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Macabros 091: Die Pestreiter

Macabros 091: Die Pestreiter

Titel: Macabros 091: Die Pestreiter
Autoren: Dan Shocker
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es dir schon wieder besser
gehen«, sagte er und streichelte über ihren Kopf.
    Fraplin fragte sich, wie sie zu diesem Infekt gekommen sein
konnte. Verdorbene Nahrungsmittel, verseuchtes Wasser? Er verwarf
diesen Gedanken ebenso schnell wieder, wie er ihm gekommen war. Nein,
das konnte es nicht sein. Die Konserven waren einwandfrei, ebenso das
Wasser. Wäre es anders, müßte auch mit ihm etwas
sein.
    Eine Sache ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er glaubte
erkannt zu haben, daß Peggy sich vor seinem Entschluß,
ihren vermeintlichen Beobachtungen auf den Grund zu gehen und sie
hier zurückzulassen, noch anders verhalten hatte. Zu diesem
Zeitpunkt war die Temperatur offensichtlich noch nicht so hoch
gewesen, die Krankheit wahrscheinlich nicht mal ausgebrochen!
    Aber wenn das so war, stimmten seine ersten Überlegungen
nicht. Dann konnte Peggy auch nicht im Fieberwahn von Dingen
gesprochen haben, die niemand außer ihr wahrgenommen hatte.
    Dieser offensichtliche Widerspruch beschäftigte ihn noch
lange, ehe er in einen unruhigen und von bösen Träumen
erfüllten Schlaf fiel.
     
    *
     
    »Und ich sag’ dir eins, oller Kugelkopf: Es gibt noch
genügend Verstecke auf der Insel, von denen du keine Ahnung
hast!« Der Junge, der dies mit krähender Stimme sagte, war
hoch aufgeschossen, hatte einen schwarzen Lockenkopf und eine Haut
wie dunkle Schokolade.
    Das war Pepe. Mit in den Hüften gestemmten Händen stand
er vor einem Geschöpf, das nur entfernte Ähnlichkeit mit
einem Menschen hatte.
    Es war so groß wie Pepe und hatte einen menschlichen Leib
mit Armen und Beinen, aber den Kopf eines Guuf. Der Schädel war
kahl, rund und trug als besonderes Merkmal einen steil auflegenden
Kamm, der bis tief in den Nacken reichte. Auffallend waren die
großen, runden, völlig wimpernlose Augen und der breite,
halb geöffnete Mund. Es sah aus, als würde der Guuf immer
grinsen. Ohren und Nase gab es nicht in diesem breitflächigen
Gesicht.
    Jim war das Kind eines dämonischen Guuf und einer
Menschenfrau, die durch eine Kette widriger Umstände in die
Vergangenheit der Erde gerissen und dort von Guuf entführt
worden war. Jim wurde im Keller eines Hospitals von dem entbindenden
Arzt großgezogen. Er entwickelte sich im Verhältnis zu
einem Menschen sehr schnell, wirkte als Vierjähriger schon wie
ein Vierzehnjähriger, und mit der sprunghaften körperlichen
Entwicklung ging die geistige parallel.
    Jim kam das erste Mal mit Menschen zusammen und wußte von
dieser Stunde an, daß er weder zu den Guuf noch zu den Menschen
gehörte. Die Guuf verfolgten ihn anfangs, weil sie
befürchten mußten, durch seine Erinnerung an dieses Volk
eines Tages benachteiligt zu sein, die Menschen fürchteten ihn
oder empfanden seine Gegenwart als unangenehm, weil sein
dämonenhaftes Aussehen nicht in die Norm dessen paßte, was
allgemein als ›schön‹ empfunden wurde.
    Jim sah aus, als würde er jeden Moment jemand anfallen, ihn
niederschlagen und die ganze Hölle zusammentrommeln, um Jagd auf
Menschen zu machen.
    Doch danach stand ihm wahrhaftig nicht der Sinn.
    Jim konnte keiner Fliege etwas zuleide tun. Er litt darunter,
daß die Menschen ihn schnitten, daß er sich nicht normal
in der Gesellschaft, zu der er gehörte, bewegen konnte.
    Doch da war Marlos, die unsichtbare Insel. Björn Hellmark,
der Herr der Insel, die ihm durch ein Vermächtnis zugefallen
war, hatte Jim hierher geholt und ihm eine neue Heimat geboten. Hier
fühlte der Guuf sich wohl, die anderen akzeptierten ihn und
hatten sich längst an sein Aussehen gewöhnt.
    »Hoho«, machte Jim und wollte sich ausschütten vor
Lachen. »Du willst mir einen Bären aufbinden. Hier kenne
ich jeden Winkel.«
    »Auch den entferntesten?«
    »Auch den…«
    »Du täuschst dich. Ich wette mit dir, daß du mich
nicht findest. Wenn ich hier losgehe, lasse ich dich bis hundert
zählen und dann kannst du mit der Suche beginnen. Du wirst
stundenlang herumirren, ohne eine Spur von mir zu
entdecken.«
    »Quatsch!« Jim winkte ab. »Innerhalb von zehn
Minuten habe ich dich…«
    »Ausgeschlossen!«
    »Dann laß’ es uns ausprobieren.«
    »Einverstanden«, Pepe nickte. Er war froh, daß Jim
wieder zu allem möglichen Unsinn aufgelegt war. Während der
letzten Tage sah es nicht gut aus mit ihm. Er hatte sich vollends von
jeglicher Gemeinschaft zurückgezogen, schlief nur noch und hatte
seltsame Träume, die sich schließlich als wirkliche
Erlebnisse anderswo entpuppten. Björn hatte Pepe gebeten, sich
so oft
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