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Maddrax - Folge 333: Im Zentrum der Gewalten

Maddrax - Folge 333: Im Zentrum der Gewalten

Titel: Maddrax - Folge 333: Im Zentrum der Gewalten
Autoren: Christian Schwarz
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grinsend. „Nich mehr Chef. Ich jetzt Chef.“
    „ Ich jetzt Chef“, erwiderte Großauge drohend.
    Im Schlammloch, dessen Wellengang sich gerade beruhigte, stiegen plötzlich Blasen auf. Es blubberte, als sie an der Oberfläche zerplatzten. Die Indios erstarrten. In der nun immer rascher fortschreitenden Dämmerung schob sich etwas hinter den Blasen her aus dem Schlamm, wurde immer größer. Ein metallener Schädel, von dem das Brackwasser in Strömen lief, und ein gewaltiger Oberkörper wuchsen in die Höhe. Der Stahlmensch wirkte noch bedrohlicher als seine Genossen.
    „Schießt!“, brüllte Kurzbein.
     
    Eine halbe Stunde zuvor
    Langsam tauchte Miki Takeos elektronisches Bewusstsein aus dem Daten-Nirwana auf. Zuerst rief der Android die Protokoll-Routine, eine Art Blackbox, ab. Er erkannte, dass sein internes Reparaturprogramm schon vor Stunden plötzlich und unvermittelt angelaufen war, nach einem Impuls, der von außen gekommen und es reaktiviert hatte.
    Das Schadensprotokoll zeigte an, dass relativ schwere Beschädigungen, vor allem in der Elektronik, zu beheben waren. Den Außensensoren zufolge befand er sich unter Wasser in einer schlammigen Brühe – die Analyse ergab ein Boden-Wasser-Algen-Gemisch, durchsetzt mit organischen Kleinorganismen –, die ihn vollständig umgab. Da Takeo momentan in relativer Sicherheit und keiner akuten Gefahr ausgesetzt war, ließ er seine restlichen Systeme inaktiv, um den Reparatur-Nanobots schnellere Erfolge zu ermöglichen. Derart angeschlagen wäre er ohnehin keine große Hilfe gewesen – für wen auch immer.
    Was mit Matthew Drax und Xij geschehen war, entzog sich seiner Kenntnis. Der Logik nach hatten sie ihn aber noch in diesem Schlammloch versenken können, bevor sie sich zurückzogen; ansonsten hätte er an Bord des Shuttles erwachen müssen. Es war also ratsam, sich vorerst nicht zu rühren.
    Die Schäden, die offenbar von einem EMP 2 verursacht worden waren, schienen nicht so schwerwiegend, als dass das Reparaturprogramm sie nicht würde beheben können. Vom Diagnose-Check las er eine in Aussicht gestellte 99-prozentige Schadensbehebung ab. In rund vierzehn Minuten würde er wieder hergestellt sein.
    Doch was war während seiner Inaktivität geschehen? Er ging das Protokoll durch. Die letzte Aufzeichnung vor seinem Blackout besagte, dass während des Fluges sämtliche elektrischen Systeme im Mondshuttle ausgefallen waren – auch seine eigenen.
    Wie lange Takeo schon in dem Sumpfloch lag, konnte er der Protokoll-Routine aufgrund des Komplettausfalls nicht entnehmen. Sie setzte erst mit dem neuerlichen Impuls ein, dessen Signatur er nicht identifizieren konnte, die aber offenbar den EMP gespiegelt hatte.
    Dieser Impuls hat meine Reparatursysteme reaktiviert, dachte Takeo. Aber warum hat sein Auslöser danach nicht nach mir gesucht? Einzige Erklärung: Der Impuls hatte nicht ihm gegolten …
    Eine Erklärung ergab sich, als vier Komma fünf acht Stunden nach dem Anlaufen der Reparatur ein plötzliches Summen aufgezeichnet wurde, das auch durch die schalldämpfende Brühe drang. Takeos Außensensoren nahmen es deutlich wahr.
    Zu diesem Zeitpunkt ist das Mondshuttle gestartet, erkannte er. Ihm muss der fremdenergetische Impuls gegolten haben. Meine Reaktivierung war höchstens ein unbeabsichtigter Nebeneffekt, weil ich mich in Reichweite des Signals befand.
    Die Nanobots in Miki Takeos Systemen gingen weiter unbeirrt ihrer Arbeit nach. Sie setzten Reinigungsflüssigkeiten frei, die in winzigen, über den ganzen Körper verteilten Depots gelagert wurden.
    Gesamtstatus bei 93,4 Prozent. Verbleibende Zeit bis Einsatzstatus 99 Prozent: neun Minuten, dreiunddreißig Sekunden …
    Nächste Frage: Wer flog das Shuttle? Matt und Xij? Vermutlich nicht, denn sie hätten ihn zuvor geborgen. Zudem konnte der fremde Reaktivierungsimpuls nicht von ihnen kommen. Nein: Wer immer das Shuttle repariert hatte, war auch damit abgeflogen.
    Dass dieser Jemand in der Lage war, ein Raumschiff zu bedienen, festigte die Annahme einer hoch entwickelten, technisch versierten, möglicherweise sogar künstlichen Intelligenz, die noch viel mehr konnte, als funktionierende Roboter zu bauen.
    Weitere Stunden des Reparaturprozesses vergingen, die Takeo im Schnelldurchlauf überprüfte. In dieser Zeit war ein angeknickter Baumstamm in die Schlammgrube gestürzt, und ein nicht identifizierbarer Vogel war kurz auf der Wasseroberfläche gelandet, aber bald weitergeflogen. Niemand hatte Miki Takeos
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