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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc
Autoren: Jack Vance
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Hoffnung war nun, die Stadt Lyonesse zu gewinnen, wo er ein Fischerboot requirieren und sich über das Meer nach Aquitanien retten wollte.
    Casmir und seine Kameraden hängten die Verfolger ab und ritten zu gehöriger Zeit unangefochten den Sfer Arct hinunter und in die Stadt Lyonesse ein.
    Am Paradeplatz des Königs angekommen, wandte sich Casmir nach Haidion, wo er eine letzte bittere Überraschung erlebte: troicische Truppen unter dem Befehl von Sir Yane. Sie hatten schon einige Tage zuvor die geschwächte Garnison überrannt und die Stadt in ihre Gewalt gebracht.
    Casmir wurde ohne Aufhebens in Ketten gelegt und in den Peinhador verbracht, wo er in das tiefste und modrigste der dreiunddreißig Verliese geworfen wurde. Nun hatte er hinreichend Muße, über die Wechselfälle des Lebens und die unergründlichen Wendungen des Schicksals nachzugrübeln.
     

4
    Ruhe war auf den Älteren Inseln eingekehrt, die Starre von Erschöpfung, Schmerz und gesättigter Erregung hielt das Land gefangen. Casmir schmachtete in einem Kerker, aus dem er nach Aillas' Willen nicht so bald entlassen werden sollte. Eines frostkalten Winter-morgens würde Casmir hervorgeholt und zum Richtblock hinter dem Peinhador geführt werden; dortselbst würde ihm mittels der Axt von Zerling, seinem eigenen Scharfrichter, der einstweilen selbst in einer Kerkerzelle einsaß, das Haupt vom Rumpf getrennt werden. Andere Häftlinge waren, je nach der Schwere ihrer Vergehen, freigelassen oder zurück in den Peinhador gebracht worden, wo sie ihrem Gerichtsverfahren entgegenbangten. Königin Sollace war an Bord einer Kogge verbracht und in die Verbannung nach Armorica verschifft worden. In ihrem Gepäck befand sich ein antiker blauer Kelch mit zwei Henkeln und einem angestoßenen Rand, für welchen sie verschwenderisch Zuneigung hegte. Er blieb mehrere Jahre in ihrer Obhut und ward dann entwendet; der Diebstahl bekümmerte sie so sehr, daß sie jegliche Nahrungsaufnahme verweigerte und wenig später an Entkräftung starb.
    Als die Troicer die Stadt Lyonesse einnahmen, versteckte sich Vater Umphred in den Kellern unter der neuen Kathedrale. Die Abreise Königin Sollaces stürzte ihn in tiefe Verzweiflung, und er beschloß, ihr zu folgen. Eines grauen und windigen Morgens begab er sich an Bord eines Fischerbootes und zahlte dem Fischer drei Goldstücke für die Überfahrt nach Aquitanien.
    Yane, der Umphred auf Aillas' Geheiß hin schon seit langem an allen Ecken und Enden suchte, hatte just auf eine solche Gelegenheit gewartet. Er bekam Wind von der heimlichen Einschiffung des Priesters und verständigte Aillas. Die zwei bestiegen eine schnelle Galeere und machten sich auf die Verfolgung. Zehn Meilen hinter der Küste holten sie das Fischerboot ein und schickten zwei stämmige Seemänner an Bord. Umphred sah sie mit Bestürzung an Bord kommen, brachte aber ein fahriges Begrüßungswinken und ein Lächeln zustande. Er rief: »Das ist aber eine freudige Überraschung!«
    Die beiden Seemänner brachten Vater Umphred anBord der Galeere. »Dies ist fürwahr ein Ärgernis«, sagte Vater Umphred. »Ich werde auf meiner Reise aufgehalten, und ihr müßt den scharfen Biß dieser frischen Meeresluft erdulden.«
    Aillas und Yane schauten sich auf dem Deck um, während Umphred zungenfertig den Grund für seine Anwesenheit auf dem Fischerboot erläuterte. »Meine Arbeit auf den Älteren Inseln ist getan. Ich habe wunderbare Dinge vollbracht, doch nun muß ich weiterziehen.«
    Yane befestigte ein Tau an einem Steinanker. Umphred sprach inbrunstvoll: »Ich habe mich von göttlicher Weisung leiten lassen. Es gab Zeichen am Himmel und Wunder, die nur mir zu schauen vergönnt waren. Die Stimmen von Engeln haben mir ins Ohr gesprochen!«
    Yane rollte das Tau auf und befreite es von Kinken, damit es sich beim Abwickeln nicht verhedderte.
    Umphred fuhr feurig fort: »Meine guten Werke waren mannigfach. Oft denke ich daran zurück, wie ich die Prinzessin Suldrun hegte und ihr in der Stunde der Not beistand.«
    Yane schlang das Ende des Taus um des frommen Mannes Hals.
    Umphred krähte mit sich überschlagender Stimme: »Mein Werk ist nicht unbemerkt geblieben. Zeichen von oben haben mir bedeutet weiterzuziehen, auf daß ich neue Siege im Namen des Glaubens erringe.«
    Zwei Seemänner hievten den Anker hoch und schleppten ihn zur Reling. Umphred kreischte: »Fürderhin werde ich ein Pilger sein! Ich werde wie ein Vogel in der Wildnis leben, in Armut und Entsagung!«
    Yane schnitt
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