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Lukkas Erbe

Lukkas Erbe

Titel: Lukkas Erbe
Autoren: Petra Hammesfahr
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– immer nur eine: Paul Lässlers schöne Schwester Maria.
    Zum Heiraten war er ihr und ihrem Bruder nicht gut genug gewesen. Aber in all den Jahren hatte Maria ihn gebraucht für eine oder zwei Stunden in der Woche. Ob sie ihn liebte, hätte Bruno nicht beschwören mögen. Manchmal verletzte ihn ihre Art. Und sie hatte ihn nie mehr verletzt als an dem Abend, als sie ihm erklärte, dass er nicht nur vier Söhne, sondern auch eine Tochter gehabt hatte. Als Bruno Kleu das erfuhr, war seine Tochter Marlene Jensen seit zwei Wochen verschwunden, getötet worden von Lukka. Und nun sollte der Mann zurück ins Dorf kommen, der getan hatte, was Bruno Kleu liebend gerne mit eigenen Händen erledigt hätte.
    Er tat, was er konnte, um Bens Sicherheit zu gewährleisten, pendelte zwischen den Familien Lässler und Schlösser hin und her. Für den Lässler-Hof erledigte er stillschweigend die Arbeit, um die Paul sich nicht kümmerte, damit nicht alles vor die Hunde ging. Er hörte sich Antonias Sorgen an, sagte mindestens einmal jeden Abend: «Ben kann doch nichts dafür.»
    Trude Schlösser bestärkte er in ihrem Bestreben, den Sohn aus der Landesklinik zu holen. «Finde ich richtig, dass du ihn nicht büßen lässt für das, was ihr verbockt habt.»
    Er versuchte auch, Jakob Schlösser bei einigen Gläsern Bier in Ruhpolds Schenke die Bedenken auszureden. In der für ihn typischen, burschikosen Art sagte er: «Nun mach dir nicht ins Hemd, Jakob. An Ben wird sich keiner vergreifen, ich bringe ihm schon bei, wie man sich wehrt. Und was Trude angeht, kein Richter wird eine Frau für einige Jahre in den Knast schicken, die dem Tod mit knapper Not von der Schippe gesprungen ist. Sie kriegt bestimmt Bewährung. Man muss ihr ja auch den Schock zugute halten.»
    Es hatte sich nicht vermeiden lassen, dass Bruno Kleu von dem drohenden Strafverfahren erfuhr. Er war zweimal unerwartet in Trudes Küche aufgetaucht, während sie mit ihrer Anwältin zusammensaß. Dass Trude die Finger seiner Tochter verbrannt hatte, wusste Bruno jedoch nicht. Er nahm an, es ginge nur um Britta Lässlers Fahrrad, das Trude in der Scheune versteckt, und um Brittas Kopf, den sie in ihrem Garten vergraben hatte.
    Damit Jakob nicht zu viel Zeit zum Grübeln fand und am Ende noch verhinderte, dass sein Sohn nach Hause kommen durfte, ließ Bruno ihn auf den Feldern arbeiten, wenn es sich eben einrichten ließ, auf dem Land, das Jakob an ihn verpachtet hatte. Zwar beschäftigte Bruno auch zwei Landarbeiter, aber mit der zusätzlichen Arbeit für den Lässler-Hof konnte er jede Hand gebrauchen.
    Und Trude meinte, es täte ihrem Mann gut, lenke ihn ab von der Schuld, die sie sich aufgeladen hatten. Sie hoffte, dass es ihm auch half, das schlechte Gewissen gegenüber Ben zu bewältigen und wieder ein Vertrauensverhältnis zu seinem Sohn aufzubauen.

17.   Juli 1997
    Die Frau auf der Decke im Bendchen war blond wie der Typ, den Lukka bevorzugt hatte. Sie hieß Rita Meier, der Mann neben ihr hieß Frank, so jedenfalls stellte er sich ihr in der Lohberger Diskothek vor, wo Rita ihn an diesem Abend kennen gelernt hatte. Eine Gelegenheitsliebschaft, mehr als ihren Vornamen hatte Rita ihm auch nicht genannt.
    Sie war zweiunddreißig Jahre alt und verheiratet. Ihr Mann war beruflich viel unterwegs. Er verdiente gut, bot ihr ein angenehmes Leben und erwartete im Gegenzug, dass sie ihm treu war. Er hätte sie umgehend auf die Straße gesetzt, hätte er gewusst, dass sie sich hin und wieder eine Abwechslung gönnte. Deshalb nahm Rita niemals einen Liebhaber mit nach Hause, aus Angst vor den Nachbarn.
    Rita hörte noch ein Geräusch, doch für eine Reaktion war es bereits zu spät. Der Knüppel sauste nieder und traf Frank am Hinterkopf. Das Holz war morsch und zersplitterte, sodass der Schlag Frank nicht völlig betäubte. Rita schrie auf, als der Mann aus dem Unterholz hervorkam und noch einmal mit der Faust zuschlug. Frank brach über ihr zusammen, drückte sie mit seinem Gewicht auf die Decke, nahm ihr jede Möglichkeit zur Flucht.
    Als der Mann den Körper ihres Liebhabers zur Seite zog, versuchte Rita zu fliehen. Sie war nicht schnell genug, die Panik verhinderte, dass sie gezielt handelte. Sie schrie nur: «Fass mich nicht an. Fass mich bloß nicht an!» Bis er ihr mit einer Hand den Mund verschloss und die Nase. Als ihr der Atem ausging, gab sie den Kampf gegen ihn auf. Rita hatte einmal gehört, es sei besser, es über sich ergehen zu lassen, als den Täter mit Gegenwehr
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