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Lust de LYX - Wogen des Begehrens (German Edition)

Lust de LYX - Wogen des Begehrens (German Edition)

Titel: Lust de LYX - Wogen des Begehrens (German Edition)
Autoren: Larissa Ione
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legte Shade seine große Hand auf Dercs Stirn, die von Knochenrillen zerfurcht war. Die Zahlen auf dem Monitor fielen kurz ab, um gleich darauf wieder anzusteigen und stabilisierten sich dann, aber dieser Zustand war nur vorübergehend.
    Shades Kräfte vermochten kein Leben zu erhalten, das nicht mehr vorhanden war, und wenn Eidolon das Problem nicht fand, würde nichts, was Shade tat, helfen.
    Eine eilige Überprüfung der anderen Wunden ließ nichts erkennen, das den Rückgang der Vitalfunktionen erklärt hätte. Doch dann fand Eidolon gleich unter der zwölften Rippe des Patienten eine frische Narbe. Unter der schnurgeraden Linie schien es zu brodeln.
    »Shade.«
    »Bei den Feuern der Hölle«, flüsterte Shade. Mit einem Ruck hob er den Kopf und fuhr sich durch das nahezu pechschwarze Haar, das schulterlang und damit länger als das seines Bruders war, aber dieselbe Farbe hatte. »Es ist vielleicht gar nichts. Vielleicht sind es keine Ghule.«
    Ghule . Nicht die kannibalischen Ungeheuer aus den Erzählungen der Menschen, sondern der Begriff für solche, die Dämonen zerstückelten, um die Einzelteile auf dem Schwarzmarkt der Unterwelt zu verkaufen.
    Einerseits hoffte Eidolon, dass sein Bruder recht hatte; andererseits war er schließlich auch nicht erst gestern aus dem Mutterleib gerissen worden. Sanft drückte er auf die Narbe. »Derc, was ist hier passiert?«
    »Hab mich geschnitten.«
    »Das ist eine Operationsnarbe.«
    Das UG war die einzige medizinische Einrichtung der Welt, die Operationen an ihrer Art vornahm, und Derc war nie zuvor hier behandelt worden.
    Eidolon nahm den beißenden Gestank der Angst wahr.
    »Nein. Es war ein Unfall.« Derc ballte die Hände zu Fäusten. Seine lidlosen Augen rollten wild in ihren Höhlen. »Ihr müsst mir glauben.«
    »Derc, beruhige dich. Derc?«
    Wildes Piepen ertönte – die Überwachungsgeräte schlugen Alarm, und der Babyfresser begann zu zucken.
    »Paige, schnapp dir sofort den Notfallwagen. Shade, du sorgst dafür, dass er am Leben bleibt.«
    Ein unheimliches Wimmern schien jetzt aus jeder Pore in Dercs Haut zu quellen, und ein Gestank nach verfaulendem Speck und Lakritz breitete sich in dem beengten Raum aus. Paige erbrach ihr Mittagessen in den Abfalleimer.
    Auf dem Herzmonitor erschien eine gerade Linie. Shade nahm seine Hand von der Stirn des Patienten.
    »Ich hasse es, wenn sie das tun.« Eidolon fragte sich, was Derc so sehr in Angst versetzt haben mochte, dass er seine eigenen Vitalfunktionen zum Stillstand kommen ließ. Er öffnete die Narbe mit einem glatten Skalpellschnitt; wohl wissend, was er finden würde – aber er musste es mit eigenen Augen sehen.
    Shade wühlte in der Tasche seines Uniformhemds, bis er sein stets präsentes Päckchen Kaugummi gefunden hatte. »Was fehlt?«
    »Der Pan-Tai-Sack. Er verarbeitet die Abfallprodukte der Verdauung und führt sie dem Körper wieder zu, sodass seine Spezies weder urinieren muss noch Stuhlgang hat.«
    »Praktisch«, murmelte Shade. »Was will man denn damit anstellen?«
    Paige reinigte sich den Mund mit einem Tupfer. Ihre Hautfarbe wirkte immer noch grünlich, obwohl der Todesgestank des Patienten inzwischen fast verflogen war. »Der Inhalt wird bei einigen Voodoo-Flüchen verwendet, die die Verdauung betreffen.«
    Shade schüttelte den Kopf und reichte der Krankenschwester ein Kaugummi. »Ist denn heutzutage überhaupt nichts mehr heilig?« Er wandte sich an Eidolon. »Warum haben sie ihn nicht umgebracht? Die anderen haben sie umgebracht.«
    »Lebend war er mehr wert. Seiner Spezies wächst innerhalb einiger Wochen ein neues Organ.«
    »Das sie dann wieder ernten könnten.« Shade stieß eine ganze Reihe Flüche aus, und einige davon waren Eidolon in den hundert Jahren, die sein Leben nun schon währte, noch nie zu Ohren gekommen. »Es muss die Aegis sein. Diese kranken Mistkerle.«
    Wer auch immer diese Mistkerle waren, sie waren fleißig gewesen. Im Verlauf der beiden vergangenen Wochen hatten die Sanitäter zwölf verstümmelte Leichen ins Krankenhaus gebracht, und der Grad der Gewalt hatte stetig zugenommen. Einige der Opfer wiesen Anzeichen dafür auf, dass sie bei lebendigem Leib aufgeschlitzt worden waren – und bei vollem
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