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Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars

Titel: Maddrax - Folge 334: Die Beute des Archivars
Autoren: Jo Zybell
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„Was soll schon sein?“
    „Du grübelst doch, als gäbe es kein Morgen. Ich sehe es deinem Gesicht an.“
    „Aruula ist tot. Sollte ich da etwa nicht grübeln?“
    Weil nun auch Patric mit fragendem Blick aus dem Zuber lugte, stand Rulfan auf und ging zur Tür. „Ich muss nach Myrial und den Kindern schauen.“ Er verließ das Badehaus.
    Im Burghof lief er unruhig an der Mauer auf und ab. Fieberhaft dachte er nach. Was genau hatte Patric gesagt? In seinem Hirn hätte der Gelbe herumgestöbert. War er ein Telepath? Dann war dies die Lösung, wie er an die Information gekommen war.
    Noch viel mehr Sorgen machte Rulfan allerdings, dass Patric Pancis ihn bei dem Grab gesehen und den Namen auf dem Gedenkstein gelesen hatte. Magnus Tron. Wenn der Gelbe diese Erinnerung gelesen hatte, klug genug war und die richtigen Schlüsse zog, dann wusste er längst Bescheid.
    Rulfan blieb vor dem Tor stehen und starrte es an. Vielleicht hielt der Fremde den Supermagneten längst in seinen Händen. Rulfan war hin und her gerissen. Sollte er zum Friedhof gehen und sich vergewissern, ob der Schatz noch dort lag?

    „Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel Angst ich ausgestanden habe, seit ich die Burg verließ. Erinnern kann ich mich an nichts, ab dem Moment, als mich der Schuss des Fremden traf.“ Ein Gluckern, ein Prusten. Dann: „Im Wald bin ich wieder zu mir gekommen, etwa fünf Kilometer von hier. Fragt mich nicht, wie ich es aus eigener Kraft hierher nach Canduly Castle geschafft habe.“
    Aruula lauschte gespannt, was da aus dem Lautsprecher drang. Samugaar, der Archivar, stand neben ihr und hörte ebenso gespannt mit. Es waren vertraute Stimmen: die von Rulfan zum Beispiel, und die von Patric Pancis.
    „Was wollte dieser Kerl von dir?“, fragte Basti.
    „Der Gelbe?“, sagte Patric gerade auf eine Frage von Rulfan hin. „In meinem Hirn herumstöbern. Ich glaube, er suchte etwas. Ja, genau, jetzt fällt es mir wieder ein: Er suchte ein Ding, das er Magtron nannte. Aber davon hab ich noch nie gehört. Ihr etwa?“
    „Ich habe ihm dieses Wort eingepflanzt“, erklärte Samugaar neben Aruula. „An mehr sollte er sich nicht erinnern nach seiner Rückkehr.“
    „Eingepflanzt“ hatte er Pancis noch mehr, bevor er ihn im Wald ausgesetzt hatte, etwa vier Kilometer von Canduly Castle entfernt. Ein erbsengroßer Fremdkörper saß jetzt, chirurgisch implantiert, hinter seinem Ohr und übertrug alles, was in Pancis’ Nähe gesprochen wurde. Um die Komastarre zu verkürzen, hatte der Archivar ihm eine „stoffwechselstimulierende Substanz“ injiziert, wie er es nannte. Und bevor der Techno erwachte, waren sie mit dem Shuttle wieder auf Distanz gegangen.
    „He, kann mir einer von euch vielleicht mal was Ordentliches zu trinken besorgen? Ein alter Uisge täte mir jetzt gut, glaub ich“, hörte Aruula Patric sagen, und Sir Leonard bot sich an, ihm ein Glas zu holen.
    Aruula lauschte weiter. Die Männerstimmen unterhielten sich in gedämpfter Tonlage. Sie hörte, wie der Marsianer Rulfan fragte, was mit ihm los sei, und ihn auf seine grübelnden Gesichtszüge ansprach. Und dann hörte sie Rulfan antworten: „Aruula ist tot. Sollte ich da etwa nicht grübeln?“
    „Sie halten mich für tot ?“, fragte sie erschüttert.
    „Offenbar“, antwortete der Archivar. „Vermutlich haben sie eine deiner Verfolgerinnen zerschmettert unter den Trümmern gefunden und glauben, das seist du.“
    Aruula überlief es kalt. Es war eine merkwürdige Vorstellung, dass die Freunde dachten, man sei tot.
    Andererseits, sagte sie sich, ist es die beste Ausgangssituation für einen Neubeginn. Um sich eine neue Existenz aufzubauen. War nicht schon die schwere Verletzung durch den Meteoriteneinschlag ein Zeichen Wudans gewesen, ihr Leben grundsätzlich zu ändern?
    Und um sich an Maddrax zu rächen, ohne dass er ahnt, wer dahintersteckt, flüsterte eine leise, aber eindringliche Stimme tief in ihrem Inneren. Fast erschreckt über diese Idee erstickte Aruula den Gedanken im Keim.
    Samugaar stand auf. „Die Stunde naht, dich zu entscheiden“, sagte er. „Was hält dich hier noch? Ich kann deine Verletzungen viel besser behandeln als die Primitiven in der Burg. Du partizipierst von meiner Macht und meinem Wissen, wenn du mit mir kommst. Ich kann dir viele deiner Wünsche erfüllen, wenn du in meine Dienste trittst.“
    Zwar wusste Aruula nicht, was „partizipieren“ bedeutete, doch eines war klar: Samugaar hatte recht. Das hier war ihre Chance,
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