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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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Ventura im Meer landeten, an der Kläranlage von Oxnard ans Ufer gespült wurden, was dem verabscheuungswürdigen Verbrechen eine weitere abscheuliche Note hinzugefügt hatte.
    Lily ließ ihren Blick langsam zum Anwalt der Verteidigung schweifen. Richard Fowler war ein ehemaliger Liebhaber, und sie hatte erwogen, Richter Hennessey, den Gerichtspräsidenten, zu bitten, jemand anderen einzusetzen, als sie gehört hatte, dass Fowler die Vertretung von Noelle Reynolds übernommen hatte. Aber der Fall war wichtig, und sie glaubte nicht, dass sie befangen war. Die Justiz in Ventura war eng verknüpft, jeder kannte jeden. Nicht nur, dass jeder jeden kannte, man hatte Sex untereinander, heiratete einander und ließ sich wieder scheiden.
    Lily hatte Fowler seit Jahren nicht gesehen und war bestürzt darüber, wie sehr er gealtert war. Natürlich spielte auch die Tatsache, dass sie mit Christopher Rendell verlobt war, einem hervorragenden, attraktiven Richter, der einige Jahre jünger als Fowler war, eine nicht unbeträchtliche Rolle dabei, dass jegliche Anziehungskraft, die der Anwalt noch auf sie haben mochte, im Keim erstickt wurde.
    Trotzdem kniff sie ihre Augen zusammen, als sie die junge Blondine begutachtete, die Fowlers Partnerin in der Verteidigung war, und sie fragte sich, ob es die Frau war, die er vor ein paar Jahren geheiratet hatte. Meine Güte, dachte sie, das Mädchen sieht nicht älter aus als fünfundzwanzig. Die war ja kaum aus den Windeln raus. Aber ungeachtet seiner grauen Haare und der Falten um Mund und Augen, war Richard Fowler noch immer ein gutaussehender und begehrenswerter Mann.
    Lily nahm die Gerichtsakte entgegen, die Susan Martin, ihre Büroangestellte, ihr reichte, und ließ ihren durchdringenden Blick durch den Raum schweifen. »Der Staat gegen Noelle Lynn Reynolds, Rechtssache Nummer A 367 428 912 , Verletzung von Paragraph 187 des Strafgesetzbuchs von Kalifornien, vorsätzlicher Mord.« Es waren erschwerende Umstände geltend gemacht worden, doch über diese würde zu einem späteren Zeitpunkt der Verhandlung entschieden werden, wenn die Angeklagte schuldig gesprochen war. Und man würde sie schuldig sprechen. Die Beweislage war eindeutig.
    Lily zog das kleine schwarze Mikrofon näher heran und blickte dann zum Staatsanwalt. »Mr. Silverstein, möchten Sie mit Ihrem Eröffnungsplädoyer beginnen?«
    »Ja, Frau Vorsitzende«, antwortete er und stand schwerfällig auf. Der kleine, übergewichtige Endvierziger fuhr sich mit der Hand durch das buschige braune Haar. »Meine Damen und Herren, wir werden Ihnen zeigen, dass Noelle Reynolds bewusst, vorsätzlich und in böswilliger Absicht ihren zweijährigen Sohn Brandon Lewis Reynolds ermordet hat.« Er machte eine Pause, um das Gewicht seiner Worte zu unterstreichen. »Welche Mutter bringt es fertig, ihrem eigenen Kind so etwas anzutun? Wie kam es zu dieser verwerflichen Tat? Machen Sie sich ein Bild von dieser Person. Noelle Reynolds hatte ein Leben voller Privilegien. Ihr Vater war Arzt und verdiente genug Geld, um seiner einzigen Tochter jeden Wunsch zu erfüllen. Sie war sechzehn, als er ihr einen Porsche kaufte und eine American-Express-Karte ohne Kreditlimit gab. Und wie wir alle wissen, machen Privilegien auch beliebt. Noelle war Teamcaptain der Cheerleader und Abschlussballkönigin an der Ventura Highschool. Sie hatte ausgezeichnete Noten, so gut, dass sie an der Universität von Kalifornien in Los Angeles angenommen wurde.«
    Er trat vor die Geschworenenbank. »Doch etwas ging schief, und zwar schnell. Noelle fiel in beinahe jedem Kurs durch. Noelles Mitbewohnerin an der Uni wird im Verlauf dieser Verhandlung bezeugen, dass Noelle sie dafür bezahlt hat, ihre Hausarbeiten zu schreiben. Andere ihre Arbeit erledigen zu lassen war eine lebenslange Angewohnheit der Angeklagten. Wir werden eine andere Zeugin hören, die bezeugen wird, dass sie ihre Haare blondierte, um Noelle ähnlicher zu sehen und an ihrer Stelle die Eingangsprüfungen abzulegen. Nur deswegen wurde Noelle an der UCLA angenommen. Frühere Klassenkameraden werden berichten, wie sie dafür bezahlt wurden, Noelles Arbeiten zu machen oder die Prüfungsfragen für sie zu stehlen.« Er drehte sich zu der jungen Frau um und wies anklagend mit dem Finger auf sie.
    »Noelle Reynolds, die Frau, die hier, in einem bequemen, klimatisierten Gerichtssaal, vor Ihnen sitzt, nachdem sie ihren wunderbaren kleinen Jungen im Kofferraum ihres Autos grausam hat ersticken lassen, hat sich durch ihr
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