Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 014: Knochensaat

Macabros 014: Knochensaat

Titel: Macabros 014: Knochensaat
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
meine Macht unter Beweis stellen. Aber ich durfte mich
nicht selbst verletzen! Damit war auch mein Schicksal besiegelt. Die
Knochensaat verschont keinen.« Er taumelte, als würde ihm
plötzlich schwindelig und lehnte schwer atmend gegen den
wuchtigen Baum. »Auch euch wird sie nicht verschonen. Ihr werdet
alle sterben, alle…! Niemand ist ungestraft in den Tempel
eingedrungen. Was Ucuampochtli nicht erfüllte, das erfüllen
die Priester, deren Seelen unruhig und für alle Zeiten die
finsteren Gemäuer erfüllen…«
    Er schluckte. Sein Gesicht war seltsam durchscheinend geworden.
Wie ein Schemen stieg etwas aus ihm heraus.
    Seine Gesichtszüge veränderten sich und nahmen einen
fremden Ausdruck an: größere Augen, breitere
Backenknochen. Sein Leib war eingehüllt in einen goldenen
Schimmer, als würden unsichtbare Hände ein schweres
goldenes Gewand um seine Schultern legen.
    Für Bruchteile von Sekunden waberte eine halb durchsichtige
Nebelgestalt auf dem Ursprungskörper, und Hellmark wußte,
daß er den Geist Ucuampochtlis, des Gott-Königs, vor sich
hatte.
    Ein Geist hatte versucht, die gespenstischen Fesseln zu sprengen,
in die er durch übermächtigen Fluch gebannt worden war.
    Es war mißlungen. Der Gegenfluch der Knochensaat wurde
wirksam. Der Wirtskörper hatte sich durch eines der goldenen
Messer verletzt, durch den die furchtbare Krankheit sofort und
umfassend und nicht erst schleichend ausgelöst wurde.
    Wie ein Nebelgebilde löste Ucuampochtli sich auf.
    Er verließ Amag. Und das war auch Amags Ende.
    Seine schmalen Lippen bewegten sich noch mal, und kaum hörbar
war seine Stimme, als er sagte: »Es genügt schon, wenn ihr
die Luft atmet…«, er lachte gehässig, »… die
Luft… im Tempel… der Keim wird in euch wirken… geht
nur hinaus in die Welt und verbreitet die Kunde von dem
legendären Schatz, der niemand Glück bringt! Nicht denen,
die ihn einst besaßen, noch denen, die ihn besitzen
wollen…«
    Da fiel er zusammen. Knochen klapperten. Er war von einem Atemzug
zum anderen zum Skelett geworden, und das Skelett löste sich
ebenfalls auf. Amag war in jenes rätselhafte Geisterreich
eingegangen, in das zahllose andere schon eingekehrt waren, in dem
James Owen und Diana Owen sich aufhielten und in das auch die ganze
Familie Aigens aus Southampton geführt werden würde. Und
wie es um Phil Anderson und ihn, Hellmark, stand, das würde erst
die nahe Zukunft zeigen…
     
    *
     
    Björn atmete tief durch.
    Er vernahm eine leise Bewegung neben sich.
    Pepe.
    »Das tut mir leid«, sagte der Junge, »das wollte
ich nicht.«
    Hellmark trat den Ast zur Seite, den Pepe mit seinen
parapsychologischen Kräften abgerissen hatte. »Du hast es
richtig gemacht, Pepe. Du hast ihn aufgehalten. Danke! Du hattest ihn
in der goldenen Kleidung gesehen. Aber es war kein Blutpriester,
sondern Ucuampochtli, der ausbrechen wollte – und doch in seinen
gräßlichen Taten gefangen blieb. Es ist sicher gut,
daß alles so gekommen ist. Amag war nicht mehr Amag. Wer
weiß, wie es weiter gekommen wäre, hätte er abermals
entfliehen und andere in die Irre und damit in den Tod führen
können. Eines ist beantwortet – viele Fragen aber sind noch
offen.« Er betrachtete sinnend das goldene Opfermesser der
Aztekenpriester, mit dem vor langer Zeit Ucuampochtlis Leben ein Ende
gesetzt worden war. »Es wird gut sein, es dorthin
zurückzubringen, von wo es gekommen ist. Dies und das andere.
Der Tempel selbst ist ein finsterer Ort, wo das Böse lauter ist
und alles, was von dort kommt, trägt den Hauch des
Todes.«
    Pepe schluckte. »Sie wollen in den Tempel,
Señor?« fragte er schockiert.
    »Ja, ich muß, und diesmal wirst du mich nicht daran
hindern, Pepe.«
    »Ich werde alles daransetzen, Señor. Aber bisher habe
ich Sie doch noch gar nicht daran gehindert.«
    »Du hast, Pepe. Du weißt es bloß nicht mehr. Ich
habe drei-, viermal angesetzt, und nicht ein einziges Mal habe
ich’s geschafft.«
    »Aber Señor…«, Pepe wußte nicht, was
er sagen sollte.
    »Du hast mich immer zurückgehalten. – Bei uns gibt
es ein Sprichwort, das sagt, es gibt Leute, die vor lauter Kraft
nicht laufen können. Damit meint man richtige Muskelprotze. Wenn
die sich einem in den Weg stellen, dann kommt man nicht weiter. Man
prallt zurück.«
    »Aber solche Muskeln habe ich doch nicht.«
    Björn lachte und wollte schon in freundschaftlicher Geste
seine Rechte auf die Schultern des Jungen legen, als er
zurückprallte. Er durfte Pepe nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher