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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 02 - Ein plötzlicher Tod
Autoren: Karin Wahlberg
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gar nicht da wäre, dann braucht man ja auch nichts zu machen. Man hat keine Verantwortung, kapierst du«, sagte sie bissig und als spräche sie zu einem Dreijährigen. »Es ist immer einfacher, den anderen die Schuld zu geben«, fuhr sie mit harter Stimme fort.
    »Das klingt feige«, versuchte Peter Berg es wieder.
    »Feigheit ist eines der deutlichsten Kennzeichen des Menschen und die Wurzel des Bösen. Wenn die Menschen mehr Zivilcourage hätten, dann würde das Böse nicht siegen. Darüber habe ich viel nachgedacht, das sage ich dir. Viele Jahre lang, Tag für Tag, aber die Leute interessiert das gar nicht, das habe ich gelernt. Hast du gehört, es interessiert sie gar nicht. Jeder denkt nur an sich, der andere ist ihm gleichgültig. Egoismus und Bosheit.«
    Sie spuckte die Worte nur so aus.
    Peter Berg fühlte, dass die Situation ihm voll und ganz aus der Hand geglitten war. Sie war nicht mehr aufzuhalten. Er saß immer noch so reglos wie überhaupt nur möglich da, sein Rücken zog und das Gesicht war angespannt von dem psychischen Druck, unter dem er sich befand. Er hatte nur noch einen einzigen Gedanken, er musste um jeden Preis Blickkontakt mit Lena Söderlund behalten, teilweise um selbst noch den letzten Rest Kontrolle zu behalten, teils um zu versuchen, sie zu beruhigen und ihr zu zeigen, dass er nicht hinter ihr her war. Nun war er aber genau das, und das war der Haken, der ihn in die Zwickmühle gebracht hatte. Er hatte sie dazu bringen wollen, einen Mord zu gestehen.
    Er machte keinerlei Anstalten, eine psychologische Beurteilung all ihrer inneren Traumata zu versuchen, die zu dieser katastrophalen Situation geführt hatten. Etwas war schlicht und ergreifend schief gegangen. Ein menschliches Wrack, das mit der Pistole vor ihm hin und her wedelte.
    Sein Handy klingelte in seiner Tasche.
    »Du gehst nicht ran«, zischte sie heiser, und er sah, dass die Lippen vom Speichel glänzten.
    »Natürlich nicht«, beschwichtigte er sie, während er gleichzeitig darüber nachdachte, wie lange es wohl dauern würde, bis jemand in der Polizeizentrale darauf kommen würde, wo er war. Er musste feststellen, dass das eine Ewigkeit dauern konnte – aus dem einfachen Grund, weil niemand dort auch nur die geringste Ahnung davon hatte.
    Die Lage, in die er sich unglücklicherweise gebracht hatte, musste er allein meistern. Er war bescheuert gewesen. Wenn er das hier ohne größere Schäden überstehen würde, schwor er sich, nie wieder so eine Dummheit zu begehen.
    »Sie haben sicher unter großem Druck gestanden«, sagte er.
    »Das glaubst du«, zischte sie.
    »Ich glaube es nicht nur, ich weiß, dass es so gewesen sein muss«, sagte er mit ruhiger, freundlicher Stimme, zumindest versuchte er, freundlich und entwaffnend zu klingen.
    »Hinterher kann man das leicht sagen«, erwiderte sie, und er sah, wie das schwere, hochgesteckte Haar sich langsam löste, mehrere dicke Strähnen hingen jetzt lose im Nacken.
    Sein Körper wurde immer steifer, er versuchte die Schultern zu bewegen und spannte die Muskeln in den Oberarmen unmerklich an. Er hatte gehofft, dass es unter der dünnen Jacke nicht zu sehen sein würde, aber schon diese kleinen Bewegungen verunsicherten sie.
    »Keine Bewegung«, schrie sie und trat einen Schritt näher, und da beging er den schicksalsschweren Fehler, schnell aufzustehen, um den Tisch auf sie zu kippen.
    Da knallte es.
    Dieses Mal ging der Schuss nicht daneben. Er klappte zusammen. Der Schmerz im Bauch war brennend, aber nicht unerträglich, es tat weniger weh, angeschossen zu werden, als er es sich vorgestellt hatte. Die Waffe hatte ein kleines Kaliber. Ein winziges Loch, dachte er, aber immerhin ein Loch direkt in die Bauchdecke, in die Gedärme oder wo immer die Kugel nun ihren Weg hin gefunden hat, während er langsam zu Boden sank.
    Was für ein Idiot ich doch bin, ging es ihm durch den Kopf. Aber ich lebe. Zumindest jetzt noch.
     
    Janne Lundin hatte keine Schwierigkeiten, die Adresse zu finden, und auch keine bei der Parkplatzsuche. Lena Söderlund wohnte im zweiten Stock. Er klingelte.
    Niemand öffnete, es schien sich nichts hinter der Tür zu rühren, deshalb wollte er gerade wieder die Treppe hinunter gehen, als er ein kratzendes Geräusch hörte und anschließend die Tür vorsichtig einen Spalt weit geöffnet wurde. Ein blasses Gesicht schaute heraus. Er sah, dass die Sicherheitskette vorgelegt war.
    »Wer ist da?«
    Die Stimme klang schwach.
    »Ich heiße Jan Lundin, ich bin von der
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