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Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Titel: Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger
Autoren: Dan Shocker
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noch mehr Energien zu
aktivieren. Nur einen Schrei später wand sie sich behende aus
den Podien.
    Ihr war alles gleichgültig.
    Lieber versuchte sie ihr Heil in der Flucht und in einem
garantiert folgendem Kampf mit Raubfischen, als daß sie sich
von einem Tiefseeungeheuer erdrosseln ließ.
    Das Untier hatte sich während der ganzen Auseinandersetzung
nicht vom Platz bewegt – es ließ ihr keine andere Wahl.
Geschmeidig zog sie sich vor den wirbelnden Tentakeln zurück und
sprang auf die Reling.
    Ein Blick in das brodelnde Wasser unter ihr machte Christine
schwindeln. Sie hatte den Eindruck, als würde sich die Gier der
Fische verstärken.
    Verzweifelt balancierte sie ihr Gleichgewicht. Sekundenlang schien
es, als könne sie es halten, doch dann verstärkte sich
wieder das Durcheinander zu ihren Füßen. Die
größeren Fische stießen gegen den Rumpf des Schiffes
und brachten es zum Schwanken.
    Aufschreiend fiel Christine Olivier von der Reling.
    Mit dem letzten Funken bewußten Denkens stellte sie sich
vor, wie sie jeden Augenblick auf die prallen Leiber der Fische fiel
und von gierigen Mäulern zerfetzt wurde.
    Doch der Aufprall wurde sanfter, als sie erwartet hatte. Sie traf
auch auf keine Körper, sondern fühlte das Wasser über
sich zusammenschlagen.
    Noch während sie sank, erkannte sie schemenhaft um sich die
Gestalten der Tiere, die sie so fürchtete…
     
    *
     
    Irgendwann kam Jacques Estrelle wieder zu sich.
    Diffuses Halbdunkel traf seine Augen. Pure Finsternis hätte
keine geringere Wirkung hinterlassen.
    Er befand sich auf einem Band, das mit konstanter Geschwindigkeit
über die gesamte Breite eines Ganges verlief.
    Unwillkürlich erinnerte sich Estrelle an die Wand, die
langsam aber stetig auf ihn zugekommen war. Auch sie hatte sich
über die gesamte Breite des Ganges erstreckt.
    Sollte da ein Zusammenhang bestehen?
    Estrelle glaubte nicht daran. Und doch mußte er sich mit der
Tatsache abfinden, daß er sich auf einem Laufband befand, das
ihn irgendwohin trug.
    Aber wie war er hierher gekommen? Das letzte, an das er sich
erinnern konnte, war die Wand, die ihn vor sich hergeschoben
hatte!
    Jacques Estrelle stand auf. Obwohl er sich in Bewegung befand,
hatte er kaum Schwierigkeiten damit. Er blickte sich aufmerksam
um.
    »Finde den Weg zu mir!« hallte plötzlich eine
Stimme. »Dann bist du am Ziel deines Irrwegs!«
    Jacques Estrelle wirbelte herum.
    Hinter ihm war niemand zu sehen. Auch als er die Wände
genauer unter die Lupe nahm, konnte er den Sprecher nicht erkennen.
Nicht mal einen Lautsprecher fand er, durch den der Unbekannte
eventuell seine Stimme hatte ertönen lassen.
    »Wer bist du?« rief Jacques in die Leere hinein.
»Warum zeigst du dich mir nicht?«
    Wie schon zuvor, schwieg auch jetzt wieder die Stimme.
    Was war das für eine Stimme, die ihn schon zum zweiten Mal
auf sich aufmerksam machte? Sie klang tief und emotionslos. Und doch
vibrierte in ihr etwas mit, das den Meeresforscher frösteln
ließ…
    Jacques blickte wieder auf.
    Finden sollte er den Sprecher! War das nicht zu viel verlangt in
diesem gigantischen technischen Irrgarten?
    Und warum sollte Estrelle ihn finden? Warum holte ihn der Fremde
nicht einfach zu sich?
    Er zwinkerte, als sich ein leichter Film über seine
Augäpfel legte. In Wahrheit war es die Luft vor ihm, die zu
flimmern begann.
    Angespannt sah Estrelle in die Richtung, in der er das leichte
Flimmern sah. Es war dieselbe, in die sich auch das Transportband
bewegte.
    Auch nach mehreren Sekunden des Starrens wußte er noch nicht
zu sagen, um was es sich handelte. Langsam kam er ins Schwitzen.
    Hitze strömte von der Stelle aus, an der er das Flimmern
erkannte. In plötzlichem Erkennen schluckte Jacques.
    Er bewegte sich direkt auf die Hitzemauer zu. Dabei hatte er keine
Kontrolle über das Transportmittel, dessen er sich bediente.
    Hinter dem gefahrverheißenden Flimmern erkannte Jacques
verschwommen die Umrisse eines torbogenähnlichen Gebildes. Es
schien das Ende des Ganges anzukündigen.
    Aber was für ein Ende!
    Estrelles Gedanken überschlugen sich.
    Zurückzulaufen hatte keinen Sinn. Auch ohne einen festen
Bezugspunkt glaubte er zu wissen, daß es ein ähnlich
unsinniges Rennen würde wie das gegen die sich nähernde
Wand. Er mußte das Gangende auf sich zukommen lassen.
    Die Minuten vergingen wie im Flug. Eben noch hatte Jacques das
Flimmern in etlicher Entfernung entdeckt, und nun brannte die Hitze
fast Löcher in seinen Taucheranzug.
    Er hatte sich das
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