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LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht

LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht

Titel: LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht
Autoren: Sara Shepard
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das erklären.«
    »Polizei. Wie kann ich Ihnen helfen?«, quakte eine Stimme aus dem Telefon.
    Samantha starrte Emma mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich möchte einen versuchten Ladendiebstahl melden.«
    Emma schob ihre zitternden Hände in die Hosentaschen und versuchte, ihr freches, arrogantes Ich-bin-Sutton-Mercer-und-finde-es-geil-in-den-Knast-zu-kommen-Grinsen nicht zu verlieren.
    Und in gewisser Hinsicht war das gar nicht schwer – denn schließlich wollte sie ja wirklich unbedingt ins Polizeirevier.

 
    6
    Kriminelle Vergangenheit
    Emma saß auf einem gelben Plastikstuhl in einem Raum im Polizeirevier. Er war nur so groß wie ein Hühnerstall, roch nach verfaultem Gemüse, und an der Wand aus Sperrholz hingen unerklärlicherweise zwei Bilder von gelassen lächelnden Geishas. Ein großartiges Setting für eine Story … wenn sie die Autorin und nicht die Täterin gewesen wäre.
    Die Tür ging knarrend auf und Detective Quinlan kam herein. Er war derjenige, der sich geweigert hatte, Emma zu glauben, dass sie Emma Paxton war und ihre verloren geglaubte Zwillingsschwester Sutton verschwunden war. Unter dem Arm trug er eine Aktenmappe mit der Aufschrift SUTTON MERCER . Emma unterdrückte ein Grinsen.
    Quinlan ließ sich auf den Stuhl gegenüber fallen und verschränkte die Hände über dem Aktenordner. Auf dem Flur donnerten schwere Schritte in Stiefeln vorbei und ließen das ganze schäbige Gebäude erzittern. »Ladendiebstahl, Sutton? Echt jetzt?«
    »Ich wollte das nicht«, quiekte Emma und machte sich in ihrem Stuhl ganz klein.
    Vor langer Zeit hatte Emma schon einmal auf einem Polizeirevier gesessen, als Becky mitten in der Nacht wegen verkehrswidrigen Verhaltens verhaftet worden war. Irgendwann hatte eine Beamtin Becky den Hörer des großen, schwarzen Telefons gereicht, das auf dem Tisch stand. Becky hatte ihn weggeschoben und gefleht: »Bitte, rufen Sie sie nicht an. Bitte.« Im Morgengrauen war Becky mit einer Verwarnung entlassen worden. Emma hatte sie gefragt, wen die Polizistin anrufen wollte, aber Becky hatte sich nur eine Zigarette angezündet und so getan, als verstünde sie Emmas Frage nicht.
    »Du wolltest nicht erwischt werden, meinst du doch sicher?« Quinlan hielt Suttons Akte hoch. »Hast du vergessen, dass du schon einmal beim Klauen erwischt worden bist?« Er zog ein Blatt Papier aus dem Ordner. »Ein paar Stiefel von Banana Republic am 6. Januar. Du bist also Wiederholungstäterin und das ist sehr ernst, Sutton.«
    Emma schabte mit den Schuhsohlen über das Linoleum. Ihre nackten, verschwitzten Beine klebten an dem Plastiksitz.
    Die Handschellen an Quinlans Gürtel klimperten, als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte. »Versuchst du etwa, im Jugendknast zu landen? Oder willst du noch mal so tun, als seiest du jemand anders? Suttons verschollene Zwillingsschwester? Wie heißt du angeblich wirklich? Emily … irgendwas?«
    Aber Emma hörte nicht zu. Abrupt griff sie sich an die Kehle, keuchte, krümmte sich und begann zu husten. Sie hustete, bis ihr die Lungen wehtaten.
    Quinlan runzelte die Stirn. »Alles okay?«
    Emma schüttelte den Kopf und hustete noch einmal röchelnd. »Wasser«, keuchte sie atemlos. »Bitte.«
    Quinlan stand auf und ging zur Tür. »Rühr dich nicht vom Fleck«, knurrte er.
    Als er durch die Tür verschwunden war, hustete Emma noch ein paar Mal und zog dann schnell den Aktenordner vor sich. Mit zitternden Fingern öffnete sie ihn und blätterte darin herum. Ganz oben lag der neueste Vermerk über Emmas Besuch im Präsidium am ersten Schultag. Miss Mercer mit Streifenwagen zur Schule gebracht , hatte jemand getippt. In vierfacher Ausfertigung.
    »Also wirklich«, murmelte Emma und blätterte weiter. Anzeigen wegen Ruhestörung und ein Formular des Abschlepphofs über Suttons Auto, einen Volvo aus den 1960er-Jahren. Dahinter kam die Aussage, die Sutton nach Thayer Vegas Verschwinden gemacht hatte.
    Emma überflog das Protokoll. Wir haben manchmal was zusammen gemacht, hatte Sutton dem Beamten gesagt. Ich glaube, er war ein bisschen in mich verknallt. Natürlich habe ich ihn seit seinem Verschwinden nicht gesehen. Am unteren Rand des Blatts standen die Notizen des vernehmenden Beamten: Miss Mercer war sehr nervös. Wich einigen Fragen aus, vor allem über Mr Vega …
    Emma blätterte weiter und checkte die Dokumente, bis ihr ein Wort ins Auge fiel: Bahnübergang. Emma riss das Blatt aus dem Ordner. Es war ein Polizeibericht vom 12. Juli. Unter VORFALLSORT stand
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