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Macabros 114: Kaphoons Grab

Macabros 114: Kaphoons Grab

Titel: Macabros 114: Kaphoons Grab
Autoren: Dan Shocker
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ganz nahe…
    Vielleicht war sie das auch.
    Die Prophezeiung der Weissagerin Kaithal kam ihm wieder in den
Sinn. Sie hatte ihm den Tip gegeben, in die Gegend der Kristallfelsen
zu kommen und den Wasserfall zu suchen, hinter dem der Eingang in das
Totenland lag.
    Auch diese Aufgabe lag noch vor ihm.
    Er mußte den nächsten Tag abwarten, die
Helligkeit… Dann konnte man weitersehen…
    Das Denken fiel ihm schwer, und seine Augenlider sanken herab.
    Der kräftezehrende Kampf und die Strapazen der letzten
Stunden forderten ihren Tribut.
    Er fiel in einen unruhigen Schlaf, weil sein Unterbewußtsein
ständig auf der Lauer lag und er mit einer Gefahr rechnen
mußte.
    Der Kopf sank ihm auf die Brust, die Atemzüge wurden
tiefer.
    Einmal war es ihm, als vernähme er aus unendlicher Ferne
einen leisen, schwachen Ruf:
    Es war wieder Rani Mahays Stimme. Aber Hellmark wachte nicht
auf…
     
    *
     
    Rani und Danielle waren ihm ganz – und doch unerreichbar
für einander.
    Sie waren nicht räumlich voneinander getrennt, sondern
zeitlich.
    Der Ruf, den Björn das erste Mal wahrnahm, war der Nachhall
einer Stimme, die ihm drei Minuten voraus war.
    Rani und Danielle hielten sich am gleichen Ort auf, direkt an dem
Kristallfelsen mit der durch magische Manipulation in den Stein
eingekerbten Botschaft. Und doch konnte keiner den anderen sehen.
    Das lange schwarze Haar der jungen Französin hing wirr in die
Stirn. Danielle war ungewöhnlich blaß, und auch dem Inder
sah man an, daß er sich nicht geschont hatte. Seit Stunden
waren sie unterwegs auf der Suche nach den anderen.
    »Keiner gibt Antwort, keiner war hier«, murmelte
Danielle de Barteaulieé enttäuscht, während sie die
Botschaft überflog, die sie selbst hier zurückgelassen
hatte. »Keine Nachricht von Björn, keine von Harry, keine
von Arson… was, Rani, mag wohl aus ihnen geworden sein? Wo
sollen wir noch suchen? Was überhaupt ist geschehen?«
    Keiner von ihnen wußte es.
    Was der unheimliche Magier in der Legendenstadt Kalesh als Fluch
und Bann ausgestoßen hatte, ehe Björns Schwert ihn
vernichtete, war ihnen nicht bekannt. Sie waren nach Menats Tod aus
den sich auflösenden Wahnsinns-Kugeln gefallen und irgendwo
zwischen den Kristallfelsen bewußtlos geworden. Nachdem sie
wieder erwachten, machten sie sich umgehend auf die Suche nach den
anderen, die auch nur hier und nirgendwo anders sein konnten.
    Die Vermutung stimmte, um so ratloser waren beide, weil die
Menschen, die bisher ihr Schicksal mit ihnen teilten, nirgends zu
entdecken waren.
    Die Schluchten und Durchgänge zwischen den riesigen
Kristallfelsen waren zu einem Zeit-Labyrinth geworden.
    Auch Arson, der Mann mit der Silberhaut und der braungebrannte
blonde Mann, der eine frappierende Ähnlichkeit mit der
Romangestalt des Tarzan hatte: Harry Carson… – sie alle
befanden sich in der Nähe.
    Sie waren um Minuten, Stunden und Monate voneinander versetzt.
    Für jeden hatte Menat grausame Einsamkeit heraufbeschworen,
die scheinbar durch nichts mehr rückgängig gemacht werden
konnte.
    Jeder irrte durch seine Welt, auf der Suche nach dem anderen, so
entfernten sie sich immer mehr und verstreuten sich in alle
Himmelsrichtungen.
    Während Hellmark im Traum den Ruf seines Freundes Rani wie
einen verwehenden Hauch mitbekam, standen Danielle und ihr Begleiter
an dem gleichen Kristallfelsen, gegen den Björn lehnte. Aber
Hellmark war – aus der Sicht seiner Freunde – drei Minuten
in der Vergangenheit…
     
    *
     
    Der Inder fuhr sich mit der Hand über seine prächtige
Glatze.
    »Ich hätte einen Vorschlag«, sprach er seine junge
Begleiterin an. »Ich mach’ mich noch mal auf den Weg,
Danielle. Du bleibst hier und wartest auf mich.«
    »Wo willst du jetzt noch hingehen? Es ist dunkel. Warte das
Tageslicht ab.«
    »Ich bringe es nicht fertig, hier herumzusitzen und zu warten
– ohne zu wissen, worauf…«
    »Mir geht es wie dir. Aber manchmal bleibt einem nichts
anderes übrig. Wenn…«
    Sie unterbrach sich abrupt.
    Da war etwas.
    Und sie hörten es beide.
    Es zischte und fauchte, als würden aus tausend Düsen
Flammen hervorschießen.
    Rötlicher Feuerschein wanderte über die
Südfläche der Felsen und mischte sich mit dem zauberhaften,
pulsierenden Schein, der sie zu faszinierendem Leben erweckte.
    »Gigantopolis!« stieß Mahay aufgeregt hervor und
riß Danielle an sich. »Wenn ich jetzt ’nen Hut
hätte, würde ich ihn vor Freude in die Luft
werfen.«
    »Dann verwechsle mich bitte nicht«,
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