Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch
Autoren: Bettina Belitz
Vom Netzwerk:
rufen, und noch während wir über die äußerste Mauer des Grundstücks kletterten, wussten wir, dass wir es geschafft hatten. Auf der Mauerkrone drehte ich mich noch einmal zu Johnny um.
    »Übrigens«, brüllte ich auf Englisch. »Claude küsst Vanessas Käse!«
    Das klang so idiotisch, dass Serdan und ich laut auflachten, doch das Weinen schüttelte mich immer noch. Wenn ich Johnny-Depp-Fan gewesen wäre, hätte ich jetzt allen Grund gehabt, überglücklich zu sein. Ich hatte bei ihm im Wohnzimmer gestanden und er hatte mich angesehen, mich sogar berühren wollen. Leider war ich aber kein Johnny-Depp-Fan. Ich war Leander-Fan, sosehr ich das auch hasste. Denn Leander war kein Luzie-Fan. Er war bei Lily-Rose geblieben.
    Ohne Stopp rannten Serdan und ich die Straße hinunter bis zur nächsten größeren Häuseransammlung und verlangsamten unser Tempo erst, als Serdan sicher war, dass uns niemand verfolgte. Doch ich war mir darin gar nicht sicher. Ich spürte etwas. Wir wurden verfolgt.
    »Ist da jemand hinter uns?«
    Serdan drehte sich um, während er weiterlief, und schüttelte den Kopf. »Niemand. Oh Gott, Luzie, das war so krass …«
    »Ich hör aber was, ehrlich, Serdan, ich …«
    »Du bist aus der Übung, chérie. Ich bin’s.« Eine warme Hand griff nach meiner, und als ich kapierte, wem sie gehörte, ließ ich mich heulend auf den Boden fallen. Leander streckte seinen Arm aus, um mich abzufangen. Wie in Zeitlupe glitt ich auf den Asphalt, ohne mir wehzutun.
    »Wow. Was war denn das für ein Move?«, raunte Serdan anerkennend. »Hey, warum flennst du, Katz? Ist doch alles gut gegangen. Du hast ihn gesehen und ihm – na ja, ziemlich kranke Sachen gesagt … Hatte das was mit Fluch der Karibik zu tun? Mit dem nächsten Teil? Und er hat’s nicht mal verstanden.«
    Mein Weinen ging nahtlos in einen übermächtigen Lachanfall über. Ich konnte mich nicht mehr halten und presste gackernd und johlend die Hände in meine schmerzenden Seiten. Die Stiche brachten mich fast um, doch irgendwie musste die Anspannung raus, und vor allem würde es mir niemals gelingen, nicht zu lachen, wenn Leander lachte und mir dabei sein Grübchen zeigte. Und das, obwohl sein Lachen mit tiefer, schwerer Traurigkeit vermischt war. Ich sah es ihm an. Er war traurig. Ich war es irgendwie auch. Traurig und glücklich zugleich. Und restlos aufgekratzt.
    »Weißt du, was ein guter Freund ist, Luzie?«, fragte Serdan mich schließlich und wischte sich eine Lachträne aus den Augenwinkeln, denn auch er hatte nicht mehr ernst bleiben können, nachdem er begriffen hatte, dass Johnny uns nicht die Bullen auf den Hals gehetzt hatte und alles überstanden war. Ich schüttelte wimmernd den Kopf.
    »Siehst niedlich aus, Luzie. Aber der Rock ist ein bisschen zu kurz«, brabbelte Leander dazwischen und zupfte an den Fransen, die kaum meine Oberschenkel bedeckten.
    »Okay, dann verrate ich es dir. Echte Freunde sind die, die neben dir im Knast sitzen und sagen: War ’ne geile Aktion.« Serdan blickte mich beinahe zärtlich an und nahm meine Hand fest in seine, als wolle er mir damit zeigen, dass jeglicher Widerstand zwecklos war.
    »Und das bedeutet, dass …?«, fragte ich und ahnte Böses.
    »Dass wir jetzt zur nächsten Wache gehen und uns stellen.«

Family Portrait
    »Hör mal zu, Luzie, das ist echt lustig … Luzie! Zuhören!«
    Ich nahm mein Ohr von der Tür und drehte mich seufzend zu Leander um, der seit Stunden meinen Laptop bearbeitete. Doch die Geräusche aus dem Flur waren verstummt. Mama und Papa hatten sich endlich ins Bett verzogen, nach einer langen, heißen Fahrt, fünf Standpauken, die sich gewaschen hatten, dramatischen Vorwürfen, Heulanfällen und Strafandrohungen (die meisten davon klangen verzweifelt, denn außer Hausarrest und diversen langweiligen Arbeiten hatten sie nicht viel im Ärmel, mit dem sie mich erschrecken konnten). Einmal hatte sogar Papa ausgesehen, als würde er gleich einen Heulanfall erleiden, und den Anblick seiner zitternden Nase und den plötzlich so wässrigen, geröteten Augen konnte ich kaum verdrängen. Immer wieder sah ich ihn vor mir, wie er ein Taschentuch gegen seine Oberlippe drückte und zitternd ausatmete, und deshalb war ich eigentlich ganz dankbar, dass Leander keine Minute lang die Klappe hielt und mich seit unserer Ankunft fast unentwegt mit News aus dem Internet versorgte. Meinen Computer hatte ich – bis jetzt – behalten dürfen.
    Mein Handy jedoch, das die Polizei uns zusammen mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher