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Lügennetz: Thriller (German Edition)

Lügennetz: Thriller (German Edition)

Titel: Lügennetz: Thriller (German Edition)
Autoren: James Patterson , Michael Ledwidge
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übergeschnapptes Hirn wissen. Im Rückspiegel las ich seinen Namen verkehrt herum. Fournier.
    Officer Fournier senkte den Kopf, während er die Angaben aus meinem Führerschein in einen klobigen Rechner tippte, bis er den Kopf plötzlich wieder hob.
    » Stimmt das? « , fragte er, ohne sich umzudrehen. » Sie sind eben erst einundzwanzig geworden? Verbringen Sie hier Ihre Frühjahrsferien? «
    Erst bemerkte ich seinen leichten städtischen Akzent aus dem Nordosten. Boston, New York, Philadelphia oder so was. Dann kam mir ein anderer, verwirrender Gedanke: Welche Farbe wird mein Gefängnisoverall haben?
    » Ja « , antwortete ich, ein Schluchzen unterdrückend. » Ich bin im Hauptstudium an der UF . «
    Plötzlich sehnte ich mich so sehr dorthin zurück, dass ich beinahe stöhnte. Wenn ich nur meine Hacken zusammenschlagen und wieder bei Frisbee, Essensmarken und meiner » Norton Anthology of English Literature « sein könnte, deren Blätter aus Dünndruckpapier mit Anmerkungen vollgekritzelt waren.
    Es würde keine Vorlesungen mehr geben, kein Softball mehr, nichts. Mein ganzes Leben lang hatte ich Bücher geliebt, und seit der Highschool hatte ich davon geträumt, als Redakteurin in einem der großen New Yorker Verlagshäuser zu arbeiten. Meine Zukunft war verdampft wie eine Mücke in einer elektrischen Falle.
    Jetzt gehörte ich zu den Menschen, über die man morgens im Schlafanzug liest, ein Name, über den man in den Polizeiberichten der Tageszeitungen den Kopf schüttelt und als Nächstes darüber nachdenkt, was man zur Arbeit anziehen soll.
    Mein Leben, wie ich es kannte, gehörte ab jetzt der Vergangenheit an.

8
    » Mit wem soll ich zuerst sprechen? Ihrer Mutter oder Ihrem Vater? « , fragte Officer Fournier, der mir im Rückspiegel zum ersten Mal in die Augen blickte.
    Man konnte ihn wirklich problemlos ansehen. Er war nicht niedlich und dunkel wie Alex, doch mit seinem blassen, kantigen, harten Gesicht und dem schwarzen Haar war er irgendwie sehr attraktiv. Seine Augen waren überraschend hell, fast silberblau.
    » Sie sind beide tot « , antwortete ich.
    Officer Fournier seufzte. » Bitte lügen Sie mich nicht an, Jeanine « , erwiderte er ernst. » Ich glaube, Sie verstehen Ihre Situation und möchten die Sache sicher nicht noch schlimmer machen. «
    » Es stimmt « , bekräftigte ich mit plötzlich ruhiger, nüchterner Stimme. » Mein Vater war Staatspolizist in Maryland und wurde 1982 während seines Dienstes bei einem Unfall an einer Straßensperre getötet. In meiner Brieftasche ist seine Gebetskarte. Meine Mutter starb letztes Jahr. «
    Officer Fournier durchsuchte meine Brieftasche und drehte sich, die Gebetskarte meines Vaters in der Hand, einen Moment später zu mir um. Plötzlich wirkte er weit weniger bedrohlich. » Wie starb Ihre Mutter? « , fragte er.
    » Sie hat Selbstmord begangen « , antwortete ich. Mir wurde bewusst, dass ich es zum ersten Mal laut ausgesprochen hatte.
    » Puh, das ist echt hart. « Officer Fournier klang beinahe mitfühlend. » Geschwister? «
    Ich schüttelte den Kopf.
    » Wem gehört der Camaro? «
    » Meinem Freund. Er ist im Hotel « , antwortete ich. Und schwieg einen Moment. » Treibt’s mit meiner besten Freundin « , fügte ich leise hinzu.
    Officer Fournier schüttelte den Kopf, während er zum Radfahrer hinüberblickte. » Puh « , machte er noch einmal. » Sie feiern gemeinsam, er betrügt Sie, und deswegen schnappen Sie sich seinen Wagen. Ich verstehe. «
    » Der Mann hatte einen Hund. Er ist mir direkt vor den Wagen gerannt « , erklärte ich ruhig. » Ich wollte ausweichen und kam ins Schleudern. Wahrscheinlich bin ich zu schnell gefahren, deshalb bin ich herumgewirbelt, und dann war der Mann einfach… da. «
    Wieder verlor ich die Beherrschung, klappte zusammen wie ein Campingstuhl und begann zu weinen. Nach etwa einer Minute wischte ich mir das nasse Gesicht an meinem Oberschenkel ab. Als ich mich wieder aufrichtete, starrte mich Officer Fournier im Rückspiegel an, doch seinen Blick konnte ich nicht deuten.
    Wie elektrisiert sahen wir uns in die Augen. Der Zeitpunkt, sich von jemandem angezogen zu fühlen, war wohl äußerst ungünstig. Doch es war so. Ich konnte nicht wegsehen, deshalb tat er es, während er mit der Gebetskarte meines Vaters gegen sein Kinn tippte.
    » Was wäre, wenn? « , fragte er schließlich.
    In meinem Kopf spulten meine eigenen » Was wäre, wenn « -Gedanken ab. Zum Beispiel: Was wäre, wenn ich nach demMittagessen auf den
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