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Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer

Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer

Titel: Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer
Autoren: Dan Shocker
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zu
Boden. »Du bist verletzt… Bewege dich nicht! Du mußt
dich ausruhen.«
    »Mein Name ist Shenia«, murmelte der Fremde
erschöpft. »Ich bin ein Djan…«
    »Nicht sprechen«, verlangte Mirakel. »Du hast viel
Blut verloren.« Sinnend blickte er auf den Verletzten hinab.
Nein, dachte er deprimiert. Da war nicht mehr viel zu machen. Er
hatte Shenia zwar vor der Riesenraupe gerettet, aber der Djan
würde trotzdem sterben. Schrecklich waren seine Wunden.
    Mirakel räusperte sich. »Man nennt mich Mirakel«,
erklärte er leise. »Ich bin ein Mensen. Meine Heimat ist
die Erde, und ich bin nur durch Zufall in diese Welt verschlagen. Ich
weiß nicht; wie ich dir helfen kann, Shenia…«
    Der Djan schnitt eine Grimasse. »Ich sterbe, Mirakel«,
flüsterte er. »Ich fühle, wie der Tod naht.«
    Er hustete erstickt und wimmerte vor Schmerz.
    »Aber vielleicht… ist mein Tod und der meiner
Gefährten doch nicht so umsonst, wie ich dachte…«
Shenias feingliedrige Hand tastete nach Mirakels Gesicht. »Ich
kann dich nicht sehen, Mirakel. Meine Augen… Aber du scheinst so
zu sein wie wir, und das gibt mir neue Hoffnung. Du… mußt
zu meinem Volk, Mirakel! Ich…«
    Shenia hustete wieder. Er atmete stoßweise und begann heftig
zu zittern.
    »Nicht sprechen«, drängte Mirakel.
»Später!«
    Der Djan schüttelte mühsam den Kopf. »Es gibt kein
später, Mirakel. Nicht für mich – und auch nicht
für mein Volk… Wir sind in großer Gefahr! Das Land
der Djans ist…«
    Er verstummte.
    »Shenia!« Mirakel preßte die kraftlose,
plötzlich kalt werdende Hand. »Shenia…«
    Aber er erhielt keine Antwort mehr.
    Der Djan war tot.
     
    *
     
    Unter den seit Jahrtausenden ineinander verfilzten Wipfeln der
Urwaldbäume herrschte dämmeriges, rostbraunes Halbdunkel.
Es roch betäubend nach den exotischen Düften fremdartiger
Pflanzen, nach Morast und brackigem Wasser.
    Unwillig schlug Frank Morell nach stecknadelkopfgroßen
Insekten, die ihn zornig umschwirrten und seine ungeschützte
Gesichtshaut mit roten Punkten übersäten.
    Feucht klebte der Schweiß auf seiner Stirn.
    Mirakel hatte Djans Leichnam nahe dem Dschungelrand begraben und
sich dann auf den Weg ins Landesinnere gemacht. Noch immer klangen
Shenias letzte Worte in ihm nach.
    Irgendwo hier in der Mikroweit mußten die Djans leben –
bedroht von einer Gefahr, die ihre Existenz auslöschen konnte.
Aber Shenia war zu schnell gestorben, als daß er dem Dykten
mehr über die Bedrohung verraten konnte.
    Und Mirakel wußte nicht, wo das Land der Djans lag.
    Er lächelte bitter.
    Der Mikrokosmos war ein eigenes Universum. Es war völlig
aussichtslos, auf gut Glück nach Shenias Volk zu suchen. Aber
trotzdem blieb ihm keine Wahl. Er war darauf angewiesen, Hilfe zu
finden. Und jedes Geschöpf, das von den dämonischen
Mächten der Mikroweit bedroht wurde oder deren Feind war, konnte
ein potentieller Verbündeter sein.
    Erschöpft hielt Mirakel einen Augenblick inne und versuchte
sich zu orientieren.
    Vom Westen her drang das Grollen unzähliger Vulkane. Ihre
Lavaströme und Giftgaseruptionen hinderten den Dschungel am
Wachstum und hatten einen dünnen Streifen unfruchtbarer
Steinwüste geschaffen. Hinter den kegelförmigen
Schlackenbergen lag unbekanntes Gebiet.
    Mirakel bezweifelte, daß dort das Volk der Djans beheimatet
war. Es war zwar nur ein ungewisses Gefühl, aber der Dykte hatte
im Lauf der Zeit gelernt, auf derartige Ahnungen Rücksicht zu
nehmen. Der ständige Kontakt mit der kosmobiologischen Urenergie
des Mirakelsterns mußte ihn sensibel gemacht haben für
Wahrnehmungen, die die groben Sinne eines normalen Menschen nicht
erfaßten.
    Im Osten erstreckte sich der Urwald bis zur Küste und
verschlammte zu ausgedehnten Sumpflandschaften voll giftigem Getier
und tödlichen Fallen. Die schwüle Luft der Sümpfe
legte sich lähmend auf die Atemwege und verwirrte die Gedanken.
Selbst aus der Ferne wirkten sie unheimlich und tot.
    Nur im Norden schien es annehmbare Lebensbedingungen zu geben.
    Von einigen Anhöhen aus hatte Mirakel entdeckt, daß
sich dort der Dschungel allmählich verdünnte und einem
fruchtbaren Flußgebiet Platz machte, in dem sich tintenblaue
Ströme durch Wiesen und Savannen zogen.
    Lag dort vielleicht das Land der Djans?
    Der Dykte hoffte es, fürchtete aber gleichzeitig,
enttäuscht zu werden.
    Zumindest erschien es ihm wahrscheinlich, daß sich
intelligente Wesen in der gegen die Dschungelwildnis paradiesisch
anmutenden Flußlandschaft angesiedelt
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