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Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch
Autoren: Bettina Belitz
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haben. Wir wollen euch nicht mehr anlügen.«
    Bei meinem letzten Satz zuckte Seppo heftig zusammen. Für Mamma Lombardi hingegen war er eine Art Startschuss für eine italienische Schimpfarie, die nicht enden wollte und bei der Seppo zusehends kleiner und stiller wurde. Immer wieder kam das Wort »puttana« darin vor. Aber auch mit Leander ging eine Veränderung vor sich. Sein Grinsen verschwand, und je länger Signora Lombardi schimpfte, desto ernster wurde sein Gesicht – ja, nicht nur ernst, sondern beinahe wütend. Beim fünften »puttana« fegte er mit Schwung eine schwere, teuer wirkende Vase von der Fensterbank. Klirrend zerbrach sie in unzählige Scherben. Seppos Mutter hörte nicht auf zu wettern, aber immerhin bückte sie sich, um die Einzelteile der Vase aufzulesen, sodass ihre Schreierei gedämpfter klang.
    »Ich muss hier raus«, keuchte Serdan und kletterte über meine Mutter drüber, um aus der Pizzeria zu fliehen, denn sie machte keinerlei Anstalten, von ihm abzurücken.
    »Genau, ihr könnt ja jetzt darüber reden, ob wir das machen dürfen oder nicht oder wie auch immer«, schlug ich Mama und Papa atemlos vor. Ich wollte auch hier raus, und zwar ganz schnell.
    »Ich weiß nicht einmal, was Parkour ist«, sagte Serdans Vater belämmert und zupfte sich am Ohrläppchen. »Aber mit einer Schwangerschaft hat es nichts zu tun, oder?«
    »Kein Baby. Parkour. Mit Seppo«, lallte Mama. Ihre Augen waren leer, doch im Gesamteindruck gefiel sie mir ein wenig besser als vor zehn Minuten. Ein Hoffnungsschimmer. Ich eilte Seppo und Serdan hinterher. Auch Leander folgte mir.
    »Das nennst du ein Gespräch, Luzie?«, herrschte Seppo mich an, sobald ich zu ihnen nach draußen in die schwüle Abendluft getreten war. Langsam wurde es dämmrig.
    Ich atmete tief durch. »Sorry, ich konnte nicht mehr warten.«
    Seppos Hände zitterten, als er sich über den Nacken fuhr. »Das war kein Gespräch, das war ein Bombenanschlag.«
    »Seppo! Vieni!«, schrillte es aus der Küche. Seine Mutter verlangte nach ihm. Wortlos ließ er uns alleine und verschwand zurück in die Pizzeria.
    »So, und jetzt erklärst du mir mal, warum deine Mutter dachte, du seist schwanger!« Serdan sah mich fest an.
    »Nicht wichtig. Missverständnis«, erwiderte ich kurz angebunden.
    »Nee, nee, Katz, die Tour mache ich nicht mehr mit. Hat es mit deinem seltsamen Freund zu tun? Der, der dir den ganzen Ärger auf der Klassenfahrt eingebrockt hat?«
    Oh nein. Serdan glaubte immer noch an einen heimlichen Freund – und hatte keinen blassen Schimmer, wie nah er damit an der Wahrheit lag. Nur ahnte er nicht, dass ich diesen Freund geheim halten musste. Weil ihn niemand sehen konnte. Es ging nicht anders.
    Seufzend sank ich in die Knie und setzte mich auf den warmen, staubigen Bordstein. Serdan ging in die Hocke, um auf einer Höhe mit mir zu sein. Trotzdem fühlte ich mich winzig. Was hatte ich hier nur wieder angerichtet? Und wie sollte ich es jemals jemandem vernünftig erklären, ohne dass er mich für verrückt hielt?
    »Komm, Luzie, wir gehen nach Hause«, raunte Leander dicht hinter mir. Er legte seine Hände auf meine Schultern. Ich wich ihnen nicht aus. Irgendwie beruhigten sie mich und gaben mir für einen Moment Halt.
    »Ich bin nicht schwanger. Ich hab auch nichts getan, wovon man schwanger werden könnte. Schon gar nicht mit einem heimlichen Freund. Das war alles ein riesengroßes Missverständnis«, sagte ich müde. Mir fielen beinahe die Augen zu.
    »Ich hab’s dir schon auf der Klassenfreizeit gesagt, Katz. Da stimmt was nicht. Du verschweigst was«, beharrte Serdan. »Es passieren lauter komische Dinge, ich versteh es nicht …« Er schüttelte den Kopf wie gerade eben noch seine Mutter und sein Vater. Ja, ich verstand es auch nicht.
    Plötzlich schallte Mamas Lachen durch die halb geöffneten Fenster der Pizzeria. Sie lachte? Tatsächlich, es war eindeutig ein Lachen und kein Heulen. Sie lachte!
    »Mein Papa hat ein paar gute Witze drauf. Von seinen Studenten.« Serdan zuckte mit den Schultern und grinste mich schief an. »Vielleicht kommt ja alles in Ordnung.«
    »Vielleicht.« Ich ließ es zu, dass Leander mir half, mich aufzurichten. Ich konnte kaum mehr gerade stehen. Nach und nach begriff ich, was eben geschehen war. Wir hatten es ihnen gesagt. Sie wussten es. Keine Geheimnisse mehr. Keine Lügen. Endlich war es raus.
    Und doch würde ich wahrscheinlich mein Leben lang weiterlügen müssen, wenn Leander nicht bald in den Kongo
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