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Macabros 006: Horror-Trip

Macabros 006: Horror-Trip

Titel: Macabros 006: Horror-Trip
Autoren: Dan Shocker
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und
blickte sich um.
    Es war spät am Nachmittag, die Sonne stand schon ziemlich
tief, und die Schatten waren lang und kräftig.
    Ratten raschelten irgendwo im Dunkeln.
    Von draußen kam man gleich in einen Wohnraum, der auch als
Schlafzimmer und Küche gedient hatte. Es gab einen alten,
eisernen Herd und ein klappriges Bettgestell. In dem Lumpenberg, der
dort aufgeschichtet war und offensichtlich dem früheren Bewohner
als Zudecke gedient hatte, krabbelten Wanzen.
    Das restliche Tageslicht, das noch durch die Ritzen und Spalten
der Bretterverkleidung am Fenster fiel, reichte nicht aus, um jeden
Winkel auszuleuchten. Die Ecken blieben finster, doch Turnborgh hatte
vorsichtshalber die Taschenlampe aus dem Handschuhfach seines Autos
mitgenommen. Der helle Strahl wanderte lautlos über die
armseligen Einrichtungsgegenstände. An der einen Wand hing ein
schmutziges Laken herab, das als Vorhang diente.
    Turnborgh schob das Laken zur Seite. Die Messingringe klimperten.
Das Geräusch und das Auftauchen des Menschen trieb eine Anzahl
fetter Ratten auseinander, die in der fensterlosen Kammer Zuflucht
gesucht hatten.
    Raquel Beard sprang mit einem Aufschrei zur Seite. Eine Ratte
rannte genau gegen ihr rechtes Bein, schlug einen Haken wie ein Hase
und huschte hinaus ins Freie. Zwei andere verschwanden unter dem
klapprigen Bett und suchten Schutz in dem Berg aus Lumpen und
Laken.
    Aber die Ratten, die nicht den Weg nach draußen suchten,
fanden dennoch einen Ausweg. Es gab zwei weitere Möglichkeiten
zum Unterschlupfen. Ein Loch in der Wand führte in einen dunklen
Schlund, und in dieser Ecke blieb der Strahl aus Turnborghs
Taschenlampe haften.
    Deutlich war nicht nur eine eiserne, halb geöffnete Klappe
auf dem Boden zu sehen, sondern es fiel ihm auch sofort auf,
daß schon jemand vor ihm hier war. Der Staub auf dem Boden war
verteilt, als hätten Füße ihn niedergetreten und zur
Seite geschoben. Die eiserne Platte war verrostet, aber es lag kein
Staub darauf.
    Drei Ratten huschten hintereinander durch den Spalt und
verschwanden vor seinen Augen.
    Die kleine Hütte bestand aus nur zwei Räumen: dem
Zimmer, das Turnborgh und Raquel Beard gleich bei ihrem Eintritt
gesehen hatten, und der kleinen Kammer, in die der Ingenieur
eingedrungen war.
    Die junge Witwe kam auf Turnborgh zu.
    Oliver hob mit der Fußspitze die eiserne Klappe an und
drückte sie zurück. Dumpf und scheppernd krachte sie gegen
die Innenwand der Kammer.
    Der Lichtstrahl erfaßte die schmale, steil nach unten
führende Treppe, die eigentlich keine Treppe war, sondern mehr
eine gemauerte Leiter.
    Auch hier lag kein Staub!
    Oliver Turnborgh und Raquel Beard sahen sich an. Niemand sprach
ein Wort. Beide dachten dasselbe. Hier war öfters jemand
hergekommen. George?
    »Ich geh’ runter«, sagte Turnborgh heiser. Er
versuchte, ausgeglichen und ruhig zu erscheinen. Aber das gelang ihm
nicht. Erregung hatte ihn gepackt und Neugierde. Was gab es hier
unten in diesem schwarzen Schlund? Er mußte an die Gestalten in
George Beards Notizbuch denken. Hatte George etwa seine Modelle
gefunden?
     
    *
     
    Eine halbe Minute standen sie beide unbeweglich vor dem schmalen
Schacht und starrten in die Tiefe. Er war so tief, daß der
Lichtstrahl nicht ausreichte, um ihn auszuloten.
    »Ich seh’ mich da unten mal um, Raquel«, sagte
Turnborgh.
    »Sei vorsichtig«, mahnte sie.
    »Warum?« Er lächelte sie an. »Vor den Ratten
habe ich keine Angst.«
    »Ich werde mit nach unten gehen.«
    »Nein. Das ist zu beschwerlich. Und dann: was sollte es
für einen Sinn haben? Ich werde dir alles sagen, was ich sehe.
Und wenn ich irgend etwas entdecken sollte, was auf George hinweist,
werde ich es dich auf jeden Fall wissen lassen.«
    »Danke, Oliver, du bist ein guter Freund.«
    Er stieg in den Schacht. Es ging so steil nach unten, daß er
sich mit einer Hand gegen die knochentrockene Wand stützen
mußte.
    Raquel Beard blieb am Schachteingang stehen.
    Sie sah sich um. Es war ihr nicht ganz geheuer in diesem alten,
unbewohnten Haus, in dem George von Zeit zu Zeit verkehrt hatte.
    Sie mußte an die Aufzeichnungen in seinen Notizbüchern
denken. Daraus ging hervor, daß er den Stunden, die er in dem
Haus auf dem Hügel verbringen durfte, förmlich
entgegengefiebert hatte.
    Aus den Schriften ging auch hervor, daß er nie allein
gekommen war. Ajit Lekarim hatte ihn stets begleitet, der Yogi, von
dem George vom ersten Tag an fasziniert war.
    Lekarim hatte seinen Doktor gemacht, danach aber seinen
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