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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle
Autoren: Jack Vance
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Goldstücke, nimmst die Perle und ziehst mit deinem Gewinn von hinnen.«
    »Aber ich habe keine neunzehn Goldstücke.«
    »Kommt, laßt uns spielen!« sagte der dritte. »Zweifellos wird sich schon alles fügen.«
    »Nein, noch nicht«, beharrte der Vorsichtige. Zu Tamas gewandt, fuhr er fort: »Die Perle ist unnütz in diesem Spiel. Hast du denn sonst kein Geld?«
    Ein rothaariger rotbärtiger Mann mit dem lackierten Hut und den gestreiften Hosen eines Seemanns kam heran. Er nahm die grüne Perle in die Hand und betrachtete sie eingehend. »Eine seltene Kostbarkeit, von makellosem Glanz und bemerkenswerter Farbe. Wo hast du dieses Wunder gefunden?«
    Tamas hatte nicht die Absicht, alles zu sagen, was er wußte. »Ich bin Fischer aus Mynault; wir bringen allerlei Meeresschätze ans Ufer, vor allem nach einem Sturm.«
    »Ein schönes Kleinod«, sagte der vorsichtige Spieler. »Dennoch, in diesem Spiel muß man Münzen setzen.«
    »Ach, komm!« riefen die anderen. »Macht eure Einsätze; das Spiel soll beginnen!«
    Murrend legte Tamas zehn Kupferpfennige auf den Tisch, die er sich für Abendbrot und Nachtlager aufgespart hatte.
    Das Spiel nahm seinen Gang, und Tamas hatte Glück. Erst kupferne, dann silberne Münzen türmten sich vor ihm in befriedigenden Stapeln; allmählich erhöhte er die Einsätze und zog seine Zuversicht aus der grünen Perle, die inmitten seiner Gewinne lag.
    Einer nach dem anderen standen die Spieler mißmutig auf. »Noch nie habe ich die Würfel so fallen sehen! Ich kann sie nicht beide schlagen, Tamas und die Göttin Fortunato!«
    Der rotbärtige Seemann namens Flary beschloß, mitzuspielen. »Wahrscheinlich kämpfe ich auf verlorenem Posten, aber auch ich will diesen wildgewordenen Fischer aus Mynault herausfordern.«
    Wieder ging das Spiel weiter. Flary, ein erfahrener Spieler, brachte heimlich ein Paar mit Gewichten innerlich beschwerte Würfel ins Spiel und nutzte die nächstbeste Gelegenheit, zehn Goldstücke zum Einsatz zu bringen. »Fischer«, rief er, »kannst du da mithalten?«
    »Meine Perle ist Sicherheit genug«, versetzte Tamas. »Beginn das Spiel!«
    Flary ließ die Würfel rollen, und zu seiner großen Verblüffung gewann Tamas auch diesmal.
    Tamas lachte, als er Flarys Bestürzung sah. »Das reicht für einen Abend. Ich habe lange und angestrengt gespielt, und was ich gewonnen habe, reicht für ein schönes neues Boot. Ich danke euch allen für einen gewinnbringenden Abend.«
    Flary zupfte sich am Bart und sah aus den Augenwinkeln zu, wie Tamas sein Geld zählte. Als gehe ihm plötzlich ein Licht auf, stieß Flary unvermittelt auf den Tisch hinunter und tat, als inspiziere er die Würfel. »Wie ich's mir dachte! Soviel Glück ist unnatürlich! Die Würfel sind präpariert! Man hat uns ausgeraubt!«
    Plötzlich war es still, dann erhob sich ein Wut-schrei. Tamas wurde gepackt, in den Hof hinter der Schänke geschleift und grün und blau geschlagen. Unterdessen nahm Flary seine Würfel an sich, steckte seine Goldstücke wieder ein und auch die grüne Perle.
    Höchst zufrieden mit der Arbeit dieses Abends, verließ er die Schänke und ging seiner Wege.
     

IV
    Die Skyre, eine langgezogene geschützte Lagune, trennte Nord-Ulfland vom alten Herzogtum Fer Aquila, dem heutigen Godelia, dem Reich der Kelten. 1 Zwei Städte von sehr verschiedenem Charakter lagen einander an der Skyre gegenüber: Xounges, welches auf der Spitze einer felsigen Halbinsel erbaut war, und Dun Cruighre, der wichtigste Hafen Godelias.
    Hinter den unbezwingbaren Mauern von Xounges hielt Gax, der greise König von Nord-Ulfland, den Anschein eines Hofes. Die Ska, die Gax' Reich eigentlich beherrschten, nahmen seinen schattenhaften Anspruch nur deshalb hin, weil der Versuch, die Stadt zu erstürmen, sehr viel mehr Ska-Blut gekostet hätte, als sie zu opfern bereit gewesen wären. Wenn der alte Gax erst tot wäre, würden die Ska die Stadt durch Intrigen oder Bestechung erobern – je nachdem, was sich gerade als tunlich erwiese.
    Von der Skyre aus gesehen, zeigte Xounges ein verschlungenes Muster aus grauem Stein und schwarzem Schatten unter Dächern aus verwitterten braunen Ziegeln. In völligem Gegensatz dazu wucherte Dun Cruighre als ungeordnetes Gewirr von Lagerschuppen, Herbergen, Scheunen, Schiffbauwerkstätten, Tavernen und Gasthäusern, strohgedeckten Hütten und einzelnen zweistöckigen Steinhäusern von den Docks des Hafens ins Hinterland. Das Herz von Dun Cruighre war ein von Lärm und manchmal von
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