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Macabros 086: Die Horron-Barbaren

Macabros 086: Die Horron-Barbaren

Titel: Macabros 086: Die Horron-Barbaren
Autoren: Dan Shocker
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großen Abständen
nahe dem Meeresstrand. Die Luft war warm und roch nach Blüten
und Meer. Auf der Insel Marlos herrschte ewiger Frühling.
    »Wir sind da«, sagte Carminia leise, während sie
Chancells Hand frei gab. »Das ist mein Zuhause…«
     
    *
     
    »Mir gefällt das alles nicht«, sagte der Junge mit
den schwarzgelockten Haaren ernst und traurig. Pepe stocherte mit
einer Astgabel im weichen Sand, malte bizarre Zeichnungen und
zerstörte sie wieder. »Sie verraten uns nicht alles,
Jim… da herrscht eine verrückte Hektik. Einer nach dem
anderen verschwindet, dann kommt der eine oder andere wieder, aber
von keinem erfährt man etwas. Und wir, Jim, was machen
wir…?«
    Pepe sah den Freund an seiner Seite an.
    Jim war jünger als er, wirkte aber mindestens ebenso alt. Er
hatte einen runden Kopf, aus dem nicht ein einziges Härchen
sproß. Jim sah unheimlich aus, wie ein Dämon. Außer
den großen runden und wimpernlosen Augen und einem breiten
Mund, der das untere Gesichtsdrittel voll einnahm und von einem Ohr
zum anderen reichte, gab es keine weiteren Sinnesorgane in Jims
Gesicht. Er hatte nicht mal ›Ohren‹. Winzige
Gehörlöcher im kugelförmigen Kopf ersetzten sie. Die
dicht stehenden spitzen Zähne waren stets zu sehen, was den
Eindruck erweckte, Jim der Guuf würde ständig grinsen.
Mitten auf dem kahlen, runden Schädel begann ein starrer,
hornartiger Kamm, der bis tief in den Nacken wuchs. Jim sah
furchterregend aus. Er war das Kind eines dämonischen Guuf und
einer irdischen Mutter. Wegen seines Aussehens hatte Jim
größte Schwierigkeiten im Zusammenleben mit Menschen. Sie
sahen in ihm ein Ungeheuer. Doch genau das Gegenteil war richtig. Jim
konnte keiner Fliege etwas zuleide tun.
    Björn Hellmark hatte den jungen Kugelkopf mit auf die Insel
Marlos genommen, als die Jagd auf ihn sein Leben erschwerte. Hier auf
Marlos fühlte er sich wohl und sicher und brauchte nicht zu
befürchten, wegen seines Aussehens gefürchtet und verachtet
zu werden. Die Menschen, mit denen er auf der unsichtbaren Insel
lebte, kannten und liebten ihn.
    Jim seufzte. »Wir? Wir hocken hier und drehen
Däumchen…« Er warf einen Blick zu dem schimmernden See
zwischen den Palmen. Der See war kreisrund, und seine Oberfläche
bewegte sich nicht. Nur, wenn man genau hinsah, konnte man erkennen,
daß die Oberfläche wie Glas war, in unzählige
Segmente unterteilt, die an überdimensionale Schnitten einer
Apfelsine erinnerten. Und diese Segmente wiederum waren in kleine und
kleinste Felder eingeteilt, die silbern unter dem Sonnenlicht
schimmerten.
    Rund um den seltsamen ›See‹ wuchsen fremdartige Blumen
in unterschiedlichen Farben und unterschiedlicher
Größe.
    Was da eingebettet lag im weichen Gras zwischen den Palmen, war
der ›Geistspiegel des Hestuus‹.
    Mit seiner Hilfe war es jederzeit möglich, in allen Teilen
der Welt punktgenau an jenen Stellen anzukommen, die in grauer
Vorzeit oder im Moment von dämonischen Schergen frequentiert
wurden. In fernster Vergangenheit hatte der reine Geist einer Gruppe
guter Menschen diesen Spiegel geschaffen und ihn mit Leben
erfüllt. Und diese kleine Gruppe um den Herrscher Hestuus hatte
es geschafft, mit Hilfe des Spiegels die Orte aufzusuchen, wo
unheimliche Finsterlinge menschenfeindliche Pläne schmiedeten,
Menschen in ihre Abhängigkeit brachten oder Stationen
errichteten, um sich dort zu verbergen.
    Jim erhob sich und schlenderte die wenigen Schritte auf den
›See‹ zu. »Wenn Carminia, Arson und Björn in eine
Falle geraten sind«, sinnierte er, »müßte es
doch möglich sein, den Ort ausfindig zu machen, wo diese Falle
existiert.«
    »Das Problem liegt darin, daß die Falle mit
hundertprozentiger Sicherheit nicht in dieser Welt liegt, sondern
irgendwo in der Unendlichkeit des mikroskopisch Kleinen, Jim. Die
Erfahrung zeigt, daß alle Wege in allen Teilen dieser Welt
enden, daß ein Eindringen in den Bereich der Mikroweit nicht
möglich ist. Ak Nafuur und Rani hätten es sich bestimmt mit
Hilfe des Spiegels einfacher gemacht, das kannst du schon
glauben«, sagte Pepe nachdenklich. »Die Schwierigkeiten
sind anders, als wir glauben… ich möchte so gern etwas
für sie tun…«
    »Sie sind schon viel zu lange weg. Ich habe Angst«,
stimmte Jim, der Kugelkopf, dem Freund zu und sprach gleichzeitig das
aus, was auch in Pepe vorging. »Ich habe Rani zuletzt gesehen,
ehe er wieder von Marlos wegging. Nie zuvor war er so ernst und
niedergeschlagen gewesen. Ak Nafuur hüllt sich
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