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Lupus - Ankunft der Woelfe

Lupus - Ankunft der Woelfe

Titel: Lupus - Ankunft der Woelfe
Autoren: Mo Twin , Sue Twin
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genickt und gefragt, ob sie denn im Projekt weitermachen wolle. Sie könne auch aufhören. Das wüsste sie ja. Jederzeit. Er würde das sogar verstehen. Yas hatte versucht, in seinem unbewegten Gesicht zu lesen, und geahnt, wenn sie jetzt ausstiege, dann würde vielleicht auffallen, dass sie gelogen hatte. Sie musste weitermachen, wenn sie sich nicht verdächtig machen wollte. Also hatte sie erneut zugestimmt. Natürlich wolle sie im Projekt bleiben. Warum auch nicht? Baker hatte daraufhin etwas in seinen Unterlagen notiert und sie über den Rand seiner Lesebrille mit langem Blick fixiert.
    »Das Camp wird allerdings umziehen. Wir möchten die Teilnehmer von diesem traumatischen Ort entfernen. Es gibt bereits einen neuen Standort. Wir brechen auf, sobald die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen sind.«
    Dieses Gespräch ging Yas erneut durch den Kopf, als sie zur Krankenstation ging. Wo würde man sie hinbringen? Hatte er ihr die Lüge geglaubt? Sollte sie nicht doch noch fliehen?
    Aber wo sollte sie hingehen? Im Projekt wäre sie für ein weiteres Jahr versorgt und müsste nicht auf die Straße zurück. Sie müsste doch nur ein weiteres Kind austragen. Das würden ihr die Ärzte einsetzen. Wie beim letzten Mal.
    Zögernd drückte sie die Türklinke und schaute in den Gang. Die Krankenschwester, die normalerweise am Empfang saß und sie zu den Untersuchungsräumen brachte, war nirgends zu sehen.
    Der Geruch von Desinfektionsmitteln lag in der Luft. Yas blieb ratlos am Empfangstisch stehen und starrte die Wände an. Die Bilder mit den indianischen Petroglyphen-Motiven machten sie neugierig. Scheu blickte sie nach rechts und links und trat dann auf Zehenspitzen näher.
    Der Gang machte einen Knick. Dahinter gab es bestimmt weitere Bilder … Yas sah sich um. Von der Krankenschwester war noch immer nichts zu sehen. Sie huschte um die Ecke und stand vor einer offenen Tür.
    »Hallo«, flüsterte sie, blickte ins Zimmer und schlug die Hand vor den Mund. Im Krankenbett lag die Ärztin Buenvenida Mendez. Ihr Kopf war rasiert und bandagiert. Eine Atemmaske verdeckte ihr Gesicht, doch sie erkannte die Ärztin an dem herzförmigen Leberfleck auf dem Arm. Eine Kanüle steckte in einer Vene in der Armbeuge. Durch den Schlauch tropfte klare Flüssigkeit. Weitere Kabel führten zu piependen Apparaten.
    Warum hatten sie das im Camp verschwiegen? Die Ärzte hatten doch gesagt, Doktor Mendez sei tot. Voller Mitgefühl wollte Yas die Hand der Ärztin ergreifen und wich erschrocken zurück. Auf dem Handrücken hatte sich Fell gebildet. Panisch drehte sie sich um und lief Professor Baker direkt in die Arme.
    »Sie lebt nicht mehr«, sagte er mit eindringlicher Stimme. »Ihr Geist ist von uns gegangen. Aber sie wird weiterhin Gutes tun, denn sie ist Organspenderin. Davon haben Sie doch schon mal etwas gehört, oder? Deshalb liegt Frau Doktor Mendez noch an den Apparaten. Und nun kommen Sie und vergessen Sie, was Sie hier gesehen haben.«
    Er packte ihre Hand mit festem Griff und zog sie aus dem Krankenzimmer, öffnete eine Tür, ließ sie sich setzen und legte eine Manschette um ihren Arm.
    »Nur ein Medikament zur Beruhigung vor der Untersuchung«, sagte er und klopfte gegen die Spritze. »Keine Angst. Es tut auch nicht weh.«
    Baker lächelte und zeigte seine ebenmäßigen Zähne. Trotzdem lief Yas ein Schauer über den Rücken. Sie blinzelte, wollte protestieren und eine Hand heben. Doch schon löste er die Manschette.
    In der erschreckenden Gewissheit, dass er sie nun für ihre Neugier und die Lüge um das tote Kind strafen würde, erschlaffte ihr Körper.

Fünf Jahre später
    6
    Berlin, Rechtsmedizin
    D ie überheizte, stickige Luft im kleinen Hörsaal im Gebäude der Rechtsmedizin machte die Studenten schläfrig. Die Zwillinge in der ersten Reihe gähnten abwechselnd, und ein Student in der zweiten Reihe raschelte mit Schokoladenpapier. Die beiden Kommilitonen neben ihm hielten die Köpfe gesenkt. Als sie wieder hochblickten, kauten sie verstohlen.
    Eva Palmer ignorierte die aufkommende Unruhe in den Sitzreihen und ging zu dem kleinen Rollwagen mit dem präparierten Herzen. Sie griff in ihren weißen Arztkittel, zog die Universal-Schlüsselkarte hervor und steckte das Plastikkärtchen in den unteren Schlitz der gläsernen Kiste. Der Freigabecode erschien, der Sicherheitsmechanismus piepte leise und sie klappte den Deckel hoch. Vorsichtig nahm sie das Präparat heraus.
    Sie drehte sich zu den Studenten um, hielt das
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