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Lügennetz: Thriller (German Edition)

Lügennetz: Thriller (German Edition)

Titel: Lügennetz: Thriller (German Edition)
Autoren: James Patterson , Michael Ledwidge
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Gründen.
    Allerdings konnte ich Emma nicht erzählen, dass ich vor fast zwei Jahrzehnten und tausendsiebenhundert Kilometer weiter südlich in Schwierigkeiten geraten war. Und zwar in solche der übelsten Sorte. Der Sorte, die einen auf immer und ewig dafür sorgen lässt, dass die Telefonnummer nirgendwo veröffentlicht wird und man nie aufhört, sich nach hinten umzudrehen.
    Die Sache hatte ausgerechnet im Frühling begonnen. Im Frühling 1992 in Key West in Florida war, wie man sagen könnte, ein dummes Mädchen durchgeknallt.
    Das dumme Mädchen war ich.
    Aber damals hieß ich Jeanine.

Erster Teil Der letzte Sonnenuntergang

1
    12. März 1992
    Feiern bis zum Umfallen!
    Jedes Mal, wenn ich an das denke, was passiert ist, fällt mir zuerst dieser Spruch ein, dieses dumme Klischee, das in den Achtzigern in Mode war.
    Und dieser Ausdruck war auch das Erste, das wir bei unserer Ankunft in Key West hörten, wo wir die letzten Frühjahrsferien unserer Collegezeit begannen. Als wir uns im Hotel anmeldeten, rannte ein pitschnasser, sehr haariger und noch betrunkenerer Mann mittleren Alters mit Brille und Badehose durch die Eingangshalle und rief: » Feiern bis zum Umfallen! «
    Von diesem lustigen Moment an war dies unsere ganzen Ferien hindurch unser Mantra, unser Stolz, unsere gegenseitige Herausforderung. Mein Freund schlug sogar vor, wir sollten uns alle » Feiern bis zum Umfallen! « -Tätowierungen machen lassen.
    Weil wir den Spruch zu dem Zeitpunkt noch lustig fanden.
    Doch er erwies sich als Prophezeiung.
    Und wurde tatsächlich wahr.
    Zuerst feierten wir.
    Dann fiel jemand um.
    Es geschah am letzten Tag. Der Nachmittag verlief genauso wie die Nachmittage davor– mit einem heftigen Kater, während wir unter dem Sonnenschirm in der Hotelbar träge unsere Hamburger verputzten.
    Unter dem Tisch hatte mein Freund Alex seinen nackten Fuß an meinen gelegt, während sein Finger mit dem Träger meines gelben Bikinioberteils spielte. Aus den Lautsprechern dudelte leise der Klassiker der Cars, » Touch and Go « , ein älterer Fahrradfahrer mit schwarzer Lederweste und grauen Zöpfen spielte im Wasser neben der sonnengebleichten Anlegestelle der Bar mit seinem Hund. Wir lachten jedes Mal, wenn der Collie, um seinen Hals ein rotes Tuch, den nassen Tennisball zuerst ins Wasser köpfte und ihm anschließend mit einem Bauchplatscher in die flachen Wellen hinterhersprang.
    Als der keuchende, nasse Collie zurück ans Ufer platschte, ließ eine Windbö das gläserne Windspiel in der Bar erklingen. Die unerwartete Musik entlockte mir einen Seufzer, während mich eine Art Ferien-Nirwana erfasste. Einen prickelnden Moment lang wurde alles– die Kühle unter dem Jägermeister-Schirm, der in der flimmernden Hitze pulsierende weiße Sand, das blaugrüne Wasser im Golf– schärfer, leuchtender, lebendiger.
    Als Alex seine Hand in meine gleiten ließ, wurde ich von allen wunderschönen Erinnerungen daran übermannt, wie wir uns im ersten Collegejahr verliebt hatten. Der erste nervöse Augenkontakt im höhlenartigen Geologieraum. Das erste Mal, als er mich stockend bat, mit ihm auszugehen. Der erste Kuss.
    Ich erwiderte seinen Händedruck und dachte daran, wie glücklich wir waren, dass wir einander gefunden hatten, wie gut wir zueinander passten und welch leuchtende Zukunft uns bevorstand.
    Dann passierte es.
    Der Anfang vom Ende meines Lebens.
    Unsere dürre australische Kellnerin, Maggie, räumte den Tisch ab, hob lächelnd eine Augenbraue und stellte beiläufig die Frage, die sich als die wichtigste Ja-oder-nein-Frage meines Lebens erweisen würde.
    » Na, braucht ihr noch was? « , fragte sie mit ihrem tollen australischen Akzent.
    Alex, der sich in seinem Plastikstuhl so weit zurücklehnte, dass er fast schon flach lag, richtete sich plötzlich mit einem breiten, seltsam ansteckenden Lächeln auf. Er war durchschnittlich groß, schlank, dunkel, fast schon zierlich, so dass man nicht erwartet hätte, dass er in der Football-Mannschaft der University of Florida mitspielte.
    Ich richtete mich ebenfalls auf, als ich merkte, dass er das gleiche beinahe gerührte Nichts-wie-ran-Lächeln zeigte wie immer, wenn er vor siebzigtausend Zuschauern übers Feld stürmte.
    Oder bevor er eine Schlägerei anfing.
    Unsere Ferien hatten alles geboten, was die Überschrift im Prospekt– » Fünf Tage und vier Nächte in Key West! « – versprochen hatte. Kein Unterricht. Keine Regeln. Nichts außer mir und meine Freunde, Strand, kaltes Bier,
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