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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee
Autoren: N Schulman
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ihre.
    Ganz unten in ihrer Tasche fand Magdalena ein zerknülltes Päckchen Papiertaschentücher. Sie zog eines heraus, breitete es aus und hielt es Nils über die Nase.
    »Schnaub mal.«
    Dann nahm sie noch ein Taschentuch und schnäuzte sich selbst.
    Als das Gepäck im Kofferraum verstaut war und sie sich im Seven Eleven auf der Handverkargatan eine Tüte Bonbons, Erdbeersaft und Mineralwasser gekauft hatten, machte Magdalena die Tür zum hinteren Sitz auf. Dann holte sie das Päckchen heraus, das in einer Tüte auf dem Boden vor Nils’ Kindersitz lag.
    »Spring rein und setz dich hin, dann darfst du aufmachen«, sagte sie.
    Nils kletterte auf seinen Platz und nahm das Päckchen. Seine schmalen Finger fuhren rasch über das glitzerblaue Papier und die silberne Schnur, die Magdalena extra locker geknotet hatte, damit er sie leicht würde abziehen können.
    »Was ist das denn?«, fragte Nils und drehte und wendete den Karton. »Sieht aus wie ein Computer.«
    »Das ist ein kleiner DVD -Spieler, damit kannst du im Auto Filme kucken. Wir können auch Kopfhörer dafür besorgen, dann kannst du ihn auch benutzen, wenn du mit dem Bus zu Papa fährst. Dann vergeht die Zeit vielleicht schneller.«
    Nils sah sie an und lächelte.
    »Im Flugzeug habe ich einen Jungen gesehen, der so einen hatte. Cool.«
    »Freust du dich?«
    »Total. Danke.«
    Während Magdalena den Apparat aus seiner Styroporverpackung holte und den kleinen Bildschirm an der Nackenstütze festmachte, durfte Nils Päckchen Nummer zwei aufmachen.
    »Niko! Der ist super.«
    »Ach, hast du ihn schon gesehen? Der ist jetzt ganz neu auf DVD rausgekommen.«
    Papa, Ebba und ich haben ihn im Kino gesehen«, sagte Nils, ohne den Umschlag der DVD anzuschauen.
    »Ach so.«
    »Ja. Aber ich will ihn noch mal sehen.«
    Den ganzen Tag war Ernst Losjö schon unruhig gewesen. Jetzt riss er die Kühlschranktür auf, ohne die geringste Ahnung zu haben, wonach er suchte. Einen Moment lang blieb er vor der sorgsam mit Plastikfolie bedeckten Platte mit den übrig gebliebenen Schnittchen stehen. Vorsichtig hob er die Folie hoch und legte sich ein paar Pumpernickelscheibchen mit Cheddarkäse auf die Hand.
    Es war Viertel nach vier, und sie hatten immer noch nichts von Hedda gehört. Draußen war es stockdunkel, und es war noch kälter geworden. Ab und zu fuhr ein Auto vorbei, doch ansonsten war alles still. Keine Hunde bellten, niemand war draußen unterwegs. Es war, als hielte das ganze Dorf den Atem an.
    »Ich rufe jetzt mal bei Skogs an und frage, ob Stina nach Hause gekommen ist«, sagte Gabriella.
    »In Ordnung«, antwortete Ernst, obwohl er es eigentlich nicht gut fand. Anzurufen hieß, der Sorge freien Lauf zu lassen, sich einzugestehen, dass etwas nicht in Ordnung war.
    »Hast du die Folie wieder richtig drübergemacht?«, fragte Gabriella mit einem Blick auf die Schnittchen in seiner Hand.
    Sie wählte schnell die Nummer, fast ohne auf das Telefon zu sehen, und fing dann an, in der Küche auf und ab zu gehen. Wie oft hatten sie in den letzten Jahren diese Nummer gewählt? Hedda und Stina waren schon immer beste Freundinnen gewesen, und auch wenn die beiden in der letzten Zeit den Kontakt über ihre eigenen Handys gehalten hatten, kannten sie Stinas Nummer immer noch auswendig.
    An Gabriellas plötzlich angespannter Haltung konnte Ernst erkennen, dass jemand rangegangen war.
    »Hallo, Lena, hier ist Gabriella. Ich hoffe, ich störe nicht. Gutes neues Jahr, euch auch. Ja, wir hatten gestern ein paar Freunde zu Besuch, das war wirklich schön. Ich wollte eigentlich nur mal nachfragen, ob Stina schon nach Hause gekommen ist. Wir haben seit gestern Abend nichts von Hedda gehört … Ach, war sie nicht?«
    Gabriella suchte Ernsts Blick.
    »Aber Hedda hat gesagt, dass Stina auch zu der Party gehen würde, und dass Samuel sie fahren würde. … Also, jetzt verstehe ich gar nichts mehr.«
    Gabriella legte die Hand auf den Hörer und wandte sich Ernst zu:
    »Stina war gestern auf keiner Party. Lena fragt sie jetzt, ob sie etwas weiß.«
    Gabriella nahm die Hand vom Hörer und drehte ihm den Rücken zu.
    »Sie weiß nichts? Ja, dann weiß ich auch nicht, was wir machen sollen. … Ja, bestimmt. Viele Grüße an Stina. Ist lange her, dass sie hier war. Wir vermissen sie, Ernst und ich.«
    Gabriella setzte sich an das kurze Ende des Küchentischs und legte die Hände auf die Tischplatte.
    »Was hat sie gesagt?«, fragte Ernst, der immer noch alle Schnittchen auf der Handfläche
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