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Macabros 006: Horror-Trip

Macabros 006: Horror-Trip

Titel: Macabros 006: Horror-Trip
Autoren: Dan Shocker
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Beruf
nicht ausgeübt. Abgeschieden von der Welt hatte er sich mit dem
Glaubensgut seines Volkes und unbekannten, geheimnisvollen Schriften
befaßt. Als Prediger war er eine Zeitlang durch das ganze Land
gewandert, hatte gelebt wie ein Mönch oder wie ein Bettler, der
von dem lebte, was er von den Ärmsten der Armen selbst noch
erhielt.
    Raquel hätte den Inder nur einmal in ihrem Leben gesehen. Er
hatte die Figur eines Asketen und den Geist eines Weisen. Die
Begegnung mit ihm hatte sie beeindruckt. Lekarim war ein Mensch, der
zurückgezogen lebte, der das All, die Schöpfung und das
Menschendasein zu ergründen und begreifen suchte.
    Wunderbare Worte waren über seine Lippen gekommen, Worte, die
seine Weisheit und Klugheit bewiesen. Und schon jetzt schien es ihm
gelungen, den Körper mit seinem Geist zu überwinden. Er
hatte sich nicht nur völlig schmerzempfindlich gemacht, so
daß er der Yogi-Figur in der Karikatur, die sich auf
Nagelbretter zu legen pflegte, in der Tat nahekam.
    Raquel Beard wußte, daß Lekarim sich bei vollem
Bewußtsein einer Blinddarmoperation unterzogen hatte. Man
konnte seinen Körper mit einer langen Nadel durchstechen, ohne
daß auch nur ein Schmerzenslaut über seine Lippen kam. Und
aus der verursachten Wunde quoll auch nicht ein einziger
Blutstropfen.
    Aber damit nicht genug! Das Erstaunliche dabei war, daß
selbst eine böse Wunde sich nicht entzündete und nicht
eiterte. Innerhalb von drei Tagen war sie verschwunden. Der Schorf
fiel ab, und darunter war die neue Haut entstanden.
    Durch ihren nun auf so geheimnisvolle Weise ums Leben gekommenen
Mann wußte sie, daß es aber noch mehr bemerkenswerte
Dinge im Leben von Dr. Lekarim gab. So hatte George zu berichten
gewußt, daß Lekarim nicht nur hypnotische, sondern auch
parapsychologische Kräfte entwickelte. Er konnte aus einer
bestimmten Entfernung einen Gegenstand bewegen, ohne ihn zur Hand zu
nehmen.
    Sie hielt das Ganze zwar für übertrieben, aber George
war von seinem Freund begeistert gewesen. Jetzt nach der Lektüre
seines eigenwilligen Tagebuches aber schien sich zu zeigen, daß
Lekarim noch über mehr Eigenschaften verfügte, von denen
George nie etwas hatte verlauten lassen…
    Raquel Beard sah in den Schacht hinab und beobachtete den
tanzenden Strahl der Taschenlampe.
    Dann verkleinerte sich die Lichtfläche nicht mehr. Oliver
mußte festen Boden unter den Füßen haben.
    »Alles okay?« fragte Raquel nach unten.
    »Alles okay«, antwortete Turnborgh. »Was siehst du,
Oliver?« Raquels Stimme hallte durch den Schacht.
    Turnborgh befand sich in etwa zehn Meter Tiefe. Der Boden bestand
aus schwarzem Gestein, welches das Licht förmlich schluckte.
    »Hier unten verbreitert sich der Schacht. Ein Weg geht nach
links ab. Ich werde nachsehen, wohin er führt. Komisch ist das
schon. Da scheint jemand genau in den Hügel hinein diesen
Schacht getrieben zu haben, aber das ist alles andere als ein
Keller.« Seine Stimme dröhnte durch das stille Haus.
    Der Lichtstrahl verschwand.
    Raquel Beard lauschte in die Tiefe. Unruhe erfüllte sie.
    Das Gefühl von Unwohlsein, das sie befiel, als sie dieses
Haus betrat, wurde stärker.
    Sie konnte es sich nicht erklären. Sie war durcheinander und
machte sich Vorwürfe, daß sie trotz Georges Verbot diese
Schritte unternommen hatte.
    Abwartend stand sie da, aufs äußerste gespannt.
     
    *
     
    Oliver Turnborgh ging den Stollen weiter, der sich dem Schacht
anschloß.
    Hier unten gab es keine Ratten, kein Ungeziefer. Das war
merkwürdig.
    Die Wände waren glatt und schwarz.
    Der Stollen verbreiterte sich zu einem ovalen Raum. Der sah aus
wie der Versammlungsraum einer geheimen Sekte.
    Im Halbkreis standen kleine Würfel aus Lehm, in die
Sitzflächen eingedrückt waren. Wie abgeschnittene kurze
Säulen wirkten diese Lehmwürfel. Vor jedem lagen zwei
gekreuzte Knochen.
    Es waren Menschenknochen. Es handelte sich um die Unterarmknochen
von Verstorbenen. Überall waren die skelettierten Hände
noch voll erhalten.
    Oliver Turnborgh schluckte.
    Wie auf Eiern gehend, trat er vorsichtig zwei, drei Schritte
näher.
    Den Strahl der Taschenlampe über die Knochen führend,
mußte er erkennen, daß sie alle in der gleichen Stellung
vor den Lehmwürfeln lagen.
    Bei insgesamt dreizehn Würfeln bedeutete das sechsundzwanzig
Unterarmknochen.
    Wo kamen die her? Warum befanden sie sich hier?
    Der Verdacht stieg in ihm auf, daß sich hier ein Zirkel
getroffen hatte, der einem gespenstischen Ritus folgte.
    Hatte man
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