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Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 19 - Welt der Illusionen
Autoren: V.A.
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ziehen und wie Helden fallen. Die Feiglinge bleiben zu Hause in ihren warmen Betten und vermehren sich dort. Wenn wir lange genug bei dieser Methode bleiben, verliert sich vielleicht endlich der kämpferische Zug im Menschen, was wirklich ein Segen wäre.«
    »Interessant! Wollen Sie etwa behaupten, Tapferkeit gehöre zu den überlebensfeindlichen Eigenschaften?«
    »Vielleicht in Zukunft, Sir, obwohl die Vergangenheit wahrscheinlich andere Qualitäten gefordert hat. Vielleicht haben wir jetzt den Wendepunkt erreicht. Tun wir hier unsere Pflicht, wie Sie vorher gesagt haben, verletzen wir die Rechte dieser Leute auf flagrante Weise und wissen nicht einmal, welche Entwicklung wir damit in Gang bringen. Wir sind doch keine europäischen Imperialisten des neunzehnten Jahrhunderts, die Afrika unterworfen haben! Wir können es uns nicht leisten, einen ganzen Planeten gegen uns aufzubringen!«
    »Sie übertreiben, Tebbutt.«
    »Im Gegenteil, ich unterschätze die Gefahr wahrscheinlich sogar erheblich. Wir sind erst zwei Jahre hier – dreiundzwanzig Monate, die etwas kürzer als die irdischen sind –, aber morgen können wir bereits miterleben, wie der erste eingeborene Märtyrer den Flammentod stirbt. Wie werden die Eingeborenen sich den Menschen gegenüber in hundert Jahren verhalten? Und welches Verhältnis entwickelt sich zwischen der Menschheit und anderen fremden Rassen, auf die sie zufällig stößt? Sie stellen hier die Weichen, Sir! Von Ihrer Entscheidung hängt ab, was später auf anderen Planeten geschieht. Warum geben wir nicht einfach ehrlich zu, daß Badinki mit seinem passiven Widerstand sein Ziel erreicht hat. Machen wir doch einen Neuen Anfang, fürchten wir endlich etwas, verlassen wir uns lieber auf die feige Lösung und ziehen wir auf die andere Seite des Planeten, damit die Eingeborenen hier ihren kleinen Tempel wiederaufbauen können, den wir unbeabsichtigt zerstört haben.«
    »Wir sind weit genug gegangen«, sagte Durranty und blieb stehen. »Sie sind hochgradig neurotisch, Captain. Ich werde mit General Jackson über Ihren Fall sprechen und veranlassen, daß Sie abgelöst werden.«
    »Sie können meine Argumente nicht einfach mit der Behauptung beiseite wischen, ich sei hochgradig neurotisch.«
    Der Vizepräsident hatte sich bereits umgedreht und winkte seine Leibwächter heran. Dann wandte er sich an Tebbutt.
    »Ich lasse mich nicht von Ihren kümmerlichen Argumenten beeinflussen, weil es einfacher ist, Badinki morgen den Scheiterhaufen besteigen zu lassen als unseren Stützpunkt einen Meter weit zu verlegen. Es ist keineswegs schwierig, die Nachricht von seinem Tod nicht auf die Erde gelangen zu lassen – wir machen uns vor allem Sorgen wegen der Reaktion neutraler Länder, aber was die Turekianer hier gegen uns unternehmen, kann uns ziemlich gleichgültig sein.«
    Die Leibwächter kamen heran. Durranty nickte ihnen zu.
    Tebbutt blieb allein zurück. Er überlegte kurz und rannte dann auf die Schranke zu, bevor ihn jemand aufhalten konnte.
     
    Von der obersten Plattform des Wohnturms aus war das Knistern und Knacken des großen Feuers deutlich zu hören. Als die ersten Holzspäne mit Fackeln entzündet wurden, hatte Tebbutt einen kurzen Blick über die Brüstung geworfen; dann hatte er keinen zweiten mehr gewagt. Er kauerte auf dem Mosaikfußboden und lauschte angestrengt. Unter ihm auf der Straße versammelte sich eine schweigende Menge. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern.
    Tebbutt zitterte wie Espenlaub, obwohl Badinki und er vor Kälte steif waren – sie hatten die ganze Nacht hier oben im Freien verbracht, während General Jacksons Soldaten das Dorf umstellten und durchsuchten.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, Zachary. Alles ist rasch vorbei. Es dauert nicht lange«, sagte Badinki und legte Tebbutt eine dicht behaarte Hand auf den Arm.
    »Aber selbst diese kurze Zeit bedeutet einen tausendfachen Tod.«
    »Sie fahren uns auf einem Karren dicht ans Feuer, und wir brauchen nur in die Flammen zu springen – dann ist alles vorbei. Schlimm, aber kurz!«
    Tebbutt mußte sich beherrschen, um nicht laut mit den Zähnen zu klappern. »Badinki, ich verstehe dich einfach nicht«, sagte er. »Du hast die ganze Zeit über nur von kleinen, aber nie von großen Dingen gesprochen.«
    »Die großen Dinge erledigen sich von selbst.«
    »Aber ... fürchtest du dich denn gar nicht, Badinki?«
    Der andere machte eine verneinende Handbewegung. »Ich habe schreckliche Angst, Zachary – aber ich
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