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Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer

Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer

Titel: Macabros 072: Nh'or Thruus Unheil-Schläfer
Autoren: Dan Shocker
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durch das kreisende Gemisch aus Wasser, Dreck und Treibgut
die Umrisse eines bootsähnlichen Schattens.
    Dann hatte ihn die Flut erreicht. Sie verschluckte ihn. Um Mirakel
wurde es Nacht.
     
    *
     
    Leise plätschernd versickerte irgendwo Wasser.
    Mirakel hob langsam den Kopf und stieß zischend die Luft aus
der Lunge, als greller Schmerz wie eine Bombe hinter seiner Stirn
explodierte.
    Zögernd hob er die verklebten Lider und rieb den Schmutz aus
seinem Gesicht.
    Er befand sich in einer Alptraumlandschaft.
    Der Boden war schlammig und zerwühlt, als wäre ein
gigantischer Pflug über ihn hinweggefahren. Überall lagen
die Kadaver fremdartiger Tiere. Einige erinnerten an geschuppte
Ratten, andere waren wie schweinegroße Tausendfüßler
geformt, wiederum andere wirkten wie stachelbewehrte
Schildkröten oder pelzige Heuschrecken.
    Reglos lagen sie in den Pfützen und Rinnsalen, und viele von
ihnen waren fast bis zur Unkenntlichkeit zerschmettert.
    Mirakel begriff, daß ihn nur der Dyktenkristall vor einem
ähnlichen Schicksal bewahrt hatte.
    Die kleine Bucht, in der sich ein Großteil des Orkans und
der Springflut ausgetobt hatte, lag hinter ihm. Viele der Felsen
waren zerbrochen, und ihre Überreste funkelten wie kariöse
Zahnstummel im Rotlicht der Mikroweit. Tonnen von Schling und Seetang
und den Überresten buntschillernder Meeresbewohner bedeckten den
zerstörten Gesteinswall und die Einöde, die der Orkan
zwischen der Küste und dem nahen Dschungel geschaffen hatte.
    Nur vereinzelt deuteten knorrige Baumwurzeln und zersplitterte
Äste auf die dichte Vegetation hin, die innerhalb weniger
Sekunden einfach fortgewaschen worden war.
    Der Dschungel selbst schien die Katastrophe
verhältnismäßig unbeschadet überstanden zu
haben. Dort hatten nur die letzten Ausläufer des Unwetters
getobt und die Wipfel der Baumriesen zerzaust. Krächzend
flatterten unzählige vogelähnliche Kreaturen über dem
Dschungeldach.
    Ansonsten war es still. Die Tierwelt des Urwaldes mußte beim
ersten Anzeichen des Sturms geflohen sein. Nur die schwächsten
waren zurückgeblieben und getötet worden.
    Mirakel erhob sich, reinigte seine Kleidung notdürftig von
dem zähen Morast und betastete prüfend seine Glieder. Zum
Glück beruhten seine Schmerzen nur auf relativ harmlosen
Prellungen.
    Er war erschöpft, aber unversehrt der Springflut entronnen.
Doch in seine Erleichterung mischte sich auch wieder hoffnungslose
Resignation.
    Er schien frei zu sein und sich unbehelligt von den
dämonischen Herrschern des Mikrokosmos bewegen zu können.
Aber der Eindruck täuschte.
     
    *
     
    Sein Kerker war die Mikroweit, sein Kerkermeister die grüne
Schlange. Es war der Schmerz, der Shenia aus der tiefen
Bewußtlosigkeit riß.
    Er wimmerte gequält und fand nur mühsam zurück in
die Wirklichkeit.
    Fast war es ein Schock zu erkennen, daß er noch lebte. Der
Zusammenprall der Springflut mit der Küste hatte ihn nicht
getötet.
    Shenia tastete blind um sich, fühlte etwas Weiches, Feuchtes
unter seinen Händen. Schlick und Seetang! Sie hatten ein weiches
Polster gebildet und so den Aufprall gedämpft.
    Plötzlich durchzuckte ihn eisiger Schrecken. Mit pochendem
Herzen öffnete er die Augen, riß sie weit auf, um sich
umzusehen, aber trotzdem blieb es weiterhin finster.
    Der Djan stöhnte. Er war blind! Seine Augen – etwas
mußte seine Augen zerstört haben…
    Zitternd hob er die Hände und legte sie auf das Gesicht.
Rasender Schmerz durchzuckte ihn. Seine Finger waren naß.
Blut!
    Shenia blieb regungslos liegen und wartete auf das Abebben der
Schmerzwelle. Nach einer Weile ging es ihm wieder besser. Nur noch
ein dumpfes Klopfen brannte in seinen Augenhöhlen.
    Er lag da und horchte. Bis auf das Plätschern des Wassers war
es still. Wo befand er sich? Hatte ihn die Flutwelle vielleicht tief
ins Landesinnere geschleppt?
    Der Djan bebte innerlich. Er war verletzt und blind – ein
leichtes Opfer wilder Tiere.
    Der Tod, dachte Shenia bitter, hatte ihm nur eine kurze Ruhepause
gegönnt.
    Er richtete sich vorsichtig auf. Kühler, schwacher Wind pfiff
dem Blinden ins Gesicht und brachte den Geruch von modernden Pflanzen
mit sich.
    Dschungel? Direkt in seiner Nähe?
    Furcht erfüllte ihn.
    Was sollte er tun? Unbewußt ahnte er, daß er nicht
allein war…
    Shenia ballte unwillkürlich die Fäuste.
    Er lauschte atemlos. Dann hörte er das seltsame, langgezogene
Scharren. Es kam von rechts und war schätzungsweise noch zwei
Dutzend Schritte entfernt.
    Der
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