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Macabros 091: Die Pestreiter

Macabros 091: Die Pestreiter

Titel: Macabros 091: Die Pestreiter
Autoren: Dan Shocker
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keinen Kehlkopf, der seine Worte hörbar gemacht
hätte.
    Er hatte sich von seinem Körper gelöst!
    Seltsam, wenn er an sich herunterblickte, dann war alles
vorhanden. Er sah seinen Leib, aber die anderen nahmen ihn nicht
wahr.
    Er hing wie ein Ballon in der Luft, während die Bahre mit
seinem toten Körper weggeschoben wurde.
    »Ich muß ihnen beweisen, daß ich noch lebe,
daß ich da bin, daß sie sich irren, irgend etwas stimmt
in ihren Instrumenten nicht. Sie zeigen nicht richtig an.« Die
Gedanken drehten sich in ihm wie ein Karussell.
    Er begriff, daß er seinen Körper verlassen und sich von
ihm getrennt hatte. Aber da er noch alles wahrnahm, konnte dies
unmöglich der Tod sein.
    Sie mußten merken, daß hier etwas nicht stimmte!
    Der Gedanke, was er tun könnte, kam ihm ganz
plötzlich.
    Die weiße Kugellampe hing dicht vor ihm. Pepe stieß
mit beiden Händen dagegen.
    Der Erfolg ließ nicht auf sich warten. Die große
schwere Lampe pendelte wie ein runder Perpendikel hin und her.
    »Professor?!« Die Krankenschwester sagte sonst kein
Wort.
    Der Arzt, der schon nach draußen gehen wollte, blieb abrupt
stehen.
    Er folgte dem Blick der Krankenschwester und nahm das gleiche wie
sie wahr.
    Er hielt den Atem an, seine Blicke wanderten an den Wänden
entlang. Er hatte einen Verdacht, nein, die Bilder hingen ruhig, die
Fensterscheiben klirrten nicht. Kein Erdbeben.
    Seit den heftigen Erdstößen in Kalifornien war in den
Staaten die Angst vor Erdbeben groß. Aber hier in New York
dürfte doch die Wahrscheinlichkeit gering sein, daß ein
solch gewaltiges Naturereignis eintrat.
    Mit gemischten Gefühlen und ohne eine Erklärung
dafür zu finden, weshalb die Lampe in Bewegung geraten war,
sahen der Professor und die Krankenschwester dem ausschwingenden
Beleuchtungskörper zu.
    Dann war alles wieder normal.
    Ein herbeigerufener Krankenpfleger schob die Bahre mit Pepe auf
den Korridor.
    Sie wollten ihn in die Leichenhalle bringen!
    Da bekam Pepe, der – wie er endlich begriff – unsichtbar
war und nur in der Lage, sich selbst wahrzunehmen, es doch mit der
Angst zu tun.
    Sie würden ihn lebendig begraben!
    Sie konnten nicht erkennen, daß er aus seinem Körper
herausgetreten war, daß seine organischen Abläufe noch
funktionierten, allerdings auf einem derart niedrigen Niveau,
daß es von den elektronischen Instrumenten nicht mehr
registriert wurde.
    Professor Henderson suchte sofort sein Büro auf. Er setzte
sich telefonisch mit Henry Mills in Verbindung und teilte ihm die
traurige Nachricht mit.
    Dr. Mills würde Carminia Brado informieren, sobald diese bei
ihm auftauchte.
    Das durfte nicht sein.
    Der unsichtbare Gast suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus
diesem Dilemma.
    Was konnte er tun?
    Die Heftigkeit seiner Gefühle führte zu einer
unkontrollierten Reaktion.
    Ein Blitz kam aus der Telefonleitung. Im gleichen Augenblick, als
Professor Henderson mit erschrecktem Aufschrei den Hörer fallen
ließ, schoß eine Stichflamme aus dem Wandabschluß,
und das Kabel wurde mit einem Ruck herausgezerrt.
    Es würde eine Weile dauern, ehe der Anschluß wieder
repariert war.
    Pepe selbst war erschrocken darüber, was da an Kraft aus ihm
gekommen war. Das hatte er nicht gewollt. Sein Unterbewußtsein
arbeitete weiter und trieb ihn voran.
    Das Telefonat zwischen Henderson und Dr. Mills war unterbrochen.
Das war gut so. Bis der Professor seinen Schreck überwunden
hatte, verging geraume Zeit. Die wollte Pepe nutzen.
    Sein lebloser, zugedeckter Körper wurde mit dem Lift nach
unten gebracht. In die kühlen, kahlen und dunklen
Kellerräume.
    Pepes Geist, der sich von seinem Leib getrennt hatte, schwebte
eilends die Korridore entlang. Er berührte mehrere Lampen und
versetzte sie in schwingende Bewegungen. Dies wurde auch von vielen
Personen wahrgenommen, und man war irritiert. Wie es aber zustande
kam, wußte niemand zu erklären. Und auch er konnte keinen
Hinweis darauf geben. Das war sein Manko.
    Er hatte eine andere Idee und war erstaunt darüber, daß
er nicht gleich darauf gekommen war.
    Wenn er den gleichen Weg nahm wie sein toter Körper, dann
konnte überhaupt nichts schief gehen. Er brauchte nur noch in
seinen Leib zu schlüpfen, und alle Körperfunktionen
würden wieder in Gang kommen, und zwar so, daß sie mit
bloßem Auge zu sehen waren. Wenn er wieder atmete, wenn sein
Herz wieder schlug – konnte es keinen Zweifel geben, daß
er lebte.
    Er erreichte die unterste Treppe und mußte vor einer
Tür haltmachen. Es war
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