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Lügennetz: Thriller (German Edition)

Lügennetz: Thriller (German Edition)

Titel: Lügennetz: Thriller (German Edition)
Autoren: James Patterson , Michael Ledwidge
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trinken begonnen, vierzig Kilo zugenommen und sich in jeder Hinsicht gehen lassen. Das Ganze hatte in ihrem Selbstmord geendet, den sie in meinem ersten Collegejahr im alten Ford F-150 meines Vaters mithilfe eines Gartenschlauchs begangen hatte.
    Maureen und Alex hatten mich während der gesamten Zeit vor und nach der Beerdigung gestützt. Da ich keine Geschwister oder andere enge Verwandte hatte, waren sie für mich mehr als nur meine besten Freunde gewesen. Sie waren zu meiner Familie geworden.
    Die Reise hierher war eigentlich Maureens Idee gewesen. Sie wusste, der Todestag meiner Mutter näherte sich, und sie hatte mich aufmuntern wollen.
    Jetzt war mir das alles zu viel. Der Schmerz, hintergangen worden zu sein, traf mich mit der Wucht eines Medizinballs. Ich begann zu weinen, während ich rannte. Tränen vermischten sich mit dem Schweiß, der an meinem Gesicht hinablief und auf den sandigen Asphalt und meine nackten Füße tropfte.
    Am Strand sank ich auf die Knie. Außer mir gab es nur das dunkle Meer und den sternenklaren Himmel. Den Blick auf das dunkle Wasser gerichtet, erinnerte ich mich, dass ich einmal als Neunjährige fast ertrunken wäre. Ich war von einer Strömung mitgerissen worden, doch mein Vater hatte mich gerettet.
    Ich sog die Nachtluft ein, stieß sie wieder aus und lauschte der Brandung. Ich fühlte mich einsamer, war verzweifelter als jemals zuvor in meinem Leben. Es gab niemanden mehr, der mich jetzt noch retten konnte.
    Ein paar Meter rechts von mir stand ein Hinweisschild aus Beton in Form einer Boje.
    SÜDLICHSTER PUNKT VOM FESTLAND DER USA stand darauf. HUNDERTFÜNFZIG KILOMETER BIS KUBA .
    Mit gebrochenem Herzen überlegte ich, ob ich die hundertfünfzig Kilometer schwimmen sollte, und schob die Hände in die Taschen meiner Hose. Was ich dort fand, war einfach nur genial.
    Alex’ Autoschlüssel.
    Die Schlüssel von seinem Z28 Chevy Camaro, mit dem wir von der University of Florida in Gainesville hergefahren waren. Sein » Baby « , wie er es nannte, hatte er sich während vier anstrengender Sommerferien in der Landschaftsgärtnerei seines Vaters verdient. Ich hatte vier Jahre lang geschwitzt, um seinen dumpfen Schädel durch sein medizinisches Vorstudium zu kriegen. Die Idee, in diesem schicken roten Wagen eine kleine Spritztour zu machen, statt schwimmen zu gehen, hatte durchaus etwas Logisches. Meinem gebrochenen Herzen kam sie absolut genial vor.
    Den Rückweg zum Hotelparkplatz legte ich noch schneller zurück. Nachdem ich eine der Taschen der Nutte aus dem Fenster geworfen hatte, ließ ich den Motor aufheulen, als hätte ich mir auf der Indy 500 die Poleposition ergattert.
    Dann tat ich das, was jedes einundzwanzigjährige selbstmordgefährdete Mädchen mit Selbstachtung, das vor einem Jahr zur Waise und vor Kurzem zur Betrogenen geworden war, tun würde.
    Ich schob den Schalthebel bei durchgedrücktem Gaspedal in die Fahrposition und jagte mit rauchenden Reifen vom Parkplatz.

4
    Nach ein paar Kurven mit schleuderndem Heck befand ich mich auf einer freien Straße parallel zum Strand und fuhr den Camaro so, wie es der Situation angemessen war– das heißt, als hätte ich ihn gestohlen. Ich trat das Gaspedal nicht nur bis zum Anschlag durch, sondern durchbrach damit beinahe den pingelig gesaugten Wagenboden.
    Der 5,7-Liter-V8-Motor dröhnte gierig und dämonisch, drehte auf wie das Intro eines Heavy-Metal-Liedes, den ich kannte. » Crazy Train « , überlegte ich, meinen Rücken fest gegen die Lehne gedrückt. Oder war es » Highway to Hell « ?
    Die am Straßenrand parkenden Autos surrten vorbei wie bei einem Autorennen. Wusch, wusch, wusch.
    Ich überlegte, was ich in diesem Moment am liebsten zerstören würde: Alex’ Stolz oder mich selbst. Der Gedanke, meinem dummen, glücklosen Leben ein Ende zu setzen, war verführerisch. Von dem Platz aus, auf dem ich ohne Sicherheitsgurt saß, schien das Leben an sich die reinste Qual zu sein, so dass ich ernsthaft darüber nachdachte, meines so sichtbar und versaut wie möglich zu beenden.
    Der Zeiger des Tachometers glitt ein ganzes Stück über die hundertfünfzig hinweg, und ich hatte schon das Gefühl, gleich abzuheben, als ich aus dem Augenwinkel heraus rechts von mir eine Bewegung am dunklen Strand wahrnahm. Ich blinzelte. Irgendetwas Kleines rannte dort. Ein Hase?
    Ich näherte mich dem Ding mit rasender Geschwindigkeit. Nein, es war ein Hund mit rotem Tuch um den Hals. Ich erkannte den Bauchplatscher-Collie aus der Bar genau in
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