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Lucy's Song

Lucy's Song

Titel: Lucy's Song
Autoren: Bjorn Ingvaldsen
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antwortete ich.
    Lucy schaute mich an, als wollte sie sagen, dass es etwas ganz Besonderes war, was ich da machte. Ich fragte mich, ob sie Mama auch vermisste und ob sie sich auch wünschte, dass Mama wieder gesund wurde. Sie gab einen Ton von sich. Dann mühte sie sich weiter zu ihrem Zimmer.

I
ch glaube, die nächsten Tage habe ich hundertmal nachgesehen, ob ich eine neue E-Mail bekommen hatte. Aber es tauchte keine Nachricht von der Zeitungsredaktion auf. Sobald ich zu Hause war, blätterte ich außerdem schnell die Zeitung durch in der Hoffnung, dass sie die Spendenaktion gestartet hatten, ohne mir Bescheid zu geben. Aber es stand nichts davon drin. Vielleicht war meine Nachricht gar nicht angekommen? Oder sie glaubten, das sei nur Quatsch.
    Doch dann klingelte das Telefon. Tante ging ran und sagte mir, da sei ein Mann, der mit mir reden wolle.
    »Hallo«, sagte ich.
    Der Mann nannte seinen Namen und sagte, dass er bei der Zeitung arbeite. Dann fragte er mich, ob ich die Person sei, die die Mail geschickt hatte.
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Wir haben hier in der Redaktion mehrere Tage darüber diskutiert«, sagte er dann. »Denn wir finden, das ist eine gute Idee von dir, und wir waren ganz gerührt, was du für deine Mutter tun willst. Wir finden das einfach toll.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Wir hoffen auch, dass es deiner Mutter bald wieder besser gehen wird. Aber wie gesagt, wir haben viel darüber diskutiert,und sind dann zu dem Ergebnis gekommen, dass wir so einen Spendenaufruf nicht starten wollen. Nicht, weil wir glauben, es würde kein Geld hereinkommen, das ganz und gar nicht. Aber wir finden, das wäre irgendwie nicht richtig. Das ist schwer zu erklären. Woran wir dabei denken, das ist die Frage, wie so etwas von den Lesern aufgefasst wird. Denken die Leute einfach nur, dass das gut ist, oder denken sie, dass wir mithilfe von jemandem, der krank ist, versuchen, mehr Zeitungen zu verkaufen? Ich weiß nicht, ob du verstehst, was ich meine?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Nein, das ist auch schwer zu verstehen. Aber unsere Entscheidung ist jedenfalls, dass wir das nicht machen können. Deshalb kann ich nur sagen, dass es mir leidtut, und ich wünsche euch trotzdem viel, viel Glück. Und hoffe, du schaffst es. Ja, dann auf Wiederhören!«
    »Auf Wiederhören.«
    Ich ging in mein Zimmer und legte mich aufs Bett. Was sollte ich jetzt tun? Selbst Geld sammeln? Wie sollte ich das schaffen? Vielleicht Plakate in den Geschäften aufhängen?
    Mama sollte in einer Woche nach Hause kommen. Bis dahin musste ich eine Lösung gefunden haben.
    Ein paar Tage später traf ich eine der Frauen, mit denen Mama zusammenarbeitet. Sie stand im Flur, als ich ins Krankenhaus kam.
    »Ich habe sie gerade besucht«, sagte sie. »Sie fehlt uns bei der Arbeit.«
    Wir unterhielten uns eine Weile. Ich erzählte ihr von meinem Plan. Dem Plan von Paris und von der Zeitung, die kein Geld sammeln wollte.
    Sie überlegte kurz.
    »Ich verstehe schon, warum sie Nein gesagt haben«, erklärte sie dann. »Aber vielleicht können andere helfen. Willst du nicht morgen zu mir in den Betrieb kommen? Am besten direkt vor der Mittagspause.«
    Ich bekam schulfrei, ohne dass ich eine Entschuldigung zeigen musste. Ich sagte dem Lehrer einfach, dass ich etwas wegen Mama besprechen müsste.
    »Schon in Ordnung«, sagte er.
    Mamas Kollegin saß in ihrem Büro, als ich kam.
    »Schön, dass du da bist«, sagte sie. »Komm mit mir in die Kantine. Was meinst du, könntest du den anderen erzählen, was du mir gestern gesagt hast?«
    Ich nickte.
    »Klar, das kann ich.«
    Sie kaufte mir einen Bagel und ein Glas Saft. Wir setzten uns zu vier anderen Frauen. Die fragten mich aus, wie es mir und wie es Lucy ging. Über Mama wollten sie nichts wissen. Das hatten sie sicher schon erfahren. Nachdem ich den Bagel gegessen hatte, nickte die Frau, die mich mit hergenommen hatte, mir zu. Dann klopfte sie mit einer Gabel an ihr Glas und stand auf. Sie sagte nur, dass heute ein Gast hier sei, der etwas Wichtiges zu erzählen habe.
    Ich stand auf und berichtete von der Parisreise. Davon, dass Mama dort gewesen war, als sie jung war. Und von Lucy’s Song. Dem Cabrio. Dass ich mir wünschte, sie sollte das erleben. Als ich fertig war, klatschten alle.
    Ich dachte, Mamas Kollegin würde den Leuten in der Kantine noch etwas sagen, nachdem ich mich wieder gesetzt hatte, aberdas tat sie nicht. Sie strich mir nur über den Arm und sagte, das hätte ich prima gemacht.
    Auf dem Heimweg
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