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MacBest

Titel: MacBest
Autoren: Terry Pratchett
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überrascht auf.
    »Wir frühstücken nicht«, erwiderte er. »Wir sind Geister.«
    »Aber ich bin hungrig!«
    »Das bist du nicht. Du bildest es dir nur ein.«
    Teller, Tassen und Krüge klapperten in der Küche. Die Köche waren bereits auf, und da sie keine anderen Anweisungen bekommen hatten, trafen sie Vorbereitungen für das normale Frühstücksmenü des Schlosses. Vertraute Düfte wehten durch den dunklen Zugang, der zur Küche führte.
    Verence schnupperte.
    »Würstchen«, sagte er verträumt. »Schinken. Eier. Geräucherter Fisch.« Er starrte Champot an. »Blutwurst«, flüsterte er.
    »Du hast keinen Magen mehr«, stellte der alte Geist fest. »Es ist nur deine Phantasie. Reine Angewohnheit. Du glaubst, Hunger zu haben.«
    »Ich glaube, ich bin bereits halb verhungert.«
    »Mag sein, aber du kannst überhaupt nichts essen«, sagte Champot. »Nicht einen einzigen Bissen.«
    Verence ließ sich vorsichtig auf eine Sitzbank nieder, um nicht hindurchzusinken. Entmutigt senkte er den Kopf und schlug die Hände vors Gesicht. Er hatte gehört, daß der Tod schlimm war, aber so schlimm …
    Er sehnte sich nach Rache. Er wollte das plötzlich so düster wirkende Schloß verlassen, um seinen Sohn zu suchen. Und er erschrak, als er merkte, daß er noch einen dritten, größeren Wunsch verspürte: Derzeit hätte er alles für einen Teller mit gebackenen Nieren gegeben.
    Eine feuchte Morgendämmerung strömte übers Land, erkletterte die Mauer des Schlosses Lancre, stürmte die Feste und kroch schließlich durch die Flügelfenster der Türme.
    Herzog Felmet starrte verdrießlich auf den tropfnassen Wald. Er schien endlos zu sein. Felmet hatte nichts gegen Bäume, aber wenn so viele davon beisammen standen, boten sie seiner Ansicht nach einen äußerst deprimierenden Anblick. Immer wieder ertappte er sich dabei, daß er sie zu zählen begann.
    »In der Tat, Liebste«, sagte er.
    Viele Leute, die dem Herzog begegneten, verglichen ihn mit einer jener Eidechsen, die auf vulkanischen Inseln leben, sich nur einmal am Tag bewegen, ein drittes rudimentäres Auge haben und auf monatlicher Basis blinzeln. Er glaubte, ein zivilisierter Mann zu sein, der sich mehr für die trockene Luft und den hellen Sonnenschein eines gut organisierten Klimas eignete.
    Andererseits ist das Leben als Baum vielleicht gar nicht so schlecht, dachte Felmet. Bäume hatten keine Ohren – da war er ziemlich sicher. Und sie schienen auch ohne den heiligen Stand der Ehe gut zurechtzukommen. Eine männliche Eiche – er beschloß, in einem Lexikon nachzusehen –, eine männliche Eiche vertraute ihre Pollen einfach nur dem Wind an, und die Sache mit den Eicheln – es sei denn, es ging dabei um Eichenäpfel; nein, es handelte sich um Eicheln, der Herzog zweifelte kaum daran – fand woanders statt …
    »Ja, Teuerste«, sagte er.
    Bäume sind wirklich gut dran, dachte Felmet und starrte auf die zahllosen Wipfel. Egoistische Mistkerle.
    »Gewiß, Schatz«, murmelte er.
    »Was?« fragte die Herzogin.
    Der Herzog zögerte und versuchte verzweifelt, sich an die letzten fünf Minuten des Monologs zu erinnern. Die endlosen Worte warfen ihm vor, nur ein halber Mann und – willensschwach zu sein? Vage entsann er sich an die Klage darüber, das Schloß sei zu kalt. Ja, das war’s. Nun, zumindest in dieser Hinsicht konnten sich die verdammten Bäume nützlich machen.
    »Ich lasse einige fällen und sofort hierherbringen, Gepriesene.«
    Lady Felmet war einige Sekunden lang sprachlos, was nur höchst selten geschah. Wer die große und imposante Frau zum erstenmal sah, dachte an eine Galeone mit gesetzten Segeln. Dieser Eindruck wurde noch von ihrem Irrglauben verstärkt, roter Samt stehe ihr. Nun, immerhin paßte er zu der Hautfarbe.
    Der Herzog hielt es oft für einen Glücksfall, daß er diese Frau geheiratet hatte. Ohne ihren Motor des Ehrgeizes hätte er seine Zeit vermutlich damit verschwendet, auf die Jagd zu gehen, zu trinken und seinen droit de seigneur 2 zu ertüchtigen. Doch jetzt trennte ihn nur noch ein Schritt vom Thron; vielleicht herrschte er bald über alles, was er nun beobachtete.
    Zum Beispiel über den Wald, fuhr es ihm niedergeschlagen durch den Sinn.
    Felmet seufzte.
    »Du willst was fällen lassen?« fragte die Herzogin eisig.
    »Oh, die Bäume«, antwortete der Herzog.
    »Was haben denn Bäume damit zu tun?«
    »Nun … es sind so viele«, betonte Felmet.
    »Wechsle nicht das Thema!«
    »Entschuldige bitte, Liebling.«
    »Ich sagte: Wie
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