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Maechtig, mutig und genial

Maechtig, mutig und genial

Titel: Maechtig, mutig und genial
Autoren: Eva Karnofsky
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konkurrieren kann, selbst wenn sie ihren Mitarbeitern Löhne zahlt, die zum Leben reichen. In Bolivien, so sagt sie, gibt es außerdem sehr gute Schneider, und auch das Sticken von Ornamenten hat eine lange Tradition.
    Alle zwei Wochen besucht sie Bruno, der auf über 5 000 MeterHöhe in den Anden die Lamas, Alpakas und Vicuñas züchtet, deren Wolle sie für ihre Mode braucht. Sie mag Kaschmir, sagte sie einmal der
New York Times
, doch Alpaka habe einen feineren Glanz, sei dauerhafter und leichter.
    Beatriz Canedo Patiño unterhält zwei Boutiquen in La Paz – hinter einem der beiden Geschäfte liegt ihre Werkstatt – und eine in Santa Cruz, doch 45 Prozent ihrer Modelle werden exportiert. Obwohl sie Wert darauf legt, nicht für die Elite zu produzieren, können sich nur sehr wenige BolivianerInnen ihre Modelle leisten. Ein Anzug kostet im Schnitt 550 Euro – so viel verdienen nur sieben Prozent der BolivianerInnen im Monat, und über ein Drittel der Bevölkerung muss damit ein halbes Jahr und länger auskommen.
    Seit Präsident Evo Morales bei seiner Amtseinführung 2006 in einem eleganten, dunklen Alpaka-Anzug mit bunter, bestickter Borte nach Aymara-Motiven von Beatriz Canedo Patiño glänzte, ist ihre Mode hipp in Bolivien, und auf den Festen der besseren Gesellschaft kleidet sie inzwischen angeblich die Hälfte der Gäste ein. Lange hat die Oberschicht Mode
Made in Bolivia
verschmäht, man kaufte lieber in Miami oder Paris. Die groben Alpakapullover mit den Lama-Motiven erstanden vor allem Touristen und einfache Leute. Dass sich dies nun geändert hat, und auch weitere heimische Designerinnen Erfolge verbuchen können, ist nicht zuletzt Beatriz Canedo Patiños Verdienst, denn sie hat es verstanden, die heimischen Materialien und Motive modisch und internationalen Qualitäts- und Geschmackstandards entsprechend zu verarbeiten. Ihre Vertriebschefin bezeichnet sie als disziplinierte Perfektionistin. Sie gelte lieber als anspruchsvoll denn als mittelmäßig, sagte sie selbst einmal.
    Geheiratet hat sie im Übrigen nie: Weil sie niemand erträgt, behauptet sie. Und weil sie keine Zeit für ein Privatleben hat.
    Sie weiß ihre Popularität zu nutzen: So kommentierte sie bei der Hochzeit des britischen Thronfolgers Prinz William für einen bolivianischen Fernsehkanal die Outfits des europäischenHochadels, für den sie im Übrigen auch arbeitet: Spaniens Königin Sofia soll ebenso bei ihr bestellt haben wie Silvia von Schweden. Als US-Außenministerin Hillary Clinton La Paz besuchte, schaute sie ebenfalls bei Beatriz Canedo Patiño vorbei, die ein Geschäft gegenüber einem der Hotels unterhält, in dem regelmäßig Prominente absteigen. Sogar Papst Johannes Paul II. soll ein Cape aus schwarzem Baby-Alpaka bei ihr bestellt haben. Der päpstliche Nuntius habe von einer Rom-Reise dessen Maße mitgebracht, erzählte Canedo der
Zeit
. Und auch für Barbie, die Puppe, entwarf sie 1994 eine Kollektion.
    Es ist nicht immer einfach, in Bolivien zu produzieren, muss sie zugeben. Kunden in den USA, Europa oder Japan erwarten pünktliche Lieferungen, und die sozialen und politischen Konflikte, die in Bolivien immer mal wieder tagelang das öffentliche Leben lahmlegen, machen es ihr nicht einfach: Wenn kein Bus fährt, kommen die Mitarbeiter zu spät und sie gerät in Verzug.
    Sie nutzt ihren Ruhm auch anderweitig: Sie ist das Gesicht der bolivianischen Aids-Kampagne, sie ruft zur Bekämpfung des Hungers auf, unter dem zwei Millionen ihrer MitbürgerInnen leiden, sie unterstützt mehrere Kinderhilfsorganisationen, und der Erlös ihrer alljährlichen Modenschauen kommt immer karitativen Organisationen zugute. Sie legt Wert auf ethische Standards, sagt sie, und so zählen zu ihren rund 50 Mitarbeitern auch Behinderte, und sie ruft andere Firmen auf, ebenfalls Menschen mit Behinderungen einzustellen. Gern betont sie auch, dass für ihre Stoffe kein Tier geschlachtet werden muss – für ihre Lederkollektion gilt das allerdings kaum. Sie zieht Naturfarben vor, wenn sie jedoch auf chemische Farben zurückgreift, achtet sie sehr auf die Qualität.
    2010 nahm sie in Genf an der EcoChic teil, einer Modenschau organisiert von der UNCTAD
(United Nations Conference on Trade and Development)
aus Anlass des Jahres der Biodiversität, auf der lediglich Mode aus Naturfasern ohnechemische Färbung gezeigt wurde. Sie präsentierte ein schulterfreies Abendkleid aus weißem Baby-Alpaka.
    Gern würde sie ihr Label BCP in eigenen Läden im
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