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Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Titel: Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger
Autoren: Dan Shocker
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Nun fühlte er sich noch verlorener.
    Er besaß keinerlei Anhaltspunkte mehr.
    Schließlich blieb er stehen. Vor und hinter ihm glichen sich
die Ansichten. Nach einer Weile ging er auf die Innenwand zu.
    »Es muß doch einen Ausweg geben.« murmelte er.
    Estrelle kam sich vor wie ein Tier im Zoo. Man hatte ihn gefangen
und in einen Käfig gesteckt. Nun ließ man ihm den Auslauf,
der für die Gesundheit gerade notwendig war.
    Er tastete an der Wand herum und klopfte dagegen. Wie schon in dem
Raum, in dem er sich zuvor befunden hatte, hoffte er auch hier eine
verborgene Tür zu finden. Unbewußt war ihm klar, daß
die Wahrscheinlichkeit dafür nahe Null war, denn die Länge
des kahlen Ganges schien kein Ende zu nehmen. Aber der Funken
Hoffnung in ihm ließ ihn das scheinbar Unsinnige tun.
    Fast eine Viertelstunde bemühte er sich, irgend etwas an der
völlig ebenmäßigen Wand zu entdecken… Ohne
Erfolg! Er hatte bereits mehrere Quadratmeter abgesucht. Jetzt war er
der Verzweiflung nahe.
    Resignierend ließ er von der Wand ab, drehte sich um und
lehnte sich gegen sie. Langsam rutschte er an ihr herab und blieb auf
dem kühlen Boden sitzen.
    Hilflos hob er die Hände und ließ sie wieder
sinken.
    Seine Augen brannten. Sie hatten keine Abwechslung gesehen und
immer nur das eine vor sich gehabt: einen grell leuchtenden Gang, der
kein Ende nahm.
    »Nun? Hast du deinen Willen gehabt?« schrie Jacques.
»Macht es dir Spaß, Menschen zu quälen und ihnen,
jede Hoffnung zu nehmen?«
    Er schlug mit den Fäusten auf den Boden.
    »Metall!« rief er. »Auch die Wände: Metall!
Und die Decke auch! Selbst das Licht hat einen Stich ins Metallene!
Nimmt das denn nie ein Ende?«
    Der Meeresforscher lehnte sich schwer atmend zurück.
»Was bist du nur für ein Wesen?« keuchte er mit
geschlossenen Augen.
    Aus einiger Entfernung erscholl ein leises Rumpeln. Langsam wurde
es lauter.
    Estrelle öffnete wieder die Augen und stand auf. Verwirrt
blickte er in die Richtung, aus der er die Geräusche
vernahm.
    Nichts war dort zu sehen. Zum einen nahm ihm die Gangbiegung die
Möglichkeit, mehr als hundert Meter zurückzuschauen. Zum
anderen reizte das ständige, grelle Licht seine
Tränendrüsen und ließ das Bild verschwimmen.
    Estrelle ging ganz auf die andere Seite des Ganges. Von hier aus
konnte er weiter zurückblicken, als es von der Innenwandung her
möglich war. Und nun erblickte er auch schemenhaft die Ursache
für die lauten Geräusche.
    Täuschte er sich oder bewegte sich dort tatsächlich
etwas?
    Jacques konnte das nicht eindeutig erkennen. Er kniff die Augen
zusammen und konzentrierte sich.
    Etwas kam dort immer näher – und es schien die ganze
Breite des Ganges einzunehmen!
    Erschreckt blieb Estrelle stehen. Das kam doch, aus Richtung des
mit Technik vollgepfropften Raumes? Wie konnte das nur sein?
Schließlich hatte er von dort aus den Weg bis hierher
zurückgelegt, ohne auf ein Hindernis zu treffen, das solche
Ausmaße besaß.
    Ja, er war überhaupt auf keines gestoßen!
    Dem Franzosen blieb keine Zeit nachzudenken. Tatsache war,
daß sich ein solches Hindernis ihm näherte. Und es
würde ihn zermalmen, wenn er nicht schnell genug einen Ausweg
aus dieser Mausefalle fand.
    Er begann zu laufen.
    Die von den Schwimmflossen befreiten Füße klatschten
auf den kalten Metallboden.
    Anfangs glaubte Jacques noch, den Abstand zwischen sich und diesem
merkwürdigen Etwas mit seinem schnellen Lauf
vergrößern zu können. Aber bald stellte sich heraus,
daß es sich ihm trotz seiner großen Anstrengung immer
mehr näherte.
    Sein Herz hämmerte und trieb das Blut siedendheiß durch
die Adern. Schweiß floß ihm in Strömen am
Körper herunter.
    ›Nur weiter!‹ gellte es in seinem Bewußtsein.
›Nicht nachlassen, nur das nicht!‹
    Dann kam der Zeitpunkt, an dem er nicht mehr konnte, und das Ende
des Ganges hatte er noch nicht erreicht.
    Sollte er im Kreis gegangen sein? Das würde erklären,
warum er nie ans jenseitige Ende gekommen war. Andererseits war er
auch dem Ausgang nicht wieder begegnet, aus dem er geflüchtet
war. Oder sollte er sich wieder geschlossen haben?
    Jacques Estrelle schrie auf.
    Panik ergriff ihn angesichts der Erkenntnis, daß seine
Anstrengungen umsonst waren. Er wirbelte herum.
    Das gewaltige Hindernis hatte sich ihm bis auf zwanzig Meter
genähert. Nun, da es ihm so nahe war, konnte er auch erkennen,
daß es nicht nur die gesamte Breite des Ganges ausfüllte,
sondern auch die Höhe. Im Licht der gleißenden
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