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Madita

Madita

Titel: Madita
Autoren: Astrid Lindgren
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Lampe.
    »Na, was sagt ihr dazu? Was sagt ihr zu dem großartigen
    Geschenk, das mein Sohn gekauft hat? Ist das ein Licht? Ist das Gemütlichkeit?«
    »Ja, die ist fein«, sagt Madita.
    »Na, und guckt bloß mal in die Stube! Was sagt ihr zu den 140
    lustigen Wichtelmännchen, die mein Sohn da an die Wand
    gepinnt hat? Und zu dem Tannenbaum, den er geholt hat, um seinem alten Vater eine Freude zu machen? Was sagt ihr
    dazu? Abbe, Abbe, du bist ein guter Sohn.«
    Tante Nilsson sitzt so dicht an der Lampe wie nur möglich und trinkt Kaffee. Aber jetzt setzt sie die Tasse ab und fährt Abbe über seinen Schöpf.
    »Als ob er das nicht auch für seine Mutter getan hat! Ja, mein kleiner Abbe, du bist ein lieber Junge.«
    Abbe wird über so viel Lob ganz verlegen, und er fragt Madita und Lisabet:
    »Was wollt ihr denn eigentlich?«
    Madita hält ihm das Päckchen hin, das sie bis jetzt auf dem Rücken versteckt gehalten hat.
    »Ich bring dir nur ein Weihnachtsgeschenk, Abbe.«
    »Mir?« sagt Abbe. »Ein Weihnachtsgeschenk? Warum denn
    das?«
    Aber Tante Nilsson schlägt bestürzt die Hände zusammen.
    »Ein Weihnachtsgeschenk für Abbe! Das haben wir ja ganz
    vergessen!«
    Vorwurfsvoll wendet sie sich an Onkel Nilsson auf der Küchenbank.
    »Emil, hast du denn nicht an ein Weihnachtsgeschenk für
    Abbe gedacht?«
    Onkel Nilsson schweigt und wirft Tante Nilsson nur einen
    mürrischen Blick zu. Schließlich sagt er verdrossen:
    »Zwar bin ich Hausbesitzer und Grundeigentümer obendrein, aber im Moment bin ich ’n bißchen knapp bei Kasse. Kurzum, aus einem Weihnachtsgeschenk für Abbe ist nichts geworden.
    Bist du nu traurig, Abbe?«
    Aber Abbe sieht gar nicht traurig aus.
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    »Pff, wir haben doch die Lampe!«
    »Und auch noch Maditas Geschenk«, erinnert ihn Lisabet.
    »Ja, Donnerschock noch mal, ich hab ja ’n Weihnachtsge-
    schenk von Madita gekriegt«, sagt Abbe.
    Er macht das Päckchen auf und holt die Mundharmonika
    hervor, und da jubelt Onkel Nilsson.
    »’ne Mundharmonika, alle Achtung! Da kannst du deinem
    alten Vater mal was Hübsches vorspielen, Abbe.«
    Es ist keine teure und keine feine Mundharmonika, aber Abbe kann trotzdem Melodien daraus hervorzaubern. Er sitzt dort 142
    bei seiner Lampe und spielt »Weihnachten ist kommen« mit
    fast nur richtigen Tönen, und er freut sich so über die Mundharmonika. »Heimat, liebe Heimat« spielt er auch, aber da weint Onkel Nilsson, denn das ist sein Lieblingslied.
    Madita und Lisabet kehren befriedigt nach Birkenlund zurück.
    »Es war nett da«, sagt Lisabet.
    »Ja, bestimmt«, sagt Madita. »Was für eine feine Lampe! Ich wünschte, wir hätten auch so eine.«
    Dann wird es Abend. Endlich wird es Abend, und auf Birkenlund werden alle Weihnachtskerzen angezündet.
    »Damit der Weihnachtsmann auch im Dunkeln herfindet«,
    sagt Lisabet.
    Aber der Weihnachtsmann kommt erst um sieben, er hat vor-
    hin selber angerufen und Bescheid gesagt, behauptet Papa.
    Sonst hätte er jetzt bei ihnen in der Küche sein können. Dort hat Alva den großen Tisch mit allem gedeckt, was Birkenlund zu bieten hat, Schinken und Reisbrei und Stockfisch und
    Schweinerippchen und Bratwurst und Fleischklößchen und
    Heringssalat und noch viel, viel mehr. Madita und Lisabet zählen an die zwanzig verschiedene Schüsseln und Platten. Jetzt sind sie kaum noch zu bändigen, und das Stillsitzen fällt ihnen schwer. Ihre Gesichter glühen von der Wärme der vielen Kerzen, und sie reden und lachen und sind ausgelassen wie
    Kälber; an das Essen denken sie kaum.
    Aber als Papa dann die Kerzen am Baum angezündet hat und
    Mama am Klavier sitzt, werden sie ganz still. Denn jetzt werden sie alle Weihnachtslieder singen, und dann merkt man am allermeisten, daß Weihnachten ist.
    »Glänz über See und Strand,
    Stern in der Ferne.«
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    Madita ist so glücklich, daß ihr das Herz weh tut. Ihr ist, als leuchteten die Weihnachtskerzen heller, wenn sie singt, und als würde sie dadurch viel lieber und braver, oh, gleich nach-her wird sie Lisabet für alles mögliche um Verzeihung bitten, wenn sie auch im Augenblick nicht weiß, wofür eigentlich.
    Aber plötzlich sagt Papa:
    »Jetzt aber rasch die Mäntel an, der Weihnachtsmann kann
    jeden Augenblick hier sein!«
    Und nun geht’s hinaus, Mama und Papa und Alva und Madita
    und Lisabet, alle miteinander laufen nach draußen.
    Dort ist es jetzt dunkel, aber der Schnee schimmert weiß auf der Erde und den Bäumen, und über dem Dach von Birkenlund stehen
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