko, Kugeln an eine schusssichere Weste zu vergeuden. Der Agent würde tot sein, ehe er den Boden berührte. So wie sie alle tot sein würden, ehe Davids Gewehr keine Munition mehr hatte und die Masse der Satanskrieger durch die Tür der Hütte brach.
    Vor dem ersten Schuss legte sich Eric hin, wie alle anderen es getan hatten, damit das Zyanid rasch aus den leeren Mägen in den Blutstrom überging. Das war nur eine Frage von Minuten. Hoffentlich wurden sie bewusstlos, ehe die Atmung aussetzte.
    Die Gewehrsalve kam. Eric legte die Wange auf den kühlen Holzboden, spürte Vibrationen und splitterndes Glas und hörte draußen die ungläubigen Schreie. Und während die anderen die Augen schlössen und den Tod erwarteten, spuckte Eric Pratt ruhig die rot-weiße Kapsel aus, die er sorgfältig in seinem Mund versteckt hatte. Im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder würde er nicht als Knochen in einer Kiste enden. Er wollte es mit dem Satan aufnehmen.

2. KAPITEL
    Washington, D. C.
    Maggie O’Dells Absätze klapperten auf dem billigen Linoleum und kündigten ihre Ankunft an. Doch der hell erleuchtete Flur - mehr ein weiß getünchter Betontunnel als ein Flur - war leer. Hinter den geschlossenen Türen, an denen sie vorbeikam, waren weder Stimmen noch Geräusche zu hören. Der Sicherheitsbeamte auf der Hauptetage hatte sie erkannt, ehe sie ihren Ausweis zückte, und sie lächelnd durchgewinkt. Sie sagte:
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