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Macabros 006: Horror-Trip

Macabros 006: Horror-Trip

Titel: Macabros 006: Horror-Trip
Autoren: Dan Shocker
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schöne Witwe, schlug mit dem Kopf und den
Schultern gegen die dunkle Schachtwand. Die Engländerin streckte
die Hände aus und versuchte einen Halt zu finden, aber ihre
Finger glitten über die schmalen Sprossen.
    Raquel Beard schlug dumpf auf. Sie brach sich das Genick und war
auf der Stelle tot.
    Aus den Löchern und ihren Verstecken huschten die Ratten.
Hier, außerhalb des rätselhaften Tempels mit den Knochen
und Totenköpfen, hatten sie ihre Schlupfwinkel.
    Das frische, aus der Halswunde und den Mundwinkeln fließende
Blut lockte sie an. Sie stürzten sich quiekend auf die Tote und
begannen ihr grausiges Mahl.
     
    *
     
    Oliver Turnborgh schlug die Augen auf.
    »Wo bin ich?« Er dachte es nicht, er sagte es und tat es
ganz mechanisch.
    Am meisten wunderte er sich darüber, daß er
überhaupt noch lebte.
    Der ungeheure Druck von seinem Brustkorb war gewichen. Er konnte
wieder atmen.
    Was war passiert? Das war sein nächster Gedanke.
    Turnborgh richtete sich auf.
    Man hatte ihn niedergeschlagen, war seine erste Vermutung.
    Er blickte sich um.
    Schummriges, fremdes Licht herrschte und tauchte die unbekannte
Umgebung in einen seltsamen Schein.
    Nicht mehr schwarze Wände umgaben ihn, sondern Wände aus
einer Art Bastgeflecht, durch das bleiernes Tageslicht sickerte.
    Man hatte ihn entführt!
    Zwar konnte er sich nicht entsinnen, wie das passiert war, doch er
konnte sich immerhin einen Grund denken. Er war mit Raquel in das
Haus auf dem Hügel eingedrungen, ohne eigentlich ein Recht dazu
zu haben. Und mit dem Haus stimmte etwas nicht.
    Er kam auf seine Beine zu stehen, und es verwunderte ihn,
daß man ihn nicht gefesselt hatte.
    Er kraulte sich im Nacken und versuchte vergebens sich zu
erinnern, wie er niedergeschlagen worden war.
    War er überhaupt niedergeschlagen worden?
    Oliver Turnborghs Gedächtnis funktionierte einwandfrei, und
er entsann sich, daß er im Mittelpunkt des
Totenschädel-Kreises gestanden hatte. Der Blitz, den er sah, der
Sturm, der ihn mitriß, in eine gähnende, furchtbare Tiefe
– merkwürdig, hatte er das geträumt?
    Er kam sich vor wie in einer Basthütte in Zentralafrika. Die
Luft war heiß und stickig, und seine Haut war feucht.
    Die Hütte war kreisförmig. Nur zwei Schritte von ihm
entfernt gab es einen Durchlaß, der von einem Vorhang aus
getrockneten großen Blättern gearbeitet zu sein schien.
Turnborgh hatte die Blattform noch nie gesehen.
    Seine Verwunderung wuchs noch mehr, als er sich dem Vorhang
näherte und ihn vorsichtig zur Seite schob.
    Die Blätter waren knochenhart und klapperten wie Muscheln,
die aneinanderschlugen.
    Was Turnborgh zu sehen bekam, verschlug ihm den Atem.
    Vor ihm breitete sich ein sauberes Labor aus, wie es ein
Wissenschaftler für seine Forschungen benötigte.
    Von einem langen Tisch führten verschiedenfarbige Kabel zu
Kolbengläsern und langen, armdicken Glasröhren, die ein
dichtes, blinkendes Geflecht unterhalb der glanzlosen, grauen Decke
bildeten.
    Oliver Turnborghs Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
    Am Labortisch stand ein Stuhl, der zur Seite gerückt war, als
würde er, Turnborgh, zum Sitzen eingeladen.
    Irritiert und verwundert trat er näher.
    Hinter riesigen Reagenzgläsern und anderen Glasbehältern
entdeckten Turnborghs Augen erst jetzt eine kopfgroße,
schimmernde Kugel.
    Sie war halb durchsichtig.
    Es bewegte sich etwas darin.
    Der Atem des Engländers stockte. Im ersten Moment glaubte er,
sich getäuscht zu haben.
    Ein kleines Tier, eingesperrt in einer Glaskugel? Wurden hier
biologische oder medizinische Experimente durchgeführt?
    Aber es war kein Tier, das er zu sehen bekam.
    Das Eingesperrte besaß zwei Beine, stand aufrecht, hatte
zwei Arme und auf den Schultern einen Kopf.
    Ein Mensch, der lebte, atmete und sich bewegte! Aber nur zehn
Zentimeter groß!
    Oliver Turnborgh wischte sich über die Augen.
    Wachte er, träumte er? War vielleicht alles nur eine
Halluzination, hatte dieser Traum schon begonnen mit dem Geschehen
von George Beard?
    Den Atem anhaltend, trat er näher, umrundete den Tisch und
stand gleich darauf vor der kopfgroßen Glaskugel. Von ihr aus
führten gewundene Glasröhren zur Decke und verwuchsen dort
mit großen Rohren.
    Turnborgh blickte das Menschlein an. Das erwiderte seinen Blick.
Es handelte sich um einen Mann mit zerfetzter Kleidung auf dem Leib.
Sein Körper war eigentümlich bleich, fast weiß, als
wäre er jahrelang keinem Sonnenstrahl ausgesetzt gewesen.
    Die Kugel war nahtlos aus einem Stück
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