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Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe

Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe

Titel: Macabros 094: Todesruf der schwarzen Hexe
Autoren: Dan Shocker
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anbrüllen müssen,
ist es ja nun auch wieder nicht…« Der Pakistani glaubte, er
hätte es mit einem Betrunkenen zu tun, wollte sich abwenden und
davongehen.
    Bensen schwankte wie ein Schilfrohr im Wind.
    Die Stimme war überall. Sie schien aus jeder Pore seines
Körpers zu kommen!
    »Helfen… Sie mir… bitte, das… geht nicht
mit… rechten Dingen zu… ich…« röchelte
Bensen.
    Er verkrampfte sich.
    Alles, was er in Neuseeland in dem Eingeborenen-Dorf erlebt hatte,
erstand in grellen, lebhaften Bildern vor seinem geistigen Auge.
    »Trinken Sie das nächste Mal etwas weniger«, bekam
er zu hören. »Dann geht’s Ihnen auch wieder
besser…«
    Gurgelnd brach Fietje Bensen zusammen.
    Er glaubte, der Kopf würde ihm zerspringen. Ein einziges,
schrilles Kreischen, das jetzt aus ihm brach, hallte über die
Straße und ließ auch dem Zeitungsverkäufer eine
Gänsehaut über den Rücken laufen.
    Bensen sah nicht mehr die in Schreck erstarrende Miene des
Pakistani.
    Er war bereits tot, als er den Boden berührte…
     
    *
     
    Dem Ausländer klappte der Unterkiefer herunter.
    Die Tatsache, daß der Mann am Boden sich nicht mehr
rührte, war schon schlimm genug, aber es traten noch zwei
Phänomene auf, die ihn derart verwirrten, daß er nicht
mehr wußte, was er tat.
    Der am Boden liegende Körper war im nächsten Moment in
einen schwarzen Nebel gehüllt.
    Die zerfließende, wabernde Substanz stieg urplötzlich
und blitzschnell steil auf wie die Fontäne eines ausbrechenden
Geysirs und bildete eine Gestalt.
    Sie war schwarz, und ein leises, röchelndes Geräusch
begleitete ihre Materialisation.
    Eine Frau! Groß, schlank, Kurven überall da, wo sie
sein mußten… Die Erscheinung war die dreidimensionale
Scherenschnitt-Silhouette einer weiblichen Person. Einzelheiten wie
Augen, Gesichtszüge, Mund und Nase – konnte der Pakistani
nicht erkennen.
    Die schwarze Gestalt machte eine drohende Gebärde und
verschwand genau so schnell und gespenstisch, wie sie aufgetaucht
war.
    Die schwarze Hand berührte die schlaffen, fahlen Finger des
toten Seemanns.
    Und Fietje Bensen verschwand…
     
    *
     
    Der Kehle des Beobachters entrann ein gequältes
Stöhnen.
    Der Pakistani starrte auf die leere Stelle, ließ mit leisem
Aufschrei seine Zeitungen fallen und wirbelte herum.
    Wie von Furien gehetzt lief er die schmale Straße entlang.
Hinter ihm blendeten die Scheinwerfer eines Autos auf, tauchten seine
Gestalt in gleißende Helligkeit, und er kam sich vor wie ein
Verbrecher, der fliehen mußte.
    Ein grauenvoller Gedanke stieg in ihm auf.
    Er hatte bei dem Toten gestanden. Man würde ihn vielleicht
mit dem Ableben des Seemanns in Verbindung bringen… Unsinn!
verbesserte er sich im stillen selbst. Das geht nicht! Der Tote ist
nicht mehr da, ist unsichtbar… ein Satan hat ihn in die
Hölle geholt.
    Seltsam, daß er die schwarze Gestalt mit dem Teufel in
Verbindung brachte…
    Sumo kannte sich im Hafenviertel gut aus. Jede Kneipe war ihm
vertraut, jede Absteige. Hier bot er nicht nur regelmäßig
seine Zeitungen an, hier verjubelte er auch die Pfennige wieder, die
er verdiente. Ein Glas Whisky, öfter ein Kognak oder ein
Schnaps, den Hunger stillte eine Bratwurst oder eine Bulette,
für das Gefühlleben waren die leichten Mädchen da, die
einem die Stunden, in denen er keine Zeitungen austrug,
versüßten…
    Besonders bei einer von ihnen, bei Lilo, fand er auch immer einen
Platz zum Schlafen. Er selbst hatte keinen festen Wohnsitz.
    Sumo ertappte sich dabei, daß er automatisch den Weg
eingeschlagen hatte, der zu Lilo führte.
    Aber was wollte er dort jetzt – so früh? Lilo war auf
Kundenfang aus, und sie hatte ihm angeboten, nur in einem wirklichen
Notfall aufzutauchen. Sie hatte ihm verweigert, über Nacht zu
bleiben, auch wenn er kein Geld hatte. Das tat sie aber nicht aus
reiner Menschenfreundlichkeit. Von Fall zu Fall – der Termin
wurde ihm immer kurzfristig mitgeteilt – mußte er kleine
fertige Päckchen übernehmen und an Leute weitergeben, die
beim Kauf einer Zeitung danach fragten. Lilo hatte noch einen
lukrativen Nebenverdienst. Sie vertrieb Stoff. Für einen
Dunkelmann, der es verständlicherweise vorzog, im Hintergrund zu
bleiben.
    Sumo wußte, daß er dadurch mit dem Gesetz in Konflikt
geriet. Aber die Bequemlichkeit, die Lilo ihm von Fall zu Fall bot,
wog das Risiko seiner Meinung nach auf.
    Er fragte nicht, war nichts weiter als ein Rädchen in einem
riesigen Getriebe und hoffte auf Dummheit und
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