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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)
Autoren: Kerstin Dirks
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die an dem Ritual um Joli teilnahmen, minimiert hatte. Er wünschte, er hätte seine Armbrust mitgenommen, doch sie wäre unter der recht engen Kutte schwer zu verbergen gewesen. Nachdem Jade ihm alle Informationen gegeben hatte, die er brauchte, hatte er sie, ihre Proteste ignorierend, zusätzlich zu ihrer Fesselung geknebelt und in seinen Schrank gesperrt, und war zum Waldfriedhof aufgebrochen. Angeblich würden sich die Vampire dort auf das Ritual einstimmen, indem sie sich sammelten und obskure Gesänge anstimmten, die für ihn so andersartig waren wie diese Wesen selbst. An einem der Grabsteine hatte er ein vampirisches Zeichen entdeckt, das vermutlich Zeit und Ort angab. Nachdem die Zeremonie geendet war, machte sich einer von ihnen auf die Jagd nach Menschenblut, um sich zu stärken. Remierre war ihm gefolgt, hatte ihn erledigt und seine schwarze Kutte an sich genommen.
    Remierres Blick fiel zu den hohen schmalen Fenstern, durch die niemand ein- oder ausdringen konnte. Wenn das Licht des Vollmondes durch die Öffnung in der Decke in den Keller fiel und auf seine Haut traf, würde er sich in das Monster verwandeln, das er selbst über alle Maßen hasste. Doch der gewaltige Körper, die riesigen Pranken und das beachtliche Raubtiergebiss waren in dieser Situation ein Überlebensgarant. In seiner jetzigen Gestalt konnte er die Vampire nicht besiegen. Einen einzelnen von ihnen vielleicht, aber nicht die ganze Horde. Es fiel ihm schwer seine Rage zu kontrollieren, als er von seinem Versteck aus die Angst in Jolis Gesicht sah. Sie lag wehrlos am Boden und zerrte verzweifelt an ihren Fesseln. Er wollte zu ihr, sie von diesen Stricken befreien, sie in die Arme nehmen und davon tragen. Aber ohne die Verwandlung wäre jeder Rettungsversuch Selbstmord. Und außerdem verlangte es dem Wolf in ihm danach die Vampire zu erledigen, die es gewagt hatten sich an Joli zu vergreifen. Noch einmal wanderte sein Blick nach oben, die finsteren Wolken verdeckten den Vollmond. Nach all der Zeit, in der er dem Fluch hilflos ausgeliefert war, hatte er durch Jade gelernt, die Verwandlung zu steuern. Die Schmerzen wurden dadurch nicht geringer, hielten aber nicht mehr lange genug an, um ihn gänzlich außer Gefecht zu setzen.
    „Nicht mehr lange, meine lieben Freunde, und Pyr wird zu uns zurückkehren. Das Licht des Mondes wird in die Tiefen der Höllenwelt hinabstrahlen und Pyr den Weg in unser Reich leiten. Ihr alle werdet Zeugen dieses wunderbaren Moments sein, ihr alle werdet in die Geschichte eingehen, als die Retter unserer Gebieterin. Preiset sie!“
    Remierre atmete tief durch. Die Wolken zogen langsam weiter, ein sanftes Schimmern drang durch ihre dicke Decke hindurch, aber das Licht war noch immer zu schwach.
    „Unter ihrer Führung wird es uns gelingen, den Feind endgültig zu besiegen. Tod den Werwölfen! Tod den Lykantrophen!“
    Remierres Augen verengten sich. In diesem Moment fiel ein feiner Strahl silbernen Lichts auf den Kellergrund, von wo aus es sich weiter ausbreitete und schließlich das gesamte Gewölbe in einen bläulichen Schimmer tauchte. Endlich gaben die Wolken den Vollmond frei.
    Remierre zögerte keinen Augenblick, riss sich die Kutte vom Leib und stürzte aus seinem Versteck hervor. Kaum berührten ihn die silbernen Strahlen, rauschte eine Welle unvorstellbaren Schmerzes über ihn hinweg. Er spürte, wie Knochen zerbarsten, wie sich Muskeln verschoben und auf die doppelte Größe anschwollen, wie seine Beine und Arme wuchsen und sein Körper aufquoll. Die Vampire wichen erschrocken zurück und starrten ihn fassungslos an.
    „Es ist der Werwolf!“, rief Freck hysterisch. „Rasch! Tötet ihn!“
    Rem sah die Horde zähnefletschender Blutsauger auf sich zustürmen. Wie Geier stürzten sie sich auf ihn. Ihre Klauen und Zähne bohrten sich erbarmungslos in sein Fleisch, zerrissen Haut und Haar. Ein einzelner von ihnen hätte es nicht geschafft, dem Koloss, in den er sich verwandelte, zu trotzen, doch ihre Masse machte eine ungeheuerliche Stärke aus, die er unterschätzt hatte. Gemeinsam rissen ihn die Vampire zu Boden, gruben ihre Reißzähne wieder und wieder in seinen Körper und tranken sein Blut. Remierre setzte sich nach Kräften zu Wehr. Eine entstellte Pranke, die weder menschlich noch tierisch aussah, zerfetzte das Gesicht eines Vampirs, ein anderer wurde mit derartiger Wucht gegen die Decke geschleudert, dass er eine der brennenden Ölschalen hinabriss. Das Öl rann über den Boden und floss in einen
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